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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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Oberfläche ausbreiteten. Durch die Luft zog ständig ein feiner, schwarzer Sand, und auf die Kanus legte sich an den Wänden über der Wasserlinie eine Schicht von Aschenschaum, der im trägen Wasser schwamm.
    Die Sonne näherte sich dem Horizont, als die Tuginda endlich den Befehl gab, nach links zu wenden und den Strom wieder zu überqueren. Kelderek, der wußte, wie schwer es war, die ständig wechselnden Strömungen des Telthearnas abzuschätzen, erkannte, daß sie offensichtlich eine erfahrene und geübte Binnenschifferin war. Hier jedenfalls war ihr Urteil hervorragend, denn der Fluß trug sie mit nur wenig zusätzlicher Anstrengung für die ermüdeten Mädchen hinüber und so weit hinunter, daß sie fast genau zu dem hohen, schmalen Felsen an der Westspitze von Ortelga gelangten.
    Sie wateten ans Ufer und zogen gemeinsam die Kanus durch das Schilf, dann schlugen sie zwischen dem weichen, faserigen Wurzelgewirr eines Quianwäldchens das Lager auf. Es war ein wildes Ufer; und während ihr Feuer hochflammte – so daß die Formen der Baumstämme in seiner Hitze zu schwanken schienen – und draußen die untergehende Sonne vom Flußbereich verschwand, spürte Kelderek wieder, wie vor zwei Tagen, die ungewöhnliche Unruhe und Erregung im Wald rundum.
    »Saiyett«, bemerkte er endlich, »und Ihr, Herr Baron, wenn ich mir erlauben darf, Euch einen Rat zu geben: wir sollten heute abend niemandem gestatten, sich vom Feuer zu entfernen. Wenn jemand fort muß, so soll er zum Fluß gehen, aber sonst nirgendwohin. Dieser Ort ist voll von Geschöpfen, die selber hier fremd, verloren und wild vor Angst sind.«
    Bel-ka-Trazet nickte nur, und Kelderek, der befürchtete, zuviel gesagt zu haben, wälzte einen Stamm neben das Feuer und schabte ihn sauber, um eine Sitzgelegenheit für die Tuginda zu schaffen. Auf der anderen Seite schlug das Mädchen Sheldra das Lager für die Dienerinnen auf und bestimmte, was sie tun sollten. Sie hatte den ganzen Tag kein Wort zu Kelderek gesprochen, der nicht recht wußte, wie er sich verhalten sollte, und sie nun schon fragen wollte, ob er ihr behilflich sein könne; da rief ihn die Tuginda und bat ihn, die erste Wache zu übernehmen.
    Es ergab sich, daß er die halbe Nacht auf Wache blieb. Er hatte kein Schlafbedürfnis. Er fragte sich, was für Wachen sie wohl sein würden – diese wortkargen, zurückhaltenden Mädchen, die so lange abgeschlossen in der Einsamkeit von Quiso gelebt hatten. Er wußte aber, daß er sich bloß zu täuschen versuchte – was ihm mißlang; sie waren durchaus verläßlich, und nicht sie waren der Grund für seine Wachsamkeit. In Wirklichkeit konnte er sich von der Todesangst und der Furcht vor Shardik den ganzen Tag nicht freimachen.
    Beim Brüten im Dunkel überkamen ihn neue Befürchtungen, als er zuerst an den Großbaron und dann an Melathys dachte. Beide hatten Angst – dessen war er sicher; wahrscheinlich Angst vor dem Tod, aber auch – und eben darin unterschieden sie sich von ihm – Angst, zu verlieren, was sie schon besaßen. Und wegen dieser Angst erfüllte die Herzen beider eine echte Hoffnung, von der keiner von ihnen der Tuginda etwas sagen würde, daß der Jäger ihnen die Unwahrheit erzählt hatte und daß diese Suche erfolglos enden würde; denn für die beiden schien es, daß, sogar wenn er ihnen die Wahrheit erzählt hatte, sie dadurch nichts zu gewinnen hätten.
    Es kam ihm der Gedanke – der sein Herz betrübte und sein Einsamkeitsgefühl noch steigerte –, daß der Großbaron eigentlich unfähig war zu begreifen, was für ihn, den Jäger, sonnenklar war. Es fiel ihm ein alter, geiziger Händler ein, der vor einigen Jahren in seiner Nähe gewohnt hatte. Der Mann hatte durch kleinliches, hartes Feilschen sein Leben lang sein Auskommen gehabt. Eines Nachts kamen ein paar großtuerische junge Söldner von einem Feldzug im Dienste von Bekla nach Ortelga zurück und boten ihm, da sie ihren fröhlichen Saufausflug noch nicht beenden wollten, drei große Smaragde für einen Krug Wein an. Der alte Mann verweigerte ihn ihnen in der Überzeugung, daß es sich um einen Schwindel handeln müsse, und rühmte sich später sogar noch, daß er für solche Gauner eben zu klug gewesen sei.
    Bel-ka-Trazet hatte Jahre darauf verwendet, dachte Kelderek, aus Ortelga eine Festung zu machen, und war nun darauf aus, seine Ernte reifen zu sehen – in Sicherheit alt zu werden hinter seinen Gruben und Pfählen, seinem Flußgraben und seinen Shendrons am Ufer

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