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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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auch die beste Rache langsam und mit offenen Augen vollzogen.«
    »Karla?«, schrie ich über die Schulter, während uns der Wind um die Ohren pfiff.
    »Non, das ist, glaube ich, von mir selbst! Aber ich bin mir nicht ganz sicher!«, schrie er zurück, und wir lachten beide über unsere Liebe zu ihr.
    Ich parkte das Motorrad in der Zufahrt eines Wohnhauses einen Straßenzug vom Palace entfernt. Wir näherten uns dem Gebäude auf der anderen Straßenseite und hielten im Vorbeigehen Ausschau nach Lebenszeichen. Die Fassade sah unversehrt aus, doch die mit Blech und Holz vernagelten Fenster und die Bretter an der Haupttür wiesen auf die Verwüstung im Inneren hin. Wir kehrten um und versuchten auf dem Rückweg einen Eingang auszumachen.
    »Wenn sie wirklich da drin ist und die Diener ihr Essen bringen, gehen sie jedenfalls nicht durch diese Tür«, stellte ich fest.
    »Ganz meine Meinung«, erwiderte Didier. »Es muss noch einen anderen Eingang geben.«
    Hinter den Gebäuden entdeckten wir schließlich eine schmale Gasse, die im Gegensatz zur sauberen stolzen Hauptstraße schmutzig und verkommen war. Wir umrundeten stinkende schwarze Lachen voller Abfälle und ölig glitzernde Müllhaufen. Ich warf einen Blick auf Didiers angewiderte Miene; er sann vermutlich gerade darüber nach, wie viele Drinks er sich wohl genehmigen musste, um diesen Gestank zu vergessen. Die Mauern beiderseits der Gasse waren über viele Jahrzehnte aus Steinen, Ziegeln und Zement errichtet worden und mit einem wirren Gestrüpp aus Moos und Schlingpflanzen überwachsen.
    Wir zählten die Gebäude vom Anfang der Gasse ab und fanden so den Hintereingang zum Palace. Durch eine niedrige unverschlossene Holztür in einer hohen Steinmauer traten wir in einen großen Hof, der offensichtlich ein gepflegtes Refugium gewesen war, bevor der Mob ihn zerstört hatte. Schwere Tontöpfe, aus denen Blumen und Erde quollen, lagen umgestürzt am Boden. Gartenmöbel waren zu Kleinholz gemacht worden. Sogar die Bodenkacheln waren so zertrümmert, als habe man mit Vorschlaghämmern darauf eingeschlagen.
    Wir entdeckten eine rußverschmierte Tür, durch die man ins Haus gelangen konnte. Sie war unverriegelt und gab quietschend nach, als wir dagegen drückten.
    »Du wartest hier«, teilte ich Didier in einem Tonfall mit, der keinerlei Widerspruch zuließ. »Du deckst mich. Wenn jemand durch dieses Tor kommt, musst du ihn aufhalten oder mir ein Zeichen geben.«
    »Wie du meinst«, seufzte Didier. »Lass dir nicht zu viel Zeit. Mir gefällt es hier überhaupt nicht. Bonne chance.«
    Ich betrat das Gebäude. Als die Tür hinter mir zufiel, wünschte ich mir, ich hätte eine Taschenlampe mitgenommen. Es war finster, und der Fußboden war übersät mit zerbrochenem Geschirr, Töpfen, Pfannen und anderen Gefäßen, die zwischen verkohlten Möbelstücken und herabgefallenen Balken lagen. Ich tastete mich langsam durch die Küche voran und trat in einen langen Flur, der zur Vorderseite des Hauses führte. Die Räume, an denen ich vorbeikam, waren allesamt vom Feuer zerstört worden. In einem hatten die Flammen so schlimm gewütet, dass der Fußboden beinahe weggebrochen war und die verkohlten Stützbalken zwischen den Resten herausragten wie die Rippen eines riesigen Tierskeletts.
    Unweit vom Haupteingang stieß ich auf die Treppe, die ich Jahre zuvor mit Karla hinaufgestiegen war, um Lisa Carter zu retten. Die einst so edle Blumentapete schälte sich von den gesprungenen Wänden, und der Läufer auf der Treppe war zu Ascheklumpen zerfallen. Vor jedem Schritt testete ich erst die Stufe, bevor ich sie betrat. Auf halber Höhe brach mir eine Stufe unter den Füßen weg, und ich sah zu, dass ich den Treppenabsatz erreichte.
    Dort blieb ich erst einmal stehen und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nach ein paar Sekunden konnte ich die Lücken im Boden erkennen und sie vorsichtig umrunden. In manchen Teilen des Hauses hatte das Feuer nichts als Löcher und verkohlte Holzstümpfe hinterlassen, andere dagegen waren verschont geblieben. Diese unversehrten Bereiche sahen so unverändert und sauber aus, wie ich sie in Erinnerung hatte, was die Stimmung noch unheimlicher machte. Es kam mir vor, als bewegte ich mich zwischen der Vergangenheit vor dem Brand und der zerstörten Gegenwart – als seien diese luxuriösen unberührten Teile des Hauses Produkte meiner eigenen Erinnerung.
    Als ich mich in diesem breiten Korridor vorsichtig voranbewegte, brach mein

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