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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ja. Paul -«
    »Was ist mit Paul?«
    »Nichts.«
    »Paul findet es gut, dass du mit mir zusammen bist?«
    »So ist das nicht, Alex. Aber ja. Ja, das tut er. Ich rede immer darüber, wie wundervoll du bist, und er sagt immer, er sei froh, dass ich jemanden gefunden habe, der so gut für mich ist. Er mag dich.«
    »Wir sind uns nie begegnet.« Pause.
    »Er mag, was ich ihm von dir erzählt habe.«
    »Aha.«
    »Was ist los, Alex?«
    »Klingt, als hättet ihr, du und Paul, eine Menge miteinander zu bereden.«
    Ich fühlte, wie sie die Hand ausstreckte und mich nahm. Sie drückte mich zärtlich, knetete mich. Diesmal reagierte ich nicht, und sie ließ die Finger hinabgleiten, ließ sie auf meinem Unterleib ruhen.
    »Er ist mein Studienberater, Alex. Er beaufsichtigt meine Fälle. Das heißt, dass wir miteinander reden müssen.« Zärtliches Streicheln. »Lass uns nicht mehr über ihn oder irgendjemanden sonst reden, okay?«
    »Okay. Aber ich bin immer noch neugierig, woher das Haus ist.«
    »Das Haus?«, fragte sie überrascht. »Oh. Das Haus. Erbschaft natürlich. Es gehörte ihnen. Meinen Eltern. Sie sind beide in Kalifornien geboren und haben hier gelebt, bevor sie in den Osten zogen - vor meiner Geburt. Ich war ihr einziges kleines Mädchen, also gehört es jetzt mir. Es hat eine Zeit gedauert, bis die Erbschaft geklärt war, es war so ein Papierkrieg. Darum konnte ich nicht mit nach San Francisco - ich musste alles erledigen. Jedenfalls - jetzt habe ich ein Haus und etwas Geld - da ist eine Treuhandverwaltung im Osten, die sich drum kümmert. So habe ich den Alfa gekriegt. Ich weiß, er ist ein bisschen angeberisch, aber ich fand ihn hübsch. Was denkst du?«
    »Er ist entzückend.«
    Sie fuhr fort, sprach über den Wagen, Orte, zu denen wir damit fahren wollten.
    Aber ich vermochte nur an eins zu denken: das Haus. Hier konnten wir zusammenleben. Ich verdiente jetzt gutes Geld, würde für die Nebenkosten, für alles aufkommen.
    »Du hast jetzt eine Menge Platz«, sagte ich und knabberte an ihrem Ohr. »Genug für zwei.«
    »O ja. Nach der beengten Studentenbude freue ich mich, dass ich mich hier ausbreiten kann. Und du kannst mich hier oben jederzeit besuchen, wann immer du willst. Wir werden viel Spaß miteinander haben, Alex.«
     
 
    »… geräumig, vor allem für heutige Verhältnisse.«
    Mickey Mehrabian beherrschte ihr Metier.
    »Enorme Möglichkeiten, hieraus was zu machen, innenarchitektonisch eine Traumaufgabe, die Anordnung der Räume ist genial, und im Preis inbegriffen ist die gesamte Einrichtung. Einige dieser Stücke sind wirklich Deko-Klassiker - Sie können sie behalten oder verkaufen. Alles ist tipptopp. Es ist wirklich ein Schmuckstück, Doktor.«
    Wir gingen durch die Küche und durch das kleine Foyer, das zu den Schlafzimmern führte. Die erste Tür war zu. Sie ging daran vorbei. Ich öffnete sie und trat ein.
    »Nun«, sagte sie. »Dies war das große Schlafzimmer.«
    Der Geruch nach dem Desinfektionsmittel war hier stärker, gemischt mit anderen industriellen Duftnoten: dem Salmiakgeist des Fensterputzmittels, dem stechenden Aroma des Insektizids - Malathion-Phosphat - und Seifenlauge. Ein giftiger Cocktail. Die Vorhänge hatte man entfernt; es blieb nur ein Wirrwarr von Schnüren und Rollen. Das ganze Mobiliar war fort, auch der Auslegeteppich. Man sah nun den von Reißnägeln verunstalteten Hartholzfußboden. Aus den beiden schmalen, hohen Fenstern blickte man auf Baumwipfel und Starkstromleitungen. Und kein Luftzug, nichts, was das chemische Gemisch verdünnte.
    Keine Apfelzeichnungen.
    Ich hörte ein Summen. Sie hörte es auch. Beide sahen wir uns im Zimmer um nach der Quelle des Geräuschs, fanden sie sofort:
    Ein Stechmückenschwarm kreiste in der Mitte des Raums, eine mit Leben erfüllte Wolke, die ihre Grenzen amöbenhaft veränderte.
    Genau über der Stelle.
    Trotz der Versuche, die Aura des Todes wegzuwaschen, wussten die Insekten Bescheid - hatten es mit ihren kleinen Stechmückengehirnen genau erspürt, was sich in diesem Raum abgespielt hatte. An dieser Stelle.
    Ich erinnerte mich an etwas, das Milo mir gesagt hatte. Frauen töten in der Küche und sterben im Schlafzimmer.
    Mickey Mehrabian sah den Ausdruck in meinem Gesicht und missverstand ihn als Zimperlichkeit.
    »Die offenen Fenster zu dieser Jahreszeit«, sagte sie. »Kein Problem, das in Ordnung zu bringen. Dem Verkäufer liegt etwas daran, dass wir bald jemanden finden, er ist äußerst flexibel. Ich bin sicher, dass er

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