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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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bei Gupta-ji eingegangen bist. Jetzt bist du hier, in Sicherheit, und ich muss los.«
    Sie wandte sich um und sprach mit Nasir. Sie unterhielten sich auf Urdu, und ich verstand nur jedes dritte oder vierte Wort ihrer Unterredung. Nasir lachte, hörte ihr zu und betrachtete mich dann mit dem verächtlichen Blick, der mir schon vertraut war.
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich, als die beiden verstummten.
    »Das willst du nicht wissen.«
    »Doch, will ich.«
    »Er glaubt, dass du es nicht schaffen wirst«, sagte sie. »Ich habe ihm gesagt, dass du den Entzug durchziehen und mich erwarten wirst, wenn ich in ein paar Monaten zurückkomme. Das glaubt er nicht. Er sagt, in der ersten Minute, in der du den Affen kriegst, wirst du hier raus rennen und dir einen Schuss besorgen. Ich habe mit ihm gewettet, dass du es schaffen wirst.«
    »Um was?«
    »Tausend Steine.«
    »Tausend Steine«, sinnierte ich. Ein beachtlicher Einsatz, bei schlechten Chancen.
    »Ja. Mehr Bargeld hat er nicht – ist seine Rücklage. Er ist bereit, das alles darauf zu verwetten, dass du in die Knie gehen wirst. Er sagt, du seist ein schwacher Mann. Deshalb bräuchtest du Drogen.«
    »Was hast du darauf geantwortet?«
    Sie lachte, und ich nahm ihr Lachen, das ich so selten sah und hörte, diese glücklichen hellen runden Laute, in mich auf wie Essen, wie Trinken, wie die Droge. Meinem Zustand zum Trotz, spürte ich in mir die untrügliche Gewissheit, dass Karlas Lachen der größte Schatz und die größte Freude meines Leben war; diese Frau zum Lachen zu bringen und das Gluckern ihres Lachens an meinem Gesicht zu fühlen, an meiner Haut.
    »Ich habe ihm geantwortet«, sagte sie, »dass ein guter Mann so stark ist, wie er es für die richtige Frau sein muss.«
    Dann war sie verschwunden, und ich schloss die Augen, und als ich sie eine Stunde oder einen Tag später wieder öffnete, sah ich Khaderbhai neben mir sitzen.
    »Utna hain«, hörte ich Nasir sagen. »Er ist wach.«
    Es war kein gutes Erwachen. Ich war verkrampft, fror und brauchte das Heroin. Mein Mund fühlte sich pelzig an, und mein Körper tat überall weh.
    »Hmmm«, murmelte Khader. »Du hast schon den Schmerz.«
    Ich rappelte mich auf die Kissen hoch und sah mich um. Es wurde Abend, und der lange Schatten der Nacht kroch über den Sandstrand vor dem Fenster. Nasir saß auf einem Stück Teppich neben der Küchentür. Khader trug die typische Kleidung der Paschtunen: weite Hose und Hemd und darüber eine lange Weste in Grün, der Lieblingsfarbe des Propheten. Er sah älter aus, obwohl nur wenige Monate vergangen waren. Doch er wirkte auch gesünder und so ruhig und entschieden, wie ich ihn noch nie erlebt hatte.
    »Brauchst du etwas zu essen?«, fragte er mich, als ich ihn wortlos anstarrte. »Möchtest du ein Bad nehmen? Hier ist alles vorhanden. Du kannst so oft baden, wie du möchtest. Du kannst essen, so viel du willst – es ist genug da. Und du kannst neue Kleider anziehen. Ich habe sie mitgebracht.«
    »Was ist mit Abdullah passiert?«, fragte ich.
    »Du musst wieder zu Kräften kommen.«
    »Was zum Teufel ist mit Abdullah passiert?«, brüllte ich mit brechender Stimme.
    Nasir ließ mich nicht aus den Augen. Äußerlich wirkte er ruhig, aber ich wusste, dass er bereit war, jeden Moment aufzuspringen.
    »Was willst du wissen?«, fragte Khader, ohne mich anzusehen. Er blickte zwischen seinen Knien hindurch auf den Teppich und nickte langsam.
    »War er Sapna?«
    »Nein«, antwortete er und schaute mich an, begegnete meinem bohrenden Blick. »Ich weiß, die Leute behaupten das, aber ich gebe dir mein Wort, dass er nicht Sapna war.«
    Ich atmete erleichtert aus. Tränen brannten in meinen Augen, und ich biss die Zähne zusammen, um sie zu unterdrücken.
    »Und warum behaupten die Leute das?«
    »Abdullahs Feinde haben es der Polizei gesagt.«
    »Welche Feinde? Wer sind die?«
    »Männer aus dem Iran. Feinde aus seinem Land.«
    Ich erinnerte mich an den mysteriösen Kampf. Abdullah und ich hatten auf der Straße mit einer Gruppe Iraner gekämpft. Ich versuchte, mich an andere Einzelheiten dieses Tages zu erinnern, spürte aber einen scharfen betroffenen Schmerz in mir, weil ich Abdullah nie gefragt hatte, wer diese Männer gewesen waren und weshalb wir mit ihnen gekämpft hatten.
    »Wo ist der echte Sapna?«
    »Tot. Ich habe den Mann gefunden – den echten Sapna. Er ist jetzt tot. So viel wurde schon getan, für Abdullah.«
    Ich lehnte mich in die Kissen zurück und schloss für einen

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