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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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war.
    Sie kniete vor ihm.
    Die Kamera konzentrierte sich auf sein Gesicht.
    Echte Leidenschaft.
    Sie lagen auf dem Tisch.
    Er verlor sich in ihr, sie behielt die Kontrolle.
    Die Kamera konzentrierte sich auf sein Gesicht.
    Versteckte Kamera.
    Ein Dokumentarfilm - die Aufnahmen eines Voyeurs, durchs Fenster. Ich schloss die Augen, dachte an etwas anderes.
    Die schöne Blondine bewegte sich wie eine Hure.
    Sharons Zwillingsschwester - aber aus einer anderen Zeit. Sein Alfalfa-Haarschnitt und Oberlippenbart waren authentisch.
    Aus der Zeit …
    »Wann ist das gedreht?«, fragte ich Gordon, der hinter mir saß.
    »Neunzehnzweiundfünfzig«, sagte er mit erstickter Stimme, als nähme er mir die Unterbrechung übel.
    Der Doktor bockte und biss die Zähne zusammen. Die blonde Frau winkte mit ihrem Schlüpfer wie mit einer Flagge. Blinzelte in die Kamera.
    Leere Leinwand.
    »Sharons Mutter«, sagte ich.
    »Ich kann’s nicht beweisen«, sagte Gordon und kam nach vorn zu mir. »Aber bei der Ähnlichkeit müsste sie es sein, nicht wahr? Als ich Pretty Sharon kennenlernte, erinnerte sie mich an jemanden. Ich wusste nicht, an wen, hatte diesen Film lange nicht mehr gesehen - seit Jahren nicht mehr. Er ist ziemlich selten, kostbares Stück in meiner Sammlung. Wir versuchen, sie vor unnötiger Beanspruchung zu schützen.«
    Er hielt ein, wartete.
    »Wir danken Ihnen, dass Sie ihn uns gezeigt haben, Mr. Fontaine.«
    »War mir ein Vergnügen. Als ich Kruses Endprodukt sah, fiel mir ein, an wen sie mich erinnerte. Kruse muss es auch gemerkt haben. Wir ließen ihm vollen Zutritt zu unserem Vorführraum und der ganzen Sammlung, und er hat viel Zeit darin verbracht. Er entdeckte Lindas Film und versuchte, ihn nachzuäffen. Mutter und Tochter - ein spannendes Thema, aber er hätte ehrlich damit umgehen sollen.«
    »Wusste Sharon von dem ersten Film?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe sie nur ein einziges Mal gesehen.«
    »Linda wer?«, fragte Larry.
    »Linda Lanier. Sie war eine Schauspielerin - oder wollte eine sein. Eins von den hübschen jungen Mädchen, die Hollywood nach dem Krieg überschwemmt haben - tun sie immer noch, nehme ich an. Ich glaube, sie bekam einen Vertrag bei einem der großen Studios, aber sie hat nie wirklich gearbeitet.«
    »Falsche Art von Begabung?«, fragte Larry.
    »Wer weiß? Sie blieb nicht lange genug da, als dass irgendwer es rausfinden könnte. Das betreffende Studio gehörte Leland Belding. Sie endete schließlich als eins seiner Partymädchen.«
    »Das Milliardärswrack«, sagte ich. »Die Magna Corporation.«
    »Ihr seid beide zu jung, euch daran zu erinnern«, sagte Gordon, »aber er war was, damals: Renaissancemensch - Flugzeuge, Raketen, Schifffahrt und Bergbau. Öl. Und Film. Er erfand eine Kamera, die sie heute noch benutzen. Und einen Sicherheits-Hüftgürtel im Flugzeugdesign dazu.«
    Ich fragte: »Mit Partymädchen meinen Sie Prostituierte?«
    »Nein, nein, mehr so etwas wie Hostessen. Er hat eine Menge Partys gegeben. Da ihm das Studio gehörte, kam er leicht an hübsche Mädchen heran, und er stellte sie als Hostessen ein. Die Puritaner versuchten, daraus was zu machen, aber sie konnten nie irgendwas beweisen.«
    »Und was ist mit dem Arzt?«
    »Er war ein richtiger Arzt. Der Film war auch real - die vérité ist fast überwältigend, nicht wahr? Es ist die Originalkopie, die einzige, die noch existiert.«
    »Wo haben Sie sie her?«
    Er schüttelte den Kopf. »Geschäftsgeheimnis, Doktor. Möge es genügen, wenn ich sage, dass ich sie schon lange habe und dass sie mich einiges gekostet hat. Ich könnte Kopien ziehen lassen, um meine ganze Investition, plus Gewinn, wieder hereinzuholen, aber das würde eine Flut von Reproduktionen auslösen und den historischen Wert des Originals verringern, und ich weigere mich, meine Grundsätze zu verbiegen.«
    »Wie hieß der Mann, der den Arzt spielte?«
    »Sie wissen, es war ein echter Arzt -« Er hielt ein. »Aber ich weiß seinen Namen nicht.«
    Eine Lüge. Fanatiker und Voyeur, der er war, hatte er sicher alle Details zu seinem Schatz zusammengetragen.
    Ich sagte: »Der Film war Teil einer Erpressung, nicht wahr? Der Arzt war das Opfer.«
    »Lächerlich.«
    »Was denn sonst? Er wusste nicht, dass man ihn filmte.«
    »Typischer Hollywoodscherz«, sagte er. »Der gute alte Errol Flynn bohrte Löcher in die Wände seiner Badezimmer und filmte seine Freundinnen mit’ner versteckten Kamera.«
    »Schäbig«, murmelte Larry.
    Gordons Gesicht

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