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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte nichts.
    Lavisser, dicht neben ihm, blickte zu einer Möwenschar auf und schien nachzudenken, dann sah er Sharpe an. »Ich vermute, dass Sie Lady Grace Hale an Bord eines Schiffes kennengelernt haben und seither nicht mehr auf See gewesen sind.« Er hob beschwichtigend eine Hand, als er den Ärger in Sharpes Augen sah. »Mein lieber Sharpe, bitte missverstehen Sie mich nicht. Ich fühle mit Ihnen, ehrlich. Ich habe Lady Grace selbst einmal kennengelernt. Es muss vor einem Dutzend Jahren oder mehr gewesen sein, und ich war erst ein junger Hüpfer von fünfzehn, aber ich war von ihrer Schönheit fasziniert. Sie war sehr schön.«
    Sharpe sagte nichts, beobachtete nur Lavisser.
    »Sie war schön, und sie war clever«, fuhr der Gardisten-Captain leise fort. »Und verheiratet mit einem langweiligen alten Sack. Und Sie, Sharpe, verzeihen Sie, schenkten ihr eine Zeit des Glücks. Ist das nicht etwas, an das man sich zufrieden erinnert?« Lavisser wartete auf Sharpes Antwort, doch Sharpe schwieg. »Habe ich recht?«, fragte Lavisser sanft.
    »Sie ließ mich verdammt elend zurück«, sagte Sharpe schließlich. »Ich kann es anscheinend nicht abschütteln. Und, ja, auf einem Schiff zu sein bringt es zurück.«
    »Warum sollten Sie es abschütteln?«, fragte Lavisser. »Mein lieber Sharpe, darf ich Sie Richard nennen? Das ist freundlich von Ihnen. Mein lieber Richard, Sie sollten trauern. Das hat sie verdient. Je größer die Liebe, desto größer die Trauer. Und es ist grausam für Sie gewesen. All das Gerede! Es geht niemanden was an, was Sie und Lady Grace getan haben.«
    »Jeder meint, es ginge ihn was an«, sagte Sharpe bitter.
    »Und das wird vorübergehen«, meinte Lavisser. »Gerüchte und Klatsch und Tratsch sind kurzlebig, Richard, sie verschwinden wie Tau oder Rauch. Ihr Kummer bleibt, aber der Rest der Welt wird vergessen, er hat es größtenteils bereits vergessen.«
    »Sie nicht.«
    Lavisser lächelte. »Ich habe mir die ganze Zeit den Kopf über Sie zerbrochen, um aus Ihnen schlau zu werden. Ich kam erst ein wenig dahinter, als wir an Bord gingen.« Schritte unterbrachen sie, als Seeleute nach achtern kamen, um das Besansegel zu sichern. Das große Segel schlug über ihren Köpfen und wurde unter Kontrolle gebracht. Die Schiffsflagge, blau, weil der Flotten-Commander ein Admiral der Blauen war, flatterte im Wind, als die Cleopatra Fahrt aufnahm. »Die Trauer wird vorübergehen, Richard«, fuhr Lavisser leise fort. »Ich hatte eine Schwester, die starb, ein liebes Ding, und ich trauerte um sie. Es ist nicht das Gleiche, ich weiß, aber wir sollten uns nicht schämen, unsere Gefühle zu zeigen. Nicht, wenn wir um eine wunderschöne Frau trauern.«
    »Es wird mich nicht daran hindern, meinen Job zu erledigen«, sagte Sharpe stoisch und kämpfte gegen Tränen an.
    »Natürlich nicht«, sagte Lavisser mitfühlend. »Ebenso wenig wird es verhindern, dass Sie sich an den Fleischtöpfen in Kopenhagen erfreuen. Es sind nur wenige, und einige sind mager, aber ich kann Ihnen versichern, dass wir unseren Spaß mit ihnen haben werden, wie sie auch sind.«
    »Ich kann mir keine Fleischtöpfe erlauben«, sagte Sharpe.
    »Reden Sie kein Blech, Richard! Wir segeln mit dreiundvierzigtausend Guineas der Regierung, und ich habe vor, so viele davon zu stehlen, wie ich kann, ohne erwischt zu werden.« Er grinste so breit und mit solch ansteckender Freude, dass Sharpe lachen musste. »Da sehen Sie's«, sagte Lavisser. »Ich werde gut für Sie sein!«
    »Das hoffe ich«, erwiderte Sharpe. Er beobachtete das Kielwasser der Cleopatra. Der Wind kam aus Westen, sodass die ankernden Schiffe dem Achterdeck der Fregatte ihre Hecks zuwandten. Die hässlichen Bombenschiffe lagen tief im Wasser. Eines hieß Thunder, ein anderes Vesuvius , und die Aetna und die Zebra lagen dicht dabei. Die Fregatte segelte so nahe an der Zebra vorbei, dass Sharpe hinab auf die beiden großen Mörser im Schiffsbauch sehen konnte. Die Mörser waren mit Mündungspfropfen versehen. Weitere acht Kanonen, dem Aussehen nach Karronaden, waren hinter dem Hauptmast aufgestellt. Ein hässliches Schiff, dachte Sharpe, aber eine Bestie mit scharfen Zähnen, und sechzehn der Bombenschiffe lagen vertäut oder ankerten im Fluss, zusammen mit Segelschiffen, die mit schweren Kanonen ausgerüstet waren. Dies waren keine Schiffe, um gegen andere zu kämpfen, sondern um Ziele an Land zu beschießen.
    Die Cleopatra wurde jetzt schneller. Sie neigte sich nach backbord, und das

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