Sharpes Beute
schmutzige.«
»Wenn die Franzosen die Namensliste von Skovgaard bekommen haben, Joel, dann müssen sie gestoppt werden.«
Anscheinend hörte Chase nicht zu. »Und welche Befugnis hat Pumphrey überhaupt, um solche Befehle zu geben? Er ist kein Mann des Militärs. Alles andere als das.«
Sharpe hatte nichts von Pumphreys verschleierter Drohung wegen eines Mordes in Wapping gesagt, und er bezweifelte, dass Chase davon hören wollte. »Wenn es nicht für Pumphrey wäre, Joel«, sagte er stattdessen, »wären Sie nicht hier.«
»Ich wäre nicht hier?« Chase klang zweifelnd.
»Es war die Zeitung, die uns verriet, dass die Dänen planen, diese Flotte zu verbrennen. Ich informierte Lord Pumphrey über diese Tatsache, und er arrangierte den Rest.«
»Er ist ein emsiges Kerlchen, nicht wahr?« Chase schaute nachdenklich aus dem Heckfenster. Das Einzige, was er sehen konnte, war der Bug eines anderen Kriegsschiffes. Er hielt Sharpes Argument für schwach und er nahm an, dass es etwas Ungesagtes gab, doch er erkannte, wie wichtig es war, die Namensliste von Skovgaards Korrespondenten sicherzustellen. Er seufzte. »Ich mag keine schmutzige Arbeit«, sagte er. »Und besonders, wenn sie vom Außenministerium kommt. Es denkt, dass die Marine dazu da ist, die Welt zu säubern.«
»Ich muss es tun, Joel«, sagte Sharpe, »mit oder ohne Ihre Hilfe.«
»Sie müssen es tun?«, fragte Chase. »Ehrlich?«
Sharpe zögerte mit der Antwort. Wenn er in Dänemark bleiben würde, was machte es dann, ob er im fernen London des Mordes verdächtigt wurde? Aber würde er bleiben, wenn Skovgaard tot war? Oder würde Astrid mit ihm nach Britannien zurückkehren? Es war alles kompliziert. Einfach war, dass Skovgaards Namensliste gerettet und Lavisser aus dem Verkehr gezogen werden musste. Das war einfach genug zu verstehen. »Ja, Joel«, sagte er, »ich muss es tun.«
Midshipman Collier klopfte an die Kabinentür. Dann trat er ein, ohne hereingebeten worden zu sein. »Verzeihen Sie die Störung, Sir, aber es sieht aus, als ob ein Pumptrupp eintrifft.«
»Dann sollten wir umziehen«, sagte Chase.
»Pumptrupp?«, fragte Sharpe.
»Das Schiff hat ein Leck, Richard«, sagte Chase und erhob sich. »Sie können es nicht einfach volllaufen lassen. Deshalb schicken Sie Jungs, um die Bilgen leer zu pumpen. Es wird nicht lange dauern, aber wir sollten uns verstecken.«
»Und sie werden nicht Ihre abgeschnittenen Lunten finden?«
»Sie werden nichts bemerken. Wir haben Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Danke, Mister Collier. Alle zurück zum Rattenloch!« Chase nahm die Karten an sich und lächelte Sharpe zu. »Werden Ihnen Hopper und Clouter reichen?«
Sharpe glaubte einen Moment, nicht richtig gehört zu haben. »Hopper und Clouter?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich dies billige, Richard, aber ich traue Ihrer Einschätzung. Und die beiden sind meine besten Jungs, so sollten sie dafür sorgen, dass Ihnen nichts passiert. Aber ich bitte Sie, bringen Sie sie lebend zurück.«
»Danke, Joel.«
»Brauchen Sie sonst noch etwas?«
»Schnell brennende Lunten.«
»Davon können Sie viele haben«, sagte Chase.
Es war nach acht Uhr, als Sharpe ging. Der Pumptrupp arbeitete sich an der Reihe der großen Schiffe entlang, doch keiner der Dänen bemerkte die drei Männer, die von der Christian VII. auf den Kai sprangen.
Alle drei waren bewaffnet. Hopper hatte eine weitere siebenläufige Waffe, zwei Pistolen und ein Entermesser, und Clouter eine Axt und zwei Pistolen.
Sie überquerten die Brücke, und niemand bemerkte sie. Noch vor vierzehn Tagen hätte ein Bewaffneter in Kopenhagen misstrauische Blicke geerntet, doch jetzt konnten ein britischer Schütze und zwei britische Seeleute genügend Artillerie mit sich herumschleppen, um eine Kompanie zu massakrieren, ohne aufzufallen. Der Anblick von zwei Männern mit Pferdeschwänzen, der eine mit Tätowierungen im Gesicht, der andere ein Schwarzer, war nichts Ungewöhnliches für Kopenhagen, denn die Stadt war an Seeleute gewöhnt. Man nahm einfach an, dass sie zu den Stadtmauern gingen, wo die verbliebenen dänischen Geschütze das Feuer auf die britischen Batterien eröffnet hatten. Ein paar Leute wünschten Sharpe und seinen Gefährten einen guten Morgen und erhielten als Antwort Grunzlaute.
Sharpe schloss Skovgaards Haustür auf. Astrid hörte ihn und kam aus dem Büro. Sie blickte alarmiert, als sie Hopper und Clouter sah, denn beide waren riesig. Sie rissen ihre Strohhüte vom Kopf und strichen
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