Sharpes Beute
Sharpe, ein harter, narbiger Killer. Er nickte Barker zu, doch der erwiderte nicht den Gruß, blickte einfach weg.
»Barker war ein Straßenräuber«, sagte Lavisser begeistert, »bevor ich ihm Manieren und Moral beibrachte.«
»Ich verstehe nicht, warum Sie mich brauchen«, sagte Sharpe, »wenn Sie einen Straßenräuber auf Ihrer Seite haben.«
»Ich bezweifle, dass ich Sie brauche«, sagte Lavisser, »aber unsere Oberen bestehen darauf, dass ich einen Beschützer habe, und so sind Sie hier.« Er lächelte Sharpe strahlend an.
Schaulustige hatten sich auf dem Kai versammelt, um die Flotte der großen Kriegsschiffe anzugaffen, die in der Flussmündung lagen, während Frachtschiffe, Fregatten und Briggs ankerten oder vertäut näher beim kleinen Hafen lagen. Am nächsten beim Kai befanden sich einige plumpe Schiffe, viel kleiner als Fregatten, mit tiefem Freibord und breitem Rumpf. »Bombenschiffe«, bemerkte Gordon, Bairds Neffe.
»Sie haben verdammt große Mörser in ihrem Bauch«, erklärte Baird, dann drehte er sich um und schaute zu der kleinen Stadt. »Ein Dutzend gut bemannter Bombenschiffe könnten Harwich in zwanzig Minuten auslöschen. Es wird interessant sein, zu sehen, was sie bei einer Stadt wie Kopenhagen anrichten.«
»Sie würden doch nicht Kopenhagen bombardieren!« Captain Gordon klang schockiert.
»Ich bombardiere Kopenhagen, wenn es der König verlangt«, sagte Baird.
»Aber nicht Edinburgh«, murmelte Gordon.
»Was haben Sie gesagt, Gordon?«
»Ich habe gesagt, dass die Zeit knapp wird, Sir. Ich bin sicher, dass Captain Lavisser und Lieutenant Sharpe bald an Bord gehen sollten.«
Ihr Schiff war eine Fregatte, frisch gestrichen und näher bei Felixstowe am nördlichen Ufer des Flusses vertäut. »Es ist die Cleopatra«, sagte Bairds Adjutant. Anscheinend hatte die Crew der Fregatte die Ankunft der Kutsche gesehen, denn ein Beiboot wurde jetzt über den Fluss gerudert.
Ein Dutzend Offiziere vom Zeltlager hatten sich weiter unten am Kai versammelt, und Sharpe sah einige Grünröcke zwischen den roten Röcken. Er wollte nicht erkannt werden, und so duckte er sich hinter einen großen Stapel Heringsfässer und starrte auf den Schlick, wo Möwen flatterten und um Fischgräten kämpften.
Plötzlich war ihm kalt. Er wollte nicht auf See. Er hatte Grace auf einem Schiff kennengelernt. Die Erinnerung daran wurde noch verstärkt durch einen Gentleman vom Lande, der in seinem offenen Kutschwagen mit seinen Töchtern gekommen war, um die Schiffe zu sehen, und er erzählte ihnen, welche Schiffe der fernen Flotte bei Trafalgar gewesen waren.
»Da, seht ihr? Die Mars? Sie ist dabei gewesen.«
»Welches meinst du, Papa?«
»Das schwarzgelbe.«
»Die sind alle schwarz und gelb, Papa. Wie Wespen.«
Sharpe starrte zu den Schiffen, hörte im Hintergrund die Mädchen mit ihrem Vater scherzen und versuchte, nicht an Grace zu denken, als eine deutlich sprechende, helle Stimme hinter ihm ertönte. »Sind Sie zufrieden, Lieutenant?«
Sharpe drehte sich um und sah Lord Pumphrey, den jungen und wortkargen Zivilisten, der während der Kutschfahrt so wenig gesagt hatte. »Mylord?«
»Ich hörte gestern Abend, dass Sie an diesem Unsinn beteiligt sind«, sagte Pumphrey, »und ich muss zugeben, dass mir Ihre Qualitäten gänzlich unbekannt waren. Ich entschuldige mich dafür, aber ich bin nicht sehr vertraut mit der Armee. Mein Vater wollte einst, dass ich Soldat werden sollte, aber er begriff, dass ich zu schlau und feinfühlig bin.« Er lächelte Sharpe an, der das Lächeln nicht erwiderte. Lord Pumphrey seufzte. »So nahm ich mir die Freiheit, Bekannte über Sie zu befragen, um etwas über Sie zu erfahren, und sie informierten mich, dass Sie ein äußerst einfallsreicher Mann sind.«
»Bin ich das, Mylord?« Sharpe fragte sich, welche gemeinsamen Bekannte er und Lord Pumphrey haben konnten.
»Ich habe auch gute Ideen«, fuhr Pumphrey fort. »Ich arbeite für das Außenministerium, doch im Moment bin ich darauf beschränkt, als ziviler Adjutant von Sir David zu dienen. Es öffnet einem ziemlich die Augen, wie das Militär so operiert. Also, Lieutenant, sind Sie zufrieden?«
Sharpe zuckte mit den Schultern. »Es scheint alles ein bisschen übereilt zu sein, Mylord, wenn es das ist, was Sie meinen.«
»Bedrückend übereilt!«, stimmte Pumphrey zu. Er war so dünn und wirkte so zerbrechlich, dass man meinen konnte, ein Windstoß würde ihn vom Kai blasen, aber im Gegensatz zu dieser offensichtlichen
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