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Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke

Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke

Titel: Shaolin - Das Geheimnis der inneren Staerke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Spaeth , Shi Yan Bao
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mehr Kraft, und es bleibt umso länger an uns haften.
Die Krise als Wendepunkt
    In der chinesischen Sprache gibt es den Begriff »Wai Chi«, was sowohl Krise als auch Chance bedeutet. Die Chinesen unterscheiden also nicht zwischen Krise und Chance – wie übrigens auch die Griechen: Das Wort »krisis« bedeutet »Wendepunkt« einer schwierigen Situation. »Krise« beinhaltet also nicht nur den Zustand, in dem sich jemand befindet, sondern zugleich den Hinweis auf zukünftige Möglichkeiten. Zentral ist also wiederum die Bewertung dessen, was uns passiert ist, und nicht die Begebenheit an sich. In der chinesischen Tradition ist dieses Denken tief verwurzelt: Egal wie schlimm manche Dinge zu sein scheinen, es steckt immer auch eine Chance darin – wie in der Geschichte mit den zwei mangelhaften Backsteinen, die zwar nicht so gut wie die anderen sitzen, aber die anderen wären auch nicht so gut ohne sie. Erst durch diese Gegensätze wird die Balance von Yin und Yang hergestellt, das Bewusstsein von gut und schlecht, hell und dunkel, süß und sauer. Sind wir krank, wissen wir Gesundheit erst wirklich zu schätzen. Chancen werden erst durch Krisen zu Chancen, Glück wird erst durch Leid zu Glück. Wenn uns diese Wechselseitigkeit bewusst ist, können wir das Leben viel besser annehmen und uns gelassener auf den Moment einlassen.
    »Krise ist ein produktiver Zustand . Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.«
    [ Max Frisch ]
    Selbst in besonders schweren Krisen, wenn beispielsweise ein geliebter Mensch gestorben ist, kann es uns gelingen, die Trauer anzunehmen, unsere Gefühle zu akzeptieren – immer in dem Wissen, es ist jetzt so, aber es wird auch wieder anders sein. Vielleicht haben Sie auch schon einmal beobachten können, was geschieht, wenn von einem alten Ehepaar ein Partner stirbt. Nehmen wir an, es ist der Großvater. Seine Familie wird sehr um ihn trauern, und die zurückgelassene Großmutter ist schier am Verzweifeln: Ihr Mann ist gestorben, was soll sie nur machen? Das Leben scheint stillzustehen. Doch schließlich können wir beobachten, wie ihre Verzweiflung und Trauer mit der Zeit weniger werden. Ja, es kann sogar passieren, dass die Oma nach einigen Monaten regelrecht aufblüht. Denn für sie besteht nun die Chance, aus einer engen Symbiose, aus einer Zeit, in der der Mann das Sagen hatte, als gestärkte, selbstbewusste, fröhliche Frau hervorzugehen und sich zu befreien. Solche Begebenheiten können uns zeigen, dass selbst einer tiefen seelischen Not eine unerwartet gute Zeit folgen kann.
Die schwerste Krise: der Tod
    Entscheidend ist, dass wir in wirklich schwierigen Situationen und Krisen nicht versuchen, die Schmerzen zu verdrängen, sondern sie annehmen. Nur dann gelingt es, einen schweren Schlag als Wendepunkt für wieder bessere Zeiten zu nutzen. Dabei hilft eine Übung, die Sie schon kennengelernt haben und die erfolgreich in der Trauerarbeit angewendet wird. Wie andere Gefühle kann man auch die Trauer bewusst abarbeiten, indem man beim Einatmen das momentane Gefühl gedanklich benennt, zum Beispiel: »Da ist Trauer«, und beim Ausatmen benennt man es gedanklich erneut: »Da ist Trauer.« So wird die Übung immer weiter fortgesetzt, was verhindert, dass ständig neue negative Gedanken, neue negative Gefühle erschaffen werden. Es wird bei einem schweren Verlust und den dazugehörigen starken Emotionen (Schmerz, Angst) vielleicht etwas länger dauern, bis die intensiven Gefühle »verstoffwechselt« sind. Aber das Prinzip ist dasselbe, wie beim kleinen Alltagsärger.
    Zusätzlich können wir auch versuchen, die Kraft der Imagination zu nutzen und gezielt an etwas anderes denken. Am besten eignen sich dazu die Kernressourcen-Gefühle oder kraftvolle Sätze aus der Metta-Meditation. So setzen wir dem großen Gefühl ein anderes großes Gefühl entgegen, ohne Ersteres zu verdrängen. Allerdings: Ein derartiges Vorgehen in schwierigen Situationen funktioniert meist nur dann, wenn wir die Aktivierung der Kernressourcen-Gefühle oder die Metta-Meditation – also ein gewisses Geistestraining – bereits längere Zeit regelmäßig geübt und schon intensiv praktiziert haben. Auch hier macht die Übung den Meister; sie lohnt sich allerdings, denn früher oder später geraten wir alle in eine mehr oder weniger schwere Krise. Mit den Shaolin-Methoden, können wir den Schmerz mehr und mehr annehmen, und das Gefühl wird dadurch mit der Zeit verarbeitet. Das heißt, wir können auf eine

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