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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verdunkelte sich. »Tut mir leid, dass Sie so denken, Dr. Daschoff. Es war alles gesunder Spaß.«
    Larry sagte nichts.
    »Nichts für ungut«, sagte Gordon und hielt die Vorführraumtür für uns auf. »Ich bin sicher, meine Herren, Sie müssen zurück zu Ihren Patienten.«
    Er führte uns durch den schwarzen Raum und zum Fahrstuhl.
    »Was ist aus Linda Lanier geworden?«, fragte ich.
    »Wer weiß?«, sagte er. Dann fing er an, über die Beziehung zwischen kulturellen Normen und Erotika zu schwafeln, und setzte die Vorlesung fort, bis wir sein Haus verließen.

17
    »Habe ihn noch nie so gesehen«, sagte Larry, als wir wieder auf dem Bürgersteig waren.
    »Sein Glaubenssystem ist erschüttert«, sagte ich. »Er sieht sein Hobby gern als etwas Harmloses, wie Briefmarkensammeln. Aber man braucht keine Briefmarken, um jemanden zu erpressen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Es war unheimlich, Sharon zuzusehen, aber der zweite Film war was anderes - was wirklich Böses. Der arme Kerl vögelt rum, und es ist sein Filmdebüt.«
    Wieder ein Kopfschütteln. »Erpressung. Mist, die Sache wird immer schwieriger, Alex. Um alles noch schlimmer zu machen, bekam ich heute Morgen einen Anruf von einem alten Studienkollegen: Ein Typ, den Brenda und ich beide im College kannten, auch als Seelenklempner geendet - Verhaltenstherapeut, hatte eine riesige Praxis draußen in Phoenix. Der vögelte seine Sekretärin, sie gab ihm den Tripper; er gab ihn an seine Frau weiter, und sie schmiss ihn raus, fing an, in der ganzen Stadt schlecht über ihn zu reden, machte die Praxis kaputt. Vor ein paar Tagen geht er in das Haus, legt erst sie und dann sich selbst um. Spricht nicht sehr für unseren Beruf, wie? Gewusst, wie man Tests durchführt und eine Dissertation schreibt, und schon hat man sein Diplom. ›Schicken Sie uns Ihren Scheck, wir verlängern Ihre Genehmigung.‹ Niemand prüft die Leute auf Psychopathologien.«
    »Vielleicht machen die Psychoanalytiker es richtig«, sagte ich. »Ihre Kandidaten müssen eine lange Analyse durchstehen, bevor sie sich qualifizieren dürfen.«
    »Komm, Alex. Denk an all die Analytiker, die du getroffen hast, die total verrückt und unheimlich sind. Und alle hatten wir unsere Trainingstherapien. Jemand kann den Ying-yang rauftherapiert haben und trotzdem ein gemeiner Mensch geblieben sein. Wer weiß, vielleicht sind wir von Anfang an suspekt. Ich las gerade diesen Artikel, Untersuchung über Familiengeschichten von Psychologen und Psychiatern. Eine Menge von ihnen hatten schwer deprimierte Mütter.«
    »Ich habe es auch gelesen.«
    »Auf mich passt das bestimmt«, sagte er. »Auf dich auch?« Ich nickte.
    »Siehst du, das ist es. Als Kinder mussten wir uns um unsere Mamis kümmern, und so haben wir gelernt, hypererwachsen zu sein. Dann, wenn wir aufwachsen, suchen wir uns erneut depressive Personen aus, um für sie zu sorgen - das an sich ist nicht schlecht, wenn wir durch unseren ganzen eigenen Kram durchgestiegen wären. Aber wenn wir das nicht sind … Nein, da gibt’s keine einfachen Antworten, Alex. Soll halt ein jeder auf sich selbst aufpassen.«
    Ich brachte ihn zu seinem Caravan. »Larry, könnte Sharons Film etwas mit Kruses Forschung zu tun haben?«
    »Unmöglich.«
    »Was ist mit den Papieren von der Universität, die Gordon gesehen hat?«
    »Schwindel«, sagte er. »Und unlogisch - auch damals hätte sich keine Universität so weit kompromittiert. Kruse hat ihm irgendwelchen Mist gezeigt; Gordon glaubte es, weil er es glauben wollte. Außerdem hat Kruse niemals Formulare für irgendetwas benutzt - er und der Fachbereich litten unter gegenseitiger Apathie. Sie nahmen das Geld, das er hereinbrachte, gaben ihm ein Labor im Keller, das sonst niemand wollte, wollten gar nicht wissen, was er vorhatte. Verglichen mit den Täuschungsexperimenten, die die Sozialpsychologen machten, klang sein Zeug harmlos.« Er hielt an, sah gequält aus. »Was zum Teufel suchte er, als er sie so gefilmt hat?«
    »Wer weiß? Das Einzige, was ich mir vorstellen kann, ist eine radikale Therapie. Um sich durch die Sünden der Mütter durchzuarbeiten.«
    Er dachte darüber nach. »Ja. Vielleicht. Die Art von Horrorszene kann ich mir bei ihm gut vorstellen: totale Kontrolle des Privatlebens des Patienten, Marathonsitzungen, Regressionshypnose - die Abwehr abbauen. Wenn sie herausgefunden hat, dass ihre Mutter eine Prostituierte war, konnte er ihren schwachen Punkt ausnutzen.«
    »Was ist, wenn sie’s herausfand, weil Kruse es

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