Sharpes Beute
seiner Wikinger-Ahnen aussah, die auf der gleichen kalten See gesegelt waren. »Sie brauchen bestimmt keine Waffen, Richard«, fuhr Lavisser fort. »Wir werden uns in Vygard einfach eine Kutsche mieten, um das Gold nach Kopenhagen zu transportieren, unser Geschäft mit dem Kronprinzen erledigen und die Genugtuung haben, den Frieden zu retten.«
Lavisser hatte zuversichtlich gesprochen, aber Sharpe rief sich Lord Pumphreys Zweifel in Erinnerung, dass der dänische Kronprinz empfänglich für Bestechung wäre. »Und was ist, wenn der Kronprinz sich nicht kaufen lässt?«, fragte er.
»Keine Sorge«, sagte Lavisser. »Mein Großvater ist sein Kammerherr, und er sagte mir, dass der Kronprinz die Bestechung selbst vorgeschlagen hat.« Er lächelte. »Er braucht Geld, Sharpe, um sein Schloss Kristiansborg neu aufzubauen, das vor ein paar Jahren niedergebrannt ist. Es ist alles sehr einfach, und wir werden als Helden heimkehren. Wo soll die Gefahr sein? Es gibt keine Franzmänner in Vygard, keine in dem Stadthaus meines Großvaters in Bredgade, und die Gardisten des Prinzen werden uns die Bastarde vom Hals halten. Sie brauchen wirklich keine Waffen, Richard. Ich will Sie nicht beleidigen, Richard, aber Ihre Anwesenheit, obwohl völlig willkommen, ist ebenfalls überflüssig.«
»Dinge können immer schiefgehen«, gab Sharpe zu bedenken.
»Oh, wie wahr! Ein Erdbeben könnte Kopenhagen zerstören. Vielleicht wird die Pest ausbrechen, oder die vier Reiter der Apokalypse werden Dänemark heimsuchen. Richard! Ich kehre in meine Heimat zurück. Ich besuche einen Prinzen, mit dem ich entfernt verwandt bin. Wie ich ist er halb Engländer, wussten Sie das? Seine Mutter ist König Georges Schwester.«
Lavisser hatte Überzeugungskraft, aber Sharpe fühlte sich wie nackt ohne richtige Waffen, und Lavissers Vorgesetzte hielten es für klug, den Gardisten beschützen zu lassen.
Sharpe ging nach unten in die kleine Kabine, die er mit Lavisser teilte, und öffnete seinen Tornister. Seine Zivilkleidung war darin, die guten Kleidungsstücke, die Grace für ihn gekauft hatte, zusammen mit den Fernrohr, das ein Geschenk von Sir Arthur Wellesley war. Aber unten im Tornister, versteckt und fast vergessen, lag sein altes Einbrecherbesteck. Er zog es heraus und betrachtete die leicht rostigen Dietriche. Grace hatte sie einst verwundert entdeckt und wissen wollen, was es damit auf sich hatte. Sie hatte ungläubig gelacht, als er es erklärt hatte. »Du könntest aufgehängt werden, weil du so was besitzt«, hatte sie gesagt.
»Ich behalte es als Erinnerung an alte Zeiten«, hatte er erwidert.
»Du hast es sicherlich nie benutzt, oder?«
»Selbstverständlich habe ich es benutzt!«
»Zeig es mir! Zeig es mir!«
Er demonstrierte ihr, wie man ein Schloss knackte, wie er es in der Vergangenheit oft getan hatte. Jetzt war er aus der Übung, aber das Vorhängeschloss der großen Truhe, die das Regierungsgeld enthielt, würde kein Problem für ihn darstellen. Es gab viele Waffen an Bord, doch um welche davon zu bekommen, würde er schon einiges Schmiergeld zahlen müssen.
Sharpe hatte jetzt eigenes Geld. Vierundzwanzig Pfund, acht Schilling, vier Pence und einen halben Penny von Jem Hocking. Das meiste davon in kleinen Silber- und Kupfermünzen hatte ihm Sergeant Matthew Standfast, der neue Besitzer des Frog Prick, in Gold umgewechselt. »Das mache ich aber nur gegen eine Gebühr«, hatte Standfast erklärt. »Das ist schmutziges Geld!« Standfast hatte auf die Kupfermünzen getippt. »Die muss man ja in Essig kochen.« Die zweiundzwanzig glänzenden Guineas, die Sharpe erhalten hatte, waren jetzt sicher in einem von seinen Ersatzhemden verstaut.
Er hätte sein eigenes Geld benutzen können, um sich Waffen zu besorgen, aber das sah er nicht ein. Britannien schickte ihn nach Dänemark, und es waren Britanniens Feinde, die eine Bedrohung für Lavisser waren, also sollte Britannien zahlen, und das bedeutete, dass er Gold aus der großen Truhe nahm, die fast die gesamte kleine Kabine ausfüllte, die er mit Lavisser teilte. Sharpe öffnete mit Hilfe seines Dietrichs den Deckel der Truhe. Darin lagen Schichten von Segeltuchbeuteln, die mit Draht verschnürt und mit rotem Wachs versiegelt waren. Sharpe hob drei Beutel der oberen Schicht ab und schlitzte die Beutel unten mit seinem Messer auf.
Guineas. Der goldene Reiter Sankt Georg. Sharpe nahm einen Guinea und betrachtete das Bild des Heiligen, der einen Drachen erstach. Dicke, echte Goldstücke,
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