Shaolin - Du musst nicht kämpfen, um zu siegen!: Mit der Kraft des Denkens zu Ruhe, Klarheit und innerer Stärke
Maus sich selbst beweisen, kein Feigling zu sein, und sich in den aussichtslosen Kampf mit der Katze stürzen. Was aber hätte sie davon? Die meisten Mäuse ziehen dem Ruhm das Leben vor.
Den Gegner ins Leere laufen lassen
Andere Tiere haben das Prinzip des »Nichtkämpfens« perfektioniert. Ein Igel zum Beispiel hat gar keine Verteidigungstechnik. Möchte ihn jemand zu einem Kampf herausfordern, reagiert er einfach mit totaler Ablehnung. Der Kontrahent wird höchstens viel Energie verlieren, aber irgendwann unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Ähnlich funktioniert das auch bei einem menschlichen Gegenspieler. Wer Sie anschreit, beleidigt oder sonst wie provoziert, das haben wir beim Prinzip der Gelassenheit gesehen, möchte Sie in einem Kampf besiegen. Natürlich lassen Sie die Herausforderung in Ihrem Stolz nicht auf sich sitzen und steigen darauf ein. Mit allen bekannten Konsequenzen. Das Shaolin-Prinzip lehrt uns, durch Nachgeben die Energie des Gegners ins Leere laufen zu lassen. Reagieren Sie einfach nicht. Schauen Sie Ihren Gegner nur an. Er wird sich irgendwann lächerlich fühlen. Wenn Sie ihn dann so richtig wütend machen wollen, um ihn zu wirklichen Fehlern zu verleiten, geben Sie ihm noch zusätzlich recht. Das ist dann die wahre Kunst des Nachgebens.
Widersprechen Sie nicht nur nicht, gießen Sie noch Öl in sein eigenes Feuer. Sagen Sie ihm mit Überzeugung, wie richtig er doch liegt, welch ein Schwachkopf oder was immer Sie denn tatsächlich sind. Genau das will er nämlich nicht hören und wird darauf die Energie seines Angriffs verdoppeln, um Sie zur Verteidigung zu provozieren. Was hätten Sie davon? Also lassen Sie den anderen schreien. Bis seine Energie irgendwann verbraucht ist und er sich mit seinen Aussagen tief in Ihre Schuld gebracht hat.
Eine Voraussetzung gibt es allerdings, damit die in diesem Kapitel beschriebenen Techniken funktionieren.
Ihr Fokus sollte nicht auf den Kampf, sondern auf den Sieg gerichtet sein. Nicht auf das Beweisen des eigenen Mutes, sondern schlicht auf den eigenen Vorteil.
Schlagen wir mit unserer Faust gegen einen harten Gegenstand, wird der Schlag abrupt gestoppt, und ein Teil der Aufprallenergie kehrt bildlich gesprochen in unseren Körper zurück. Ist das Ziel unseres Schlages jedoch anstelle einer Wand ein Vorhang, ist mit einem Mal unsere gesamte Energie verbraucht.
Übungen
Die Macht des Nachgiebigen
Bevor wir jetzt tiefer in das Prinzip des Nachgebens eintauchen, möchte ich Ihnen demonstrieren, was damit möglich ist. Da Sie für diese Übung einen Partner brauchen, dürfen Sie diese ausnahmsweise auch erst dann durchführen, wenn ein solcher vorhanden ist. Sonst probieren Sie es bitte wie immer sofort.
Stellen Sie sich mit leicht gegrätschten Beinen fest auf den Boden. Der Abstand zwischen Ihren Füßen sollte ungefähr eine Armlänge betragen. Kippen Sie Ihr Becken leicht nach vorne, so dass es über die Fersen kommt. Schließen Sie die Augen.
Wie im Kapitel Achtsamkeit beschrieben, konzentrieren Sie sich jetzt auf Ihren Körper. Beginnen Sie bei den Fußsohlen, und fühlen Sie Ihre Verbindung mit dem Boden. Spüren Sie, wie Ihr Gewicht auf dem Boden lastet? Wie Sie beginnen, sich wie ein Baum mit diesem zu verwurzeln? Ehrlich sein, nichts einreden, das bringt nichts. Es kann fünf oder auch zehn Minuten dauern, bis sich dieses Gefühl einstellt. Denken Sie an die Langsamkeit.
Wenn Sie dann meinen, wirklich fest zu stehen, rufen Sie Ihren Partner. Dessen Aufgabe ist es, ganz vorsichtig zu versuchen, Sie aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Dazu legt er seine flachen Hände oberhalb Ihrer Brust und gibt Ihnen einen ganz leichten, weichen Stoß.
Falls Sie jetzt versuchen, dem Druck standzuhalten, werden Sie umfallen. Sie sind ein Baum, vergessen Sie das nicht. Fest verwurzelt und doch fähig, nachzugeben.
Gehen Sie mit der Bewegung mit, weichen Sie ihr nicht aus. Nun steigert der Partner ganz langsam die Kraft der Stöße.
Nicht dagegenhalten, ausbalancieren lassen. Fühlen Sie die Idee vom Geben und Nehmen, das Prinzip von Yin und Yang?
Yin und Yang
Diese beiden, so lehrt uns das Denken der Asiaten, sind die untrennbar verknüpften Gegenpole des Lebens. Das dunkle Yin ernährt das helle Yang, das feste Yang schützt das weiche Yin. Yin und Yang ergänzen sich immer zu einem vorgegebenen Ganzen. Wo es an dem einen fehlt, muss das andere im Überschuss sein und umgekehrt. Auch wenn sie sich entgegenstehen, enthält Yin das Yang und ist in diesem
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