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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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auch leichte Rauchvergiftungen.
    Qasim Ali Hussein sah uns kurz zu und machte sich dann auf, um den Bau von Notunterkünften und die Rationierung des verbleibenden Wassers zu beaufsichtigen und die Versorgung der Überlebenden mit Essen und ein Dutzend andere Dinge zu organisieren. Er würde die ganze Nacht und länger beschäftigt sein. Plötzlich stand eine Tasse Tee neben mir. Meine Nachbarin Radha hatte sie mir gekocht. Der Tee war das Erste, was ich im Slum zu mir nahm, und es war der beste Tee meines Lebens. Eine Stunde später nötigte Radha ihren Mann und zwei andere junge Männer, mich von den Verletzten wegzuholen, damit ich etwas aß. Sie hatte Reis, Bhajee und Roti für mich vorbereitet. Das Gemüsecurry war köstlich gewürzt, und mit dem letzten Stück Roti wischte ich den Teller sauber.
    Jeetendra, Radhas Mann, rettete mich in dieser Nacht erneut, indem er mich wieder am Arm packte und mich in meine Hütte zog. Dort hatte jemand eine gehäkelte Decke auf dem Boden ausgebreitet. Ohne mich zu widersetzen, sank ich darauf und schlief ein. Meine erste Nacht im Slum.
    Sieben Stunden später – Stunden, die wie Minuten vergingen – wachte ich auf. Über mir schwebte Prabakers Gesicht. Ich blinzelte, kniff die Augen zusammen. Links neben ihm kauerte Johnny Cigar, zu seiner Rechten Jeetendra.
    »Guten schönen Morgen, Linbaba!«, sagte Prabaker fröhlich, als er merkte, dass ich wach war. »Ist es ganz fabelhaft, dein Schnarchen. So prima laut! Ist es, als wohnt ein Ochse in diese Hütte, hat der Johnny gesagt.«
    Johnny nickte zustimmend, und Jeetendra wiegte den Kopf dazu.
    »Hat sie prima erste Klasse Behandlung für Schnarchen, die alte Sarabai«, teilte mir Prabaker mit. »Nimmt sie ein sehr scharfe Stücke Bambus, so lang wie dieser mein Finger, und schiebt sie in deine Nase rein durch die Löcher. Danach ist alle weg, das Schnarchen. Bas! Kalaass!«
    Ich setzte mich auf und dehnte meine steifen Schultern und meinen Rücken. Gesicht und Augen waren immer noch rußverklebt, und ich spürte, dass meine Haare vom Rauch verfilzt und strohig waren. Das Morgenlicht bohrte sich wie Lanzen durch die Löcher in der Hüttenwand.
    »Was machst du hier, Prabu?«, fragte ich gereizt. »Wie lange habt ihr mir beim Schlafen zugeschaut?«
    »Nicht so sehr viel lang, Lin. Halbe Stunde oder so.«
    »Das ist ziemlich unhöflich, weißt du«, knurrte ich. »Das macht man nicht, Leuten beim Schlafen zuschauen.«
    »Tut mich das sehr leid, Lin«, sagte er leise. »Hier in diesem Indien sehen wir jeden mal schlafen. Und sagen wir, dass es ist in Schlaf der Freund von die Welt, das Gesicht.«
    »Du hast so ein freundliches Gesicht, wenn du schläfst, Lin«, fügte Johnny Cigar hinzu. »Ich war sehr erstaunt.«
    »Ich kann euch gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet, Jungs. Gehe ich richtig in der Annahme, dass ich euch jetzt jeden Morgen beim Aufwachen in meiner Hütte vorfinde?«
    »Na ja, wenn du wirklich das willst, Lin …«, bot Prabaker an und sprang auf. »Aber sind wir dieser Morgen nur gekommen zu sagen, dass sind sie alle da, deine Patienten.«
    »Meine … Patienten ?«
    »Ja. Kommst du und guckst du selbst.«
    Sie standen auf und öffneten die Hüttentür. Sonnenlicht stach mir in die brennenden Augen. Ich blinzelte, folgte den Männern in den strahlenden Morgen hinaus und erblickte eine riesige Warteschlange. Die Menschen hockten vor meiner Hütte auf dem Boden. Es waren mindestens dreißig, eher mehr. Die Schlange reichte bis zur ersten Ecke der Gasse.
    »Doktor … Doktor …«, raunten und wisperten die Leute, als ich aus der Hütte trat.
    »Kommst du!«, drängte Prabaker und zerrte an meinem Arm.
    »Wohin?«
    »Zuerst zu die Toilette«, anwortete er fröhlich. »Musst du machen Stuhlgang, oder? Zeig ich dir, wie wir machen Stuhlgang in das Meer, auf der langen Betonmole. Setzt du dich auf deine Beine und streckst du deine Popo zu das Meer. Dann waschst du dein wertes Selbst, machst du anschließend fröhliches Frühstück. Und dann kannst du bekümmern alle deine Patienten ganz leicht, kein Problem.«
    Wir gingen an der Schlange vorbei. Junge und Alte, Männer und Frauen mit Platzwunden, blauen Flecken und Schwellungen saßen unter den Wartenden. Ihre geschwärzten Hände waren blutig und voller Blasen. Manche trugen den Arm in der Schlinge oder hatten ein Bein geschient. Und als wir um die Ecke bogen, sah ich zu meinem Entsetzen, dass die Schlange dort weiterging und noch viel, viel länger war.
    »Wir

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