Sharon: die Frau, die zweimal starb
und malvenfarben. Beugte mich hinab und roch ihren Duft.
Süß. Zu süß. In meinen Eingeweiden drehte es sich. Ich versuchte, mich zu übergeben, aber ich brachte es nicht fertig.
Ich lief an der Seite des Hauses entlang, durch den Hofgarten, über den Rasen vor dem Haus.
Leere Straße, stille Straße. All das Grauen, aber niemand, der es mit mir teilte.
Ich kletterte in den Seville zurück, saß im Wagen und roch den Tod. Schmeckte ihn.
Schließlich gelang es mir loszufahren, obwohl der Gestank nicht wegging, ich fuhr nach Süden, Mandeville hinunter, dann den Sunset hinauf nach Osten. Wünschte mir eine Zeitmaschine, irgendwas, mit dem ich die Uhr zurückdrehen könnte...
Ganz weit zurück …
Aber war bereit, mich mit einer starken Zigarre, einem Telefon und einer freundlichen Stimme zufriedenzugeben.
19
Ich fand eine Apotheke und eine Telefonzelle in Brentwood. Milo hob nach dem ersten Läuten ab, hörte, was ich zu sagen hatte, und stellte fest: »Ich wusste, es gab Gründe für mich, so früh wieder nach Hause zu kommen.«
Zwanzig Minuten später kam er zum Sunset, Ecke Mandeville, heraufgefahren und folgte mir zurück zum Mordhaus.
»Bleib du hier«, sagte er, und ich wartete im Seville, zog an einer billigen Panatela, während er herum - hinters Haus ging.
Eine Weile später tauchte er wieder auf, wischte sich die Stirn ab. Er setzte sich auf den Beifahrersitz, holte eine Zigarre aus meiner Hemdtasche und steckte sie an.
Er blies ein paar Rauchringe, fing dann an, meine Aussagen aufzunehmen, kühl und professionell. Nachdem er mit mir bis zu meiner Entdeckung der Leichen gekommen war, legte er den Schreibblock hin und fragte: »Warum bist’n du hergekommen, Alex?«
Ich erzählte ihm von dem Pornovideo, D.J. Rasmussens Tod, dem Wiederauftauchen von Leland Beldings Namen. »Kruses Hand ist fast überall drin.«
»Nicht viel Hand mehr übrig«, sagte er. »Die Leichen haben eine Weile dagelegen.« Er legte den Schreibblock weg. »Irgendwelche Vermutungen, wer’s war?«
»Rasmussen war ein explosiver Typ«, sagte ich. »Seinen Vater umgebracht. Die letzten Tage redete er, er wäre ein Sünder, hätte etwas Fürchterliches getan. Das hier könnte es sein.«
»Warum sollte er Kruse umlegen?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil er Kruse vorwarf, er sei schuld an Sharons Tod - er hing pathologisch an ihr, sexuelle Beziehung.«
Milo dachte nach. »Was hast’n du da drin angefasst?«
»Den Lichtschalter - aber ich habe ein Taschentuch benutzt.«
»Was sonst noch?«
»Das Tor … das ist alles, glaube ich.«
»Überlege noch mal ganz genau.«
»Mehr weiß ich nicht.«
»Lass uns noch einmal jeden deiner Schritte durchgehen.«
Als wir es hinter uns hatten, sagte er: »Geh nach Hause, Alex.«
»Wär’s das?«
Blick auf die Timex. »Das Morddezernat wird gleich hier sein. Geh los. Verschwinde, bevor die Party beginnt.«
»Milo -«
»Geh los, Alex. Lass mich meinen verdammten Job tun.«
Ich fuhr weg, schmeckte durch die Schärfe des Tabaks immer noch Verwesungsgeruch.
Alles, was Sharon berührt hatte, verwandelte sich in Tod. Ewig auf dem psychologischen Trip, entdeckte ich mich dabei, dass ich mich fragte, was sie wohl zu dem gemacht hatte. Was für ein frühkindliches Trauma. Dann fiel mir etwas ein: wie sie in der abscheulichen Nacht agiert hatte, als ich sie mit dem Foto von den Zwillingen antraf. Ihr Wutanfall, ihr Schreien, dann ihr Zusammenbruch und Zusammenkrümmen in Fötusstellung. So ähnlich wie Darren Burkhalter bei mir in der Praxis. Reaktionen auf den Horror in seinem Leben, die ich mit Video aufgenommen und dann einem Raum voll Anwälten vorgeführt hatte, ohne die Übereinstimmung zu sehen.
Frühkindliches Trauma.
Vor langer Zeit hatte sie es mir erklärt. Danach die Präsentation eines zärtlichen, liebevollen Verhaltens. Wenn man zurückblickte, eine gutinszenierte Zurschaustellung. Hatte sie nur Theater gespielt?
Es war im Sommer’81, in einem Hotel in Newport Beach, inmitten eines Schwarms von Psychologen, beim Kongress. Eine Cocktailbar mit Aussicht auf den Hafen - getönte Panoramaglasscheiben - rotgefleckte Wände, Rollsessel. Dunkel und leer und mit einem Geruch nach der Party vom Abend zuvor.
Ich saß an der Bar und starrte aufs Wasser hinaus, sah dolchscharfe Jachten die Oberfläche eines Hafens aus geblasenem Glas ritzen. In der Hand ein Bier und Klubsandwich, während ich mit einem Ohr auf das Geschwätz des Barkeepers hörte.
Er war ein
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