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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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der Wand eingebauten Herd befand sich ein kapuzenförmiger Kamin, darunter ein Aschenkasten, und hier betreute ein anderes Mädchen drei oder vier Kochtöpfe. Die beiden wechselten ein paar geflüsterte Worte und begannen, sich mit dem Herd und dem Tisch zu befassen; dann und wann warfen sie von scheuer Bewunderung erfüllte Blicke auf den Baron.
    Dem Jäger war, seit sie den gepflasterten Kreis verlassen hatten, zum Bewußtsein gekommen, daß er ein Sakrileg begangen hatte. Der Stein, auf dem er gesessen hatte, war sichtlich geheiligt. Hatte man ihm nicht tatsächlich gesagt, er sei vom Himmel gefallen? Und die Frau – die schlichte Frau mit der Schöpfkelle – die konnte nur–
    Als sie im Feuerschein auf ihn zutrat, wandte er sich zitternd um und sank auf die Knie.
    »Saiyett – ich – ich konnte nicht wissen – «
    »Hab keine Angst«, sagte sie. »Leg dich hierher auf den Tisch: ich will mir deine Schulter ansehen. Melathys, bring mir warmes Wasser, und bitte, Baron, willst du eine der Lampen neben mir halten?«
    Als sie ihr gehorchten, schnürte die Tuginda das Wams des Jägers auf und begann, das gestockte Blut von der Wunde an der Schulter abzuwaschen. Sie arbeitete sorgfältig und ruhig, reinigte die Wunde, behandelte sie mit einer scharfen, bitter duftenden Salbe und verband schließlich die Schulter mit einem reinen Tuch. Hinter der Lampe blickte das entstellte Gesicht des Barons mit einem Ausdruck auf ihn nieder, der ihn veranlaßte, lieber die Augen zu schließen.
    »Nun werden wir essen – und auch trinken«, sagte die Tuginda endlich und half ihm auf die Beine. »Ihr Mädchen könnt gehen. Ja, ja«, fügte sie ungeduldig hinzu, als die eine den Deckel vom Schmortopf lüftete und noch beim Herd blieb. »Ich kann das Gericht in die Schalen schöpfen, ob du es glaubst oder nicht.«
    Die Mädchen eilten hinaus, und die Tuginda nahm ihren Schöpflöffel, rührte in den verschiedenen Töpfen und füllte vier Schalen. Kelderek aß abseits stehend, und sie tat nichts, um ihn davon abzubringen. Sie setzte sich auf eine Bank beim Herd und aß langsam und wenig; offenbar wollte sie nicht früher oder später als die anderen fertig werden. Die Schalen waren aus Holz, aber die Becher, in welche Melathys Wein goß, waren aus dünner Bronze, sechsseitig und mit flachem Boden, so daß sie im Gegensatz zu Trinkhörnern ungestützt standen, ohne daß etwas vergossen wurde. Das kühle Metall fühlte sich an den Lippen des Jägers ungewohnt an.
    Als die beiden Männer zu Ende gegessen hatten, brachte Melathys Wasser für ihre Hände, räumte die Schalen und Becher fort und schürte das Feuer. Der Baron saß mit dem Rücken zum Tisch, der Tuginda gegenüber, während der Jäger im Dunkel stehen blieb.
    »Ich habe nach dir gesandt, Baron«, begann die Tuginda. »Wie du weißt, ließ ich dich bitten, heute nacht hierherzukommen.«
    »Du hast mich gedemütigt, Saiyett«, sagte der Baron. »Warum wurde Quisos Furcht gegen uns losgelassen? Weshalb mußten wir betäubt im Dunkel am Ufer liegenbleiben? Warum…«
    »War nicht ein Fremder bei dir?« antwortete sie in einem Ton, der ihm jäh Einhalt gebot, doch seine Augen blieben auf sie gerichtet. »Was glaubst du, weshalb du den Landeplatz nicht erreichen durftest? Und warst du nicht bewaffnet?«
    »Ich kam überstürzt hierher und achtete nicht darauf. Aber wie konntest du diese Dinge denn wissen, Saiyett?«
    »Das spielt keine Rolle. Nun, die Demütigung, wie du es nennst, ist vorbei. Wir wollen nicht streiten. Hat man für die Mädchen gesorgt, die meine Botschaft nach Ortelga brachten?«
    »Es ist schwierig, gegen den Strom nach Ortelga zu kommen. Sie waren müde. Ich sagte, sie sollten dort schlafen.«
    Sie nickte.
    »Ich nehme an, meine Botschaft kam unerwartet, und du brachtest mir eine unerwartete Antwort, einen Verwundeten, den ich allein und erschöpft auf dem Terethstein sitzend finde.«
    »Saiyett, dieser Mann ist ein Jäger – ein einfacher Mann, man nennt ihn – « Er brach ab und runzelte die Stirn.
    »Ich weiß von ihm«, sagte sie. »Auf Ortelga nennt man ihn Kelderek, den Kinderspielfreund. Hier hat er keinen Namen, bis ich einen erwähle.«
    Bel-ka-Trazet fuhr fort:
    »Er wurde heute abend nach seiner Rückkehr von einem Jagdausflug zu mir gebracht, nachdem er sich geweigert hatte, einem der Shendrons zu erzählen, was er gesehen hatte. Zuerst behandelte ich ihn mit Nachsicht, aber er wollte nichts sagen. Ich verhörte ihn, und er antwortete mir wie

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