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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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sexuellen Beschreibungen und Anspielungen ergingen, dass sogar abgebrühte Bösewichte entsetzt zusammenzuckten. Es hieß, Indra habe einmal bei einem Straßenfest seine Dichtung an einem Mikrofon vorgetragen, worauf binnen kürzester Zeit sämtliche Händler und Kunden vom Colaba Market das Weite suchten. Sogar die Polizei sei schockiert zurückgeschreckt, berichtete man, bis der Dichter von Erschöpfung überwältigt wurde und man ihn verscheuchen konnte, als er gerade Atem schöpfte. Ich kannte beide Männer und mochte sie auch, achtete jedoch darauf, keinen je näher als Armeslänge in die Nähe meiner Taschen kommen zu lassen. Und als der Motor des Busses wieder zum Leben erwachte und der Verkehr sich in Bewegung setzte, sah ich prompt, wie Indra die Blindenrolle spielte – die nicht zu seinen besten gehörte, aber halbwegs überzeugend war – und mit einem Touristen zusammenstieß. Und Taj Raj, der hilfreiche Passant, half beiden auf die Füße und erleichterte den Ausländer dabei um seine lästige Brieftasche.
    »Warum?«, fragte ich, als wir wieder in Fahrt gekommen waren.
    »Warum was?«
    »Warum willst du Chuha umbringen?«
    »Ich weiß, dass er sich mit den Typen aus dem Iran getroffen hat«, schrie Abdullah über die Schulter. »Sanjay sagt, es sei nur geschäftlich gewesen. Aber das glaube ich nicht. Ich denke, er arbeitet mit denen, gegen Khader Khan. Gegen uns, Lin. Deshalb will ich ihn umbringen.«
    »Verstehe«, rief ich. Ich war zufrieden, meine eigenen Vermutungen über Chuha bestätigt zu finden, machte mir aber Sorgen um meinen wilden iranischen Freund. »Unternimm bitte nichts ohne mich, okay?«
    Er lachte und wandte den Kopf zu mir, sodass ich seine weißen Zähne strahlen sah.
    »Ganz im Ernst, Abdullah. Versprich es mir!«
    »Thik hain, Lin, Bruder!«, rief er. »Ich hole dich, wenn es so weit ist.«
    Er hielt an und parkte das Motorrad vor dem Strand Coffee House unweit vom Colaba Market, einem meiner Lieblingslokale zum Frühstücken.
    »Was soll das alles?«, fragte ich, als wir Richtung Markt gingen. »Tolle Überraschung – hier bin ich jeden Tag.«
    »Ich weiß«, antwortete Abdullah verheißungsvoll grinsend. »Und das weiß nicht nur ich.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Du wirst es herausfinden, Lin, mein Bruder. Hier sind deine Freunde.«
    Wir stießen zu Vikram Patel und den beiden Tierkreis-Georges, Skorpion und Zwilling, die neben einem Hülsenfruchtstand auf Linsensäcken hockten und Chai aus Gläsern tranken.
    »Hey, Mann!«, begrüßte mich Vikram. »Zieh dir einen Sack ran und mach es dir bequem.«
    Abdullah und ich schüttelten allen die Hand, und als wir uns auf den Säcken niedergelassen hatten, bedeutete Skorpion-George einem Chai-Verkäufer, dass er noch zwei Gläser bringen solle. Die Arbeit mit den Pässen fand häufig nachts statt, weil Krishna und Villu beide kleine Kinder hatten und ihre Schichten auf die Nacht verlegten, um tagsüber mehr Zeit mit ihren Familien verbringen zu können. Meine diversen Verpflichtungen für den Salman-Klan hielten mich davon ab, so häufig ins Leopold’s zu gehen wie früher. Wann immer es meine Zeit erlaubte, traf ich mich mit Vikram und den Georges in der Nähe von Vikrams Wohnung am Colaba Market. Vikram kam meist dorthin, nachdem er mit Lettie zu Mittag gegessen hatte. Er hielt mich auf dem Laufenden über die Neuigkeiten aus dem Leopold’s – Didier hatte sich erneut verliebt, und Ranjit, Karlas neuer Freund, wurde zusehends beliebter –, und die Georges berichteten das Neueste aus den Straßen.
    »Wir dachten schon, du kommst heute nicht«, sagte Vikram, als der Chai gebracht wurde.
    »Abdullah hat mich abgeholt«, sagte ich und runzelte die Stirn angesichts seines rätselhaften Lächelns, »und wir sind im Stau stecken geblieben. Hat sich allerdings gelohnt, denn so konnte ich aus nächster Nähe zuschauen, wie Taj Raj und Indra ihre Stolpernummer auf der MG Road abzogen. War eine gute Show.«
    »Ist auch nicht mehr, was er mal war«, verkündete Zwilling-George mit seinem unüberhörbaren South-London-Akzent. »Nicht mehr so gelenkig. Seit dem Unfall haut sein Timing nicht mehr richtig hin. Ich meine, leuchtet ein, wie? Der Kopf war ja fast ab, da kann man schon ins Schleudern kommen mit dem Timing.«
    »An diesem Punkt«, meldete sich Skorpion-George zu Wort und senkte in jener pietätvollen Haltung den Kopf, die wir alle kannten und fürchteten, »sollten wir alle den Kopf neigen und beten.«
    Wir anderen

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