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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Fensterläden waren vorgelegt. Die dänische Flagge, mit der Lavissers Heimkehr gefeiert worden war, hing noch an der Laterne. Er zählte die Häuser und kehrte dann in einer Gasse zurück, die hinter den Häusern der Reichen verlief. Er zählte wieder, bis er zu einem Tor gelangte, das ihn in den Hinterhof führen musste.
    Das große Tor war verschlossen. Er blickte hinauf und sah Eisenspitzen oben auf dem Tor und ein Glitzern auf der Mauerkrone. Da waren Glasscherben eingebettet. Sharpe ging zum Haus nebenan und fand das Tor unverschlossen. Auf der Mauer waren keine Glasscherben, und über einen Geräteschuppen gelangte er zur Mauerkrone. Er kletterte hinauf und starrte in Lavissers Hinterhof.
    Er war leer. Es gab einen Stall und ein Kutscherhaus. Eine kurze Treppe führte ins Haus, das stockdunkel war.
    Sharpe ließ sich über die Mauer hinab und entriegelte Lavissers Hintertür zum Hof, um einen Fluchtweg zu haben, dann duckte er sich beim Stall und untersuchte das Haus von Neuem. Unter der steinernen Treppe war ein dunkles Loch, und er nahm an, dass es zum Kellergeschoss führte. Dort würde er anfangen, aber zuerst starrte er wieder zum Haus hinauf.
    Die obersten Fenster hatten keine Läden, und drei davon standen einen Spalt offen, aber kein Licht war dort außer dem Widerschein der Feuer auf dem Glas zu sehen. Alles war totenstill.
    Plötzlich warnte ihn sein Gefühl. Da stimmte etwas nicht. Drei offene Fenster? Alle gleich weit offen. Und bis jetzt war alles so einfach gewesen, und es war viel zu still. Er spähte zu den offenen Fenstern hoch. Sie waren einen Spalt geöffnet, der gerade groß genug war, um Musketenmündungen hindurchschieben zu können.
    Waren dort Männer? Oder bildete er sich das nur ein?
    Er glaubte zu spüren, dass er beobachtet wurde. Er konnte es nicht erklären, aber er war sicher, dass er in Gefahr war. Das Haus wirkte nicht mehr so finster und anfällig, sondern wie eine Bedrohung. Eine innere Stimme sagte Sharpe, dass ihm seine Fantasie einen Streich spielte, doch er hatte es gelernt, seinen Gefühlen zu vertrauen. Er wurde beobachtet, belauert.
    Es gibt eine Möglichkeit, das zu überprüfen, dachte er. Und so nahm er die große Waffe von der Schulter, spannte sie und stellte sich so hin, dass er nur das Fenster rechts von sich sehen konnte. Wenn er beobachtet wurde, dann würde der Mann dort oben warten, bis er den Hof überquerte und sich ungeschützt auf der freien Fläche befand. Dann würde er das Feuer auf ihn eröffnen, aber auch dem Tod ins Auge sehen.
    Sharpe riss plötzlich die große, siebenläufige Waffe hoch, zielte auf das Fenster und sah den Funken des Feuersteins tief in dem Zimmer und dann den Mündungsblitz am Fenster. Er zuckte bereits zurück in Deckung, als die Musketenkugel dicht neben seinem Kopf gegen die Wand schlug. Fast gleichzeitig krachten zwei weitere Waffen, und Rauch quoll aus den oberen Fenstern. Ein Dachziegel vom Stall wurde zerschmettert, dann rief jemand etwas, und Schritte ertönten von der Steintreppe beim Haus. Sharpe feuerte die Pistole ab. Im nächsten Moment sah er weitere Männer aus dem Kutscherhaus stürmen. Er ließ die Pistole fallen, hob die siebenläufige Waffe und drückte ab.
    Der Schuss klang in dem Hof wie das Donnern einer Kanone. Die Mündungsflammen blitzten durch die Dunkelheit. Ein Mann schrie vor Schmerzen. Sharpe hetzte bereits zum Hintertor. Er riss es auf und rannte in die Gasse. Zwei Musketenkugeln aus den hohen Fenstern folgten ihm, und einen Augenblick später krachte eine Pistole in der Gasse, doch das Dunkel hatte ihn bereits verschluckt.
    Er rannte zum Hospital, wo eine Menschenmenge wartete. Einige der Männer, alarmiert von den Schüssen, riefen Fragen, denn sie sahen die große Waffe in Sharps Hand, doch er wich in eine andere Gasse aus, rannte bis zu ihrem Ende, bog ab und ging dann langsamer weiter, um zu Atem zu kommen. Gottverdammt, aber sie hatten auf ihn gewartet! Warum? Warum würde jemand sein Haus bewachen lassen, wenn er angeblich unter Freunden war?
    Er verharrte in einem tiefen Hauseingang. Wenn ihn jemand verfolgt hatte, dann musste er in eine falsche Gasse abgebogen sein, denn niemand schaute in diese Gasse.
    Sharpe lud die siebenläufige Waffe und fragte sich dabei, warum Lavisser sein Haus wie eine Festung bemannt hatte. Um das Gold zu schützen? Wenn Männer Nacht für Nacht auf Posten standen, langweilten sie sich bald. Sie dösten ein oder dachten an Frauen, statt nach Feinden Ausschau zu

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