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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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nun war das Land reif für den Optimismus und den Aufbau und entschlossen, es sich die nächsten zehn Jahre verdammt gutgehen zu lassen. Wenn ein paar mutige Schurken ein bisschen Highlife gemacht hatten - lass sie doch.
    Partywohnungen. Eine Filmbeziehung. Herrenabendfilme. Ich wollte mehr darüber erfahren, wie der schüchterne Belding sich als flotter Playboy aufgeführt hatte.
    Bevor ich zur Katalogabteilung zurückkehren konnte, um etwas über William Houck Vidal herauszusuchen, plärrte die Ankündigung, die Bibliothek schlösse in fünfzehn Minuten, über den Lautsprecher an der Decke. Ich sammelte meine beiden Bücher und so viele ungelesene Zeitschriften, wie ich konnte, ein, sauste zum Fotokopierer hinüber und verbrachte die nächsten zehn Minuten mit dem Einwerfen von Zehncentstücken. Dann ging ich hinunter und benutzte meine Fakultätskarte, um die Bücher auszuleihen. Mit meinen Schätzen beladen, steuerte ich nach Hause.

21
    Ein weißer VW-Käfer stand in der Einfahrt und blockierte den Seville. Eine junge Frau mit hängenden Schultern lehnte daran und las ein Buch.
    Als sie mich erblickte, sprang sie auf.
    »Hallo! Dr. Delaware?«
    »Ja?«
    »Mr. Delaware? Ich bin Maura Bannon. Von der Times . Mit der Dr.-Ransom-Story. Ich wollte fragen, ob ich mal mit Ihnen reden könnte - nur eine Minute?«
    Sie war groß und dürr wie eine Bohnenstange mit einem langen, sommersprossigen Gesicht, das unfertig wirkte. Sie trug einen gelben Trainingsanzug und weiße Turnschuhe. Ihr Pagenkopf war orange gefärbt mit rosa Einsprengseln von derselben Farbe wie die Wimpern an ihren hellbraunen Augen. Ihre oberen Schneidezähne hatten in der Mitte einen zahnstocherbreiten Zwischenraum und ragten über den Unterkiefer vor.
    Das Buch in ihrer Hand war Wambaughs Echo in der Dunkelheit, und sie hatte an verschiedenen Stellen lange gelbe Lesezeichen hineingelegt. Ihre Nägel sahen abgekaut aus.
    »Wie haben Sie herausbekommen, wo ich wohne, Miss Bannon?«
    »Wir Reporter haben unsere Wege.« Sie lächelte. Dadurch sah sie ungefähr wie zwölf aus.
    Als sie merkte, dass ich nicht zurücklächelte, sagte sie: »Es gibt zwei Vorgänge über Sie bei der Zeitung. Von vor ein paar Jahren. Als Sie geholfen haben, jemanden einzufangen, der Kinder belästigte.«
    Privatleben, der letzte Luxus. »Aha.« Ned Biondi setzte auf Nummer sicher. Hatte sie in alles eingeweiht.
    »Ich konnte an den Artikeln über Sie sehen, dass Sie ein engagierter Mensch sind«, sagte sie. »Jemand, der sich nicht für dumm verkaufen lässt. Und genau das versucht man mit mir.«
    »Wer?«
    »Meine Bosse. Alle. Erst sagen sie mir, ich soll die Ransom-Story vergessen. Jetzt, als ich sie bitte, die Kruse-Morde übernehmen zu dürfen, geben sie sie diesem Dale Conrad - ich meine: Der Bursche geht nie von seinem Schreibtisch weg. Er hat ungefähr so viel Drive wie ein Faultier. Als ich Mr. Biondi zu erreichen versuchte, sagte mir seine Sekretärin, er wäre nicht in der Stadt - ab nach Argentinien , zu einem Spanischkurs. Dann gab sie mir einen Auftrag: Ich soll die Geschichte eines Reit- und Springpferdes schreiben - in Anaheim draußen!«
    Eine milde, warme Brise wehte von irgendwoher durch die Schlucht. Die Lesezeichen in ihrem Buch flatterten.
    »Interessante Lektüre?«, fragte ich und hielt meine eigenen Bücher dabei so, dass man die Titel nicht erkennen konnte.
    »Faszinierend. Ich möchte über Verbrechen schreiben - in den Kern von Gut und Böse reinkommen. Also muss ich mich auf Themen stürzen, bei denen es um Leben und Tod geht. Ich dachte, ich schließe mich den besten Leuten an - dieser Mann, als Bulle, hat eine gesunde Basis von Erfahrungen. Und die Leute in diesem Fall sind so wahnsinnig interessant - nach außen hin respektabel, aber innerlich völlig verrückt. Wie die Leute in diesem Fall.«
    »In welchem Fall?«
    »Eigentlich sind’s mehrere Fälle. Dr. Ransom. Dr. Kruse. Zwei Psychologen starben in derselben Woche - zwei Psychologen, die miteinander zu tun hatten. Wenn es in ihrem Leben eine Beziehung gab, vielleicht auch in ihrem Tod? Was bedeutet, dass Ransom ermordet worden sein könnte, meinen Sie nicht?«
    »Was hatten sie miteinander zu tun?«
    Sie machte eine Geste mit dem Zeigefinger, als ob sie mich ausschimpfen wollte. »Aber, aber! Kommen Sie, Mr. Delaware, Sie wissen, wovon ich rede. Ransom war eine von Kruses Studentinnen. Mehr als das - die beste. Er war ihr Doktorvater.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Quellen. Dr. Delaware,

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