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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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hatten sie unter Turbanen verborgen, und sie trugen weiße Hosen und Hemden. Schmucklos und farblos, wirkten die blauen Männer auch seelenlos und viel kleiner und schmaler als die fantastischen Gestalten, als die ich sie in Erinnerung hatte.
    »Sagt mir, bleibt Kano auf einem Brett sitzen?«
    »Ja, Baba!«, antworteten sie stolz.
    »Für wie lange?«
    »Eine Stunde, wenn wir bei ihm sind und mit ihm reden. Vielleicht auch länger, Baba – wenn er nicht pinkeln muss. Aber wenn er muss, sagt er es uns.«
    »Okay. Würde er auch auf einem kleinen rollenden Brett sitzen bleiben, wenn wir es schieben?«, fragte ich.
    Dies löste einige Erörterungen aus, und ich erklärte, was ich im Sinn hatte: einen Rollwagen, wie man ihn im Slum benutzte, um Obst und Gemüse und andere Lebensmittel zu verkaufen. Als alle mich verstanden hatten und ein solcher Karren herangeschafft war, wiegten die Bärenführer aufgeregt den Kopf und bestätigten, dass Kano auf einem solchen bewegten Tisch sitzen bleiben würde. Sie ergänzten, dass man ihn sogar mit Seilen festbinden könnte, wenn man ihm vorher erklärte, warum das notwendig war. Aber, wollten sie wissen, was genau hatte ich mir ausgedacht?
    »Auf dem Weg hierher sind wir an der Werkstatt des alten Rakeshbaba vorbeigekommen«, erklärte ich rasch. »Sie war erleuchtet, und ich habe Teile von seinen Ganesh-Skulpturen herumliegen sehen. Einige sind ziemlich groß. Sie sind aus Pappmaché, also leicht und innen hohl. Ich denke, sie wären groß genug, um Kanos Kopf und Körper zu bedecken, wenn er sich hinsetzt. Mit ein bisschen Seide und ein paar Blumengirlanden als Dekoration …«
    »Du … meinst …«, stammelte Jeetendra.
    »Dass wir Kano als Ganesh verkleiden sollen«, vollendete Johnny Cigar seinen Satz, »und ihn wie einen Ganpatti auf dem Karren mitten auf der Straße zum Nariman Point schieben sollen. Das ist eine tolle Idee, Lin!«
    »Aber Ganesh Chaturthi war letzte Woche zu Ende«, wandte Joseph ein; das Fest, bei dem alljährlich Hunderte von Ganesh-Figuren – manche so klein, dass man sie in der Hand halten konnte, andere zehn Meter hoch – durch die Stadt zum Chowpatty Beach geschoben und unter den Augen von Hunderttausenden von Menschen im Meer versenkt wurden. »Ich war selbst beim mela am Chowpatty. Die Zeit dafür ist vorbei, Linbaba.«
    »Ich weiß. Ich war auch dort. Deshalb kam ich auf die Idee. Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, ob das Fest vorüber ist. Ich würde mich zu keiner Zeit des Jahres wundern, wenn ich irgendwo einen Ganesh sähe. Oder würde es einer von euch merkwürdig finden, wenn ihr einen Ganesh auf einem Karren sehen würdet, der die Straße entlanggeschoben wird?«
    Ganesh, der Gott mit dem Elefantenkopf, war zweifellos die beliebteste Gottheit im hinduistischen Pantheon, und ich war sicher, dass niemand eine kleine Prozession anhalten würde, die eine riesige Ganesh-Figur auf einem Karren transportierte.
    »Ich glaube, er hat recht«, pflichtete Jeetendra mir bei. »Niemand wird sich wundern über Ganesha. Lord Ganesh ist doch der Herr der Hindernisse, na ?«
    Der Gott mit dem Elefantenkopf galt als Herr der Hindernisse, der bei der Lösung von Problemen behilfich war. Wer in Schwierigkeiten steckte, wandte sich mit Gebeten an ihn, so wie Christen ihre Schutzheiligen um Beistand baten. Ganesh ist auch der Gott der Schriftsteller.
    »Es ist sicher kein Problem, Ganesh zum Nariman Point zu bringen«, äußerte Maria, Josephs Frau. »Aber Kano zu verkleiden – das ist ein Problem. Es war schon sehr schwierig, ihm dieses Kleid anzuziehen.«
    »Das Kleid gefällt ihm nicht«, erklärte einer der Bärenführer entschieden. »Er ist ein Mannbär und empfindsam in solchen Dingen.«
    »Aber er wird nichts gegen eine Ganesh-Verkleidung haben«, ergänzte sein Freund. »Ich bin sicher, er wird sie lustig finden. Er ist immer gierig nach Aufmerksamkeit, muss ich sagen. Das ist eine seiner zwei schlechten Angewohnheiten. Die andere ist Flirten mit Mädchen.«
    Wir sprachen Hindi, und der letzten Äußerung konnte ich nicht folgen.
    »Was hat er gesagt?«, fragte ich Johnny. »Was ist Kanos schlechte Angewohnheit?«
    »Flirten«, antwortete Johnny. »Mit Mädchen.«
    »Flirten? Was zum Teufel soll das heißen?«
    »Na, ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube –«
    »Danke, danke«, winkte ich hastig ab. »Bitte, sag es mir nicht.«
    Ich blickte in die erwartungsvollen Gesichter um mich herum und empfand einen Anflug von Staunen und auch

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