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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Straßenschild in einer von Bambuswänden umgebenen Sackgasse, von der mehrere schmale, tiefe Einfahrten führten. Die eine, die ich suchte, war durch einen weißen Briefkasten auf einem Pfosten und eine weiße Gittertür markiert, die schief an dem Pfosten hing.
    Ich fuhr an den Straßenrand, parkte, stellte den Motor ab und stieg aus. Kühle Luft und nächtliche Geräusche. Das Tor war unverschlossen und wacklig, leicht einzudrücken, als Schutz vor Einbrechern genauso untauglich wie vor Jahren. Ich hob es hoch, damit es nicht über den Zement kratzte, sah mich um, erblickte niemanden. Schwenkte das Tor auf und ging durch. Ich schloss es hinter mir und fing an, den Zufahrtsweg hinaufzusteigen.
    Auf beiden Seiten der Zufahrt waren Fächerpalmen, Paradiesvogelbäume, Yuccas und riesige Bananenbäume gepflanzt. Klassische kalifornische Landschaftsgärtnerei der Fünfzigerjahre. Nichts hatte sich verändert.
    Ich stieg weiter, überrascht, dass keinerlei Anzeichen auf Polizeipräsenz deuteten. Offiziell behandelte das Police Department von L.A. Selbstmorde so, als ob es Morde wären. Doch die Bürokraten der Polizei waren träge. So kurz nach dem Tod war die Akte sicher noch offen, und die Papierarbeit hatte kaum begonnen.
    Es hätten Warnschilder da sein sollen, ein Cordon um den Schauplatz des mutmaßlichen Verbrechens herum, irgendeine Art von Markierung.
    Nichts.
    Dann hörte ich, dass jemand einen Automotor anließ, einen sehr hochtourigen Motor. Ich duckte mich hinter eine der Palmen und presste mich in die Pflanzen hinein.
    Ein weißer Porsche Carrera erschien oben in der Zufahrt und rollte langsam in einem niedrigen Gang mit ausgeschalteten Scheinwerfern herunter. Er rollte wenige Zentimeter an mir vorbei, und ich erkannte das Gesicht des Fahrers. Klobig, um die vierzig, mit Schlitzaugen und seltsam gefleckter Haut. Ein breiter schwarzer Schnauzbart streckte sich über dünne Lippen und bildete einen starken Kontrast zu dem föhngetrockneten schneeweißen Haar und den dichten weißen Augenbrauen.
    Kein Gesicht, das man so leicht vergaß.
    Cyril Trapp. Captain Cyril Trapp, Hauptkommissar der Mordabteilung von West L.A., Milos Boss, ein früher schwer trinkender Highlifer mit flexibler Ethik, jetzt wiedergeboren in eine religiöse Scheinheiligkeit und mit einer Wut im Bauch auf alles Außergewöhnliche.
    Das ganze letzte Jahr hatte Trapp sein Bestes getan, um Milo zu zermürben - ein schwuler Bulle war wirklich außergewöhnlich. Engstirnig, aber nicht dumm, ging er raffiniert zu Werke, offene Schwulenhetze war nicht angesagt. Stattdessen gab er Milo den Titel eines »Spezialisten für Sexualverbrechen« und teilte ihm jeden Homosexuellenmord zu, der in West L.A. zu klären war. Exklusiv.
    Das isolierte meinen Freund, zwängte ihn auf einen schmalen Lebensweg und tauchte ihn in eine Suppe aus flüssigem und geronnenem Blut: Strichjungen, die mordeten und gemordet wurden. Vermodernde Leichen, weil die Fahrer aus dem Leichenschauhaus sie aus Angst vor Ansteckung mit AIDS nicht abzuholen wagten.
    Wenn Milo sich beklagte, wiederholte Trapp immer wieder, er bediene sich ja nur der Spezialkenntnisse Milos in Sachen »abweichende Subkultur«. Als er sich zum zweiten Mal beklagte, bekam er eine Eintragung in seine Akte wegen Befehlsverweigerung.
    Wenn Milo sich weiter dagegen wehren wollte, hätte er vor Anhörungskommissionen hintreten und einen Anwalt nehmen müssen - die Polizeischiedsstelle wollte mit solchen Sachen nichts zu tun haben und hätte ihn nicht unterstützt. Und unablässige Medienaufmerksamkeit wäre ihm sicher gewesen, man hätte aus Milo den »schwulen Polizisten auf dem Kreuzzug« gemacht. Dazu war er nun einmal nicht bereit. So stieß er seine Ruder durch den Schlamm, arbeitete wie ein Besessener und fing wieder an zu trinken.
    Der Porsche verschwand die Einfahrt hinunter, aber ich konnte immer noch den Motor im Langsamgang tuckern hören. Dann das Quietschen der sich öffnenden Wagentür, tappende Füße, das Knarren des Tores. Endlich fuhr Trapp weg - ganz leise, wiederum im ersten Gang.
    Ich wartete ein paar Minuten und trat aus dem Blätterwerk heraus, dachte über das nach, was ich gesehen hatte.
    Ein Hauptkommissar, der einem Selbstmord nachging, wie er sich alle Tage ereignet? Ein Hauptkommissar von West L.A., der einen Selbstmord überprüfte, der in den Bereich des Polizeidepartments von Hollywood und nicht in seinen gehörte? Das ergab überhaupt keinen Sinn.
    Oder war der Besuch etwas

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