Sharon: die Frau, die zweimal starb
Bedürfnissen an: miteinander schlafen und dann nach Hause. Ein bisschen litt mein Vergnügen darunter, aber es blieb noch genug, dass ich’s nicht missen mochte.
Ihr Vergnügen - der Mangel daran - ließ mir keine Ruhe, quälte mich. Sie führte alle Bewegungen leidenschaftlich aus, von einer Energie getrieben, von der ich nicht sicher war, ob sie erotischer Art war, denn sie kam nie zum Höhepunkt.
Nicht, dass sie nicht reagierte - sie wurde sofort feucht, war immer bereit, schien den Akt zu genießen. Aber der Orgasmus gehörte nicht zu ihrem Repertoire. Wenn ich fertig war, war sie es auch, hatte mir etwas gegeben, aber nicht sich selbst.
Ich wusste verdammt gut, dass das so nicht richtig war, aber ihre Lieblichkeit und Schönheit - das Aufregende, dieses Wesen zu besitzen, das jeder begehrte, wie ich sicher annahm - blendeten mich. Eine pubertäre Fantasie, gewiss, aber ein Teil von mir war noch nicht so weit über die Pubertät hinaus.
Ihr Arm um meine Taille genügte, um mich zu erregen. Wenn ich nichts zu tun hatte, durchdrangen die Gedanken an sie meinen Kopf und Körper. Ich schob meine Zweifel beiseite.
Aber schließlich fand ich den Zustand doch unbefriedigend. Ich wollte so viel geben, wie ich bekam, weil ich sie wirklich sehr gern hatte.
Vor allem schrie mein männliches Ego natürlich nach Bestätigung. War ich zu schnell? Ich arbeitete daran, länger auszuhalten. Sie ritt und ritt, unermüdlich, als wären wir in einer Art athletischem Wettkampf begriffen. Ich versuchte es mit Zärtlichkeit, kam überhaupt nicht zurecht, schaltete um und betätigte mich wie ein Höhlenmensch. Experimentierte mit Positionen, klimperte auf ihr herum wie auf einer Gitarre, mühte mich auf ihr und unter ihr ab, bis ich vor Schweiß tropfte und mein Körper schmerzte, ging mit blinder Verehrung an ihr hinunter.
Nichts wirkte.
Ich erinnerte mich an die sexuellen Hemmungen, die sie im Praktikum vorgestellt hatte. An den Fall, der sie matt gesetzt hatte; Kommunikationszusammenbruch. Dr. Kruse sagt, wir müssen unsere eigenen Abwehrsysteme erkennen und niederreißen, wenn wir anderen helfen wollen.
Der Angriff auf ihre Abwehrmechanismen hatte bei ihr einen Tränenausbruch bewirkt. Ich mühte mich ab, einen Weg der Kommunikation zu finden, ohne sie zu verletzen. Dachte mir mehrere Reden aus und verwarf sie wieder, bis ich mich schließlich für einen sanften Monolog entschied.
Ich wählte einen möglichst günstigen Zeitpunkt für meine Rede: als wir uns ausgestreckt und gespreizt hinten im Rambler rekelten, noch zusammen, mein Kopf auf ihrer vom Sweater bedeckten Brust, ihre Hände streichelten mein Haar. Sie streichelte weiter, als sie mir zuhörte, dann küsste sie mich und sagte: »Mach dir über mich keine Gedanken, Alex. Mir geht es wunderbar.«
»Ich möchte, dass du auch Freude daran hast.«
»Oh, das habe ich, Alex. Ich mag’s wahnsinnig gern.«
Sie fing an mit den Hüften zu wippen, machte mich größer dadurch, dann legte sie die Arme um mich, als ich in ihr weiter anschwoll. Sie zwang meinen Kopf herunter, erstickte die Worte, die aus meinem Mund kamen, mit ihrem Mund, verstärkte den Druck ihres Beckens und ihrer Arme, nahm mich auf, nahm mich gefangen. Reckte sich und verschlang mich und kreiste und ließ los, beschleunigte das Tempo, bis die Lust in langen, zuckenden Wellen aus mir herausgepresst wurde. Ich schrie auf, wunderbar hilflos, fühlte mein Rückgrat zerspringen und meine Gelenke sich aus ihren Fassungen lösen. Als ich still war, fing sie wieder an, mein Haar zu streicheln.
Ich war immer noch erigiert, fing wieder an mich zu bewegen. Sie rollte unter mir weg, strich ihren Rock glatt, nahm eine Puderdose und richtete ihr Make-up.
»Sharon -«
Sie legte einen Finger auf meine Lippen. »Du bist so gut zu mir«, sagte sie. »Wundervoll.«
Ich schloss die Augen, trieb gedankenverloren dahin. Als ich sie wieder aufschlug, sah sie in die Ferne, als ob ich nicht da wäre.
Von dieser Nacht an gab ich die Hoffnung auf vollkommene Liebe auf und nahm sie egoistisch. Sie belohnte meine Willfährigkeit mit Ergebenheit und Unterwürfigkeit, obwohl ich derjenige war, der geformt wurde.
Der Therapeut in mir wusste, dass es falsch war. Ich benutzte die Rationalisierung des Therapeuten, um meine Zweifel zu zerstreuen: Es tat so gut zu stoßen; sie würde sich ändern, wenn sie so weit war.
Der Sommer kam, und mein Stipendium endete. Sharon hatte ihr erstes Jahr am Institut mit sehr guten Noten in
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