Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
tun Sie doch nicht so. Sie haben mit ihr zusammen studiert. Sie kannten sie, also war es gut möglich, dass Sie ihn auch kannten, stimmt’s?«
    »Sehr gründlich recherchiert.«
    »Ich tue nur meine Arbeit. Könnten Sie nun bitte mit mir sprechen? Ich gebe diese Story nicht auf.«
    Ich fragte mich, wie viel sie wirklich wusste und was ich mit ihr tun sollte. »Möchten Sie’n Kaffee?«, fragte ich.
    »Haben Sie Tee?«
    Als wir im Haus waren, sagte sie: »Kamille, wenn Sie haben«, und fing sofort an das Dekor zu inspizieren.
    »Hübsch. Sehr L.A.«
    »Danke.«
    Ihr Blick flog zu dem Papierstapel und der nicht geöffneten Post auf dem Tisch, und sie schnüffelte herum. Ich merkte, dass das Haus schal und unbewohnt roch.
    »Leben Sie allein?«, fragte sie.
    »Im Augenblick.« Ich ging in die Küche, legte mein Forschungsmaterial in den Geschirrschrank, bereitete ihr eine Tasse Tee und mir eine Tasse Pulverkaffee, tat alles auf ein Tablett mit Sahne und Zucker und brachte es ins Wohnzimmer. Sie saß halb, halb lag sie auf dem Sofa. Ich setzte mich ihr gegenüber.
    »Genau gesagt war ich nicht hier auf dem Campus, als Dr. Kruse herkam. Ich hatte mein Examen im Jahr davor gemacht.«
    »Zwei Monate vorher«, sagte sie. »Im Juni 1974. Ich habe auch Ihre Dissertation gefunden.« Sie wurde rot, merkte, dass sie ihre »Quellen« preisgegeben hatte, und versuchte es dadurch auszubügeln, dass sie ein strenges Gesicht machte. »Ich wette immer noch, dass Sie ihn gekannt haben.«
    »Haben Sie die Dissertation von Ransom gelesen?«
    »Nur überflogen.«
    »Wovon handelte sie?«
    Sie bewegte ihren Teebeutel auf und nieder, sah zu, wie das Wasser in ihrer Tasse dunkel wurde. »Warum beantworten Sie mir nicht erst mal ein paar Fragen, bevor ich Ihre beantworte?«
    Ich dachte daran, wie die Kruses im Tod ausgesehen hatten. Lourdes Escobar. D.J. Rasmussen. Lauter Leichen und Beziehungen zum großen Geld. Schmierig.
    »Miss Bannon, es ist nicht in Ihrem Interesse, diesem Fall nachzugehen.«
    Sie stellte die Tasse hin. »Was soll das denn bedeuten?«
    »Die falsche Frage zu stellen könnte gefährlich werden.«
    »Oh!«, sagte sie und rollte die Augen. »Ich kann’s nicht glauben. Sexistische Projektion?«
    »Sexismus hat nichts damit zu tun. Wie alt sind Sie?«
    »Das ist nicht relevant.«
    »Doch, das ist es, was Erfahrung angeht.«
    »Dr. Delaware«, sagte sie und stand auf. »Wenn Sie mich nur so von oben herab behandeln, haue ich ab.«
    Ich wartete.
    Sie setzte sich wieder hin. »Zu ihrer Information: Ich habe vier Jahre lang als Reporterin gearbeitet.«
    »Bei Ihrer Collegezeitung?«
    Sie wurde rot, diesmal tiefer rot, sodass die Sommersprossen verschwanden. »Ich glaube, Sie wissen, dass im College ganz schön was los ist. Wegen meiner Nachforschungen wurden zwei Angestellte eines Buchladens wegen Unterschlagung gefeuert.«
    »Gratuliere. Aber wir reden jetzt von einer ganz anderen Ebene. Es wäre nicht nett, wenn man Sie in einer Kiste zurück nach Boston schicken würde.«
    »Ach, hören Sie doch auf «, sagte sie, aber es war Angst in ihren Augen. Sie maskierte es, indem sie beleidigt tat. »Ich glaube, ich habe mich in Ihnen geirrt.«
    »Glaube ich auch.«
    Sie ging zur Tür. Blieb stehen. »Das ist mies, aber was soll’s?«
    Scharf auf die Story. Ich hatte ihren Appetit nur geweckt. Ich sagte: »Sie haben vielleicht recht - dass es eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen gibt. Aber an diesem Punkt habe ich nur Vermutungen, nichts, über was es sich zu reden lohnt.«
    »Vermutungen? Sie haben schon herumgeschnüffelt? Wieso?«
    »Das ist etwas Persönliches.«
    »Waren Sie in sie verliebt?«
    Ich trank Kaffee. »Nein.«
    »Was ist denn daran so persönlich?«
    »Sie sind eine sehr neugierige junge Dame.«
    »Hat mit der Gegend zu tun, Dr. Delaware. Und wenn’s so gefährlich ist, warum ist es dann für Sie okay, wenn Sie schnüffeln?«
    »Ich habe Verbindungen zur Polizei.«
    »Verbindungen zur Polizei? Das ist ein Witz. Die Bullen sind’s doch, die den Fall vertuschen wollen. Dass Gras drüber wächst. Ich hab’s herausbekommen - durch meine Verbindungen -, dass sie beim Ransom-Fall ein totales Watergate verhängt haben: Nachrichtensperre. Alle Gerichtsakten sind verschwunden - es ist, als ob es die Ransom nie gegeben hätte.«
    »Meine Verbindung ist anders. Ein Außenseiter. Ehrlich.«
    »Der schwule Typ von dem Kinderbelästigungsfall?«
    Das überraschte mich.
    Sie sah selbstzufrieden aus. Eine Elritze im

Weitere Kostenlose Bücher