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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Persönliches? Dass er im privaten Porsche statt in einem Zivilstreifenwagen kam, ließ genau darauf schließen.
    Trapp und Sharon, ob die etwas miteinander gehabt hatten? Zu grotesk, dass man darüber nachzudenken brauchte.
    Zu logisch, um es auszuschließen.
    Ich setzte meine Klettertour fort, erreichte das Haus und versuchte, nicht daran zu denken.
    Nichts hatte sich verändert. Dieselben hohen Efeuböschungen, so hoch, dass sie das Haus zu verschlingen schienen. Die gleiche kreisförmige Zementplatte anstelle eines Rasens. In der Mitte der Platte ein erhöhtes rundes Beet, umrandet von Lavabrocken, aus denen zwei riesige Kokospalmen wuchsen.
    Hinter den Palmen ein niedriges einstöckiges Haus - grauer Stuck, die Vorderfront fensterlos und glatt, abgeschirmt durch eine Fassade aus senkrechten Holzlatten und markiert mit einer übergroßen Hausnummer. Das Dach nur ganz leicht geneigt, beinahe flach und mit weißen Kieseln bedeckt. Nach einer Seite hin ein abgetrennter Autostellplatz. Kein Wagen, kein Anzeichen, dass jemand da wohnte.
    Auf den ersten Blick ein hässliches Haus. Einer jener »modernen« Bungalows, die sich nach dem Krieg über L.A. ausgebreitet hatten und die mit den Jahren immer schlimmer aussahen. Aber ich wusste, dass es darin schön war. Ein nierenförmiges Schwimmbecken über dem Felsenabhang, der die nördliche Seite des Hauses umgab und den Eindruck erweckte, dass er in den Weltraum hineinragte. Glaswände, die einen atemberaubenden, ununterbrochenen Blick über den Canyon hinweg erlaubten.
    Das Haus hatte mich mächtig beeindruckt. Das begriff ich erst Jahre später, als ich mir selbst ein ähnliches kaufte: fern oben auf einem Berg, Holz und Glas, eine Mischung aus Innen- und Außenwelt und eine geologischeVergänglichkeit, die charakteristisch für das Leben in einem Canyon in L.A. ist.
    Die Eingangstür des Hauses war unauffällig in die mit Latten besetzte Fassade integriert. Ich versuchte, die Tür zu öffnen. Verschlossen. Sah mich um und bemerkte etwas anderes - ein Schild, das am Stamm einer der Palmen befestigt war.
    Ich ging näher hin, um es mir anzusehen, und kniff die Augen zusammen. Gerade genug Licht, um die Buchstaben auszumachen:
    ZU VERKAUFEN
    Ein Maklerbüro mit einer Adresse in North Vermont im Bezirk Los Feliz. Darunter ein anderes kleines Schild. Der Name und die Telefonnummer des Verkäufers. Mickey Mehrabian.
    Schon auf dem Markt, bevor die Leiche kalt war.
    Trotz der bei Selbstmorden üblichen Routine - es musste die schnellste Testamentsvollstreckung in der kalifornischen Geschichte sein.
    Außer - das Haus hatte nicht ihr gehört. Aber sie hatte mir gesagt, es wäre ihres.
    Sie hatte mir viel gesagt.
    Ich prägte mir Mickey Mehrabians Nummer ein. Als ich zum Seville zurückkam, schrieb ich sie auf.

8
    Am folgenden Morgen rief ich das Maklerbüro an. Mickey Mehrabian war eine Frau mit einer Stimme wie Lauren Bacall und einem leichten Akzent. Ich verabredete mich für eine Besichtigung des Hauses um elf Uhr und verbrachte die nächste Stunde mit Erinnerungen an das erste Mal, als ich es gesehen hatte.
    Ich will dir etwas zeigen, Alex.
    Eine Überraschung. Sie war voller Überraschungen gewesen.
    Ich hatte gedacht, sie könnte sich vor Verehrern nicht retten. Aber sie war immer frei, wenn ich mit ihr ausgehen wollte, selbst bei ganz kurzfristigen Einladungen. Und als die Krise eines Patienten mich zwang, eine Verabredung zu versäumen, beklagte sie sich nicht. Sie drängte mich nie zu irgendeiner Verpflichtung oder Bindung - das am wenigsten anspruchsvolle menschliche Wesen, das ich je gekannt habe.
    Wir liebten uns fast jedes Mal, wenn wir zusammen waren, obwohl wir nie die Nacht zusammen verbrachten.
    Zuerst wollte sie nicht zu mir mitkommen, wollte es auf dem Rücksitz des Wagens machen. Als wir uns mehrere Monate kannten, ließ sie sich erweichen, aber sogar wenn sie mit mir in meinem Bett lag, verhielt sie sich so, als ob es ein Rücksitz wäre - zog sich nie völlig aus, schlief nie ein. Nachdem ich ein paarmal aus meiner postkoitalen Betäubung erwacht war und sie völlig angezogen auf dem Bettrand sitzen und am Ohrläppchen zupfen gesehen hatte, fragte ich sie, was mit ihr los sei.
    »Nichts. Ich bin nur ruhelos - bin ich immer gewesen. Es fällt mir schwer, woanders als in meinem eigenen Bett zu schlafen. Bist du mir böse?«
    »Nein, natürlich nicht. Kann ich irgendwas tun?«
    »Bring mich zurück. Wenn du so weit bist.«
    Ich passte mich ihren

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