Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
richten?
Richtig. Wenn man so richtig zornig ist. Wenn man blind ist vor Wut, wie das so schön heißt. Natürlich haben Zorn und Wut im Sinne des Überlebens durchaus in ausgewählten Fällen ihre Notwendigkeit. Sie können sogar manches Mal die Entschlossenheit unterstreichen. Aber besser kämpft man ohne sie.
Ein wütender Mensch hat Gewalt. Aber er hat keine Kontrolle über die Situation und die Konsequenzen seines Handelns.
Wenn Sie einmal voller Zorn irgendetwas an die Wand geschleudert haben, dann ist es kaputt. Egal, wie sehr sie es nachher bereuen. Und ungesagt machen kann man auch nichts. Abgesehen davon, tötet Ärger nur die eigene Energie und geht gegen einen selbst.
Wahrscheinlich kennen Sie die folgende Situation nur zu gut: Sie fahren mit dem Auto auf einer engen Straße und werden plötzlich vom nebenan fahrenden Autofahrer ziemlich rücksichtslos geschnitten. Es ist zwar nichts passiert, aber das Manöver hätte schlimm enden können. Sofort beginnen Sie, dem Rowdy wild hinterherzuschimpfen, und regen sich so auf, dass Sie selbst fast in den Straßengraben fahren. Wieder etwas beruhigt, fragen Sie den Beifahrer, ob er das Kennzeichen des Überholers aufgeschrieben hat, da Sie das in Ihrem Ärger versäumt haben.
Hat er natürlich nicht. Sofort ist Ihr Zorn wieder da, diesmal jedoch gegen den unschuldigen Beifahrer gerichtet. Nach einiger Zeit erkennen Sie, dass Sie nicht richtig gehandelt haben, und entschuldigen sich beim Beifahrer, allerdings nicht ohne noch einmal Ihr Verhalten mit dem Vorwurf zu erklären, er hätte doch mitdenken können. Und schon ist Ihr Zorn wieder da.
Mit Wut verletzen Sie nur sich selbst
Und was haben Sie erreicht? Der Rowdy, dem Sie nachgeschimpft haben, sitzt bereits mit Kumpeln bei einem Bier. Es geht ihm gut, er weiß ja nichts von Ihrem Zorn. Ihr Beifahrer bemitleidet Sie ob Ihrer Aggressivität und genießt die vorbeiziehende Landschaft.
Und Sie? Sie haben erkennen müssen, dass sich Zorn immer nur gegen einen selbst richtet. In diesem Fall gegen Sie. Weil Sie selbst der Einzige sind, dem es schlecht geht. »Wenn ich da immer gelassen bleibe, dann schneidet der ja noch tausend andere, bis irgendwann einmal etwas passiert!«, könnten Sie jetzt sagen.
Aber: Was hat Ihre Schimpftirade geändert, außer dass Sie nicht einmal ein Kennzeichen wissen? Und dass es Ihnen selbst schlecht geht?
Ähnlich verhält es sich, wenn Ihnen der letzte Bus des Tages genau vor der Nase davonfährt. Sie können auf den Fahrer schimpfen, auf den Busbetreiber, die Stadt oder überhaupt das ganze Leben. Die Umstehenden werden Sie nur belächeln, und sonst wird niemand etwas mitbekommen. Der Fahrer nicht und der Geschäftsführer der Busgesellschaft nicht. Nur Sie selbst haben sich gerade viele Augenblicke Ihres eigenen Lebens genommen.
»Wenn du aufgebracht bist«, sagt man in Shaolin, »tue und sage nichts. Atme langsam ein und aus, und warte, bis dein Geist wieder ruhig und klar ist.«
Ein gescheiter Mensch hat einmal gesagt, dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, wie es ihm oder ihr geht. Das gilt auch für Sie. Auch wenn Ärger manchmal durchaus seine Berechtigung hat, sollten Sie immer überlegen, worum es eigentlich geht. Wollen Sie schreien, weil Sie Dampf ablassen möchten, oder wollen Sie Dinge verändern? Schreien, um Dinge dauerhaft zu verändern, geht nicht. Ein zorniger Soldat schlägt nur wild um sich.
Das Prinzip der Gelassenheit lehrt uns, den Zorn und die Angst unserer Gegner in unseren Vorteil zu verwandeln. Es lehrt uns, auch in den aussichtslosesten Situationen gelassen zu bleiben und uns selbst zu keiner Handlung hinreißen zu lassen. Und wenn Sie das nächste Mal jemand herausfordert und Sie das Gefühl haben, die Kontrolle zu verlieren, dann lächeln Sie einfach. Und vergessen Sie es.
Übungen
Gelassenheit ist lernbar
Auch Gelassenheit kann man also lernen. Ärger ist schließlich nur in Ihrem Kopf. Ich will Ihnen zeigen, wie das geht.
Wenn Sie das nächste Mal fast zerplatzen vor Zorn oder aber vor Angst meinen, sofort handeln zu müssen, konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Schenken Sie sich zehn Momente. Es entgeht Ihnen nichts in dieser Zeit. Langsam ein- und wieder ausatmen.
Wenn Sie währenddessen das Bedürfnis packt, sofort loszustürmen und zu handeln, bezwingen Sie dieses Verlangen. Schlagen Sie auf die imaginäre Tischplatte, denken Sie »Aufhören!«, und atmen Sie ruhig weiter.
Beginnen Sie dann, Ihren Körper zu fühlen (Übung
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