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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mit etwas Glück bringe ich einen Wagen mit Pferd, und wir können das verdammte Gold wegtransportieren.« Er kletterte eine Düne hinauf. »Sie bleiben bei Mister Sharpe, Barker?«
    »Das werde ich, Sir«, erwiderte Barker.
    »Sie wissen, was zu tun ist«, sagte Lavisser heiter und wandte sich ab.
    »Haben Sie den Schlüssel zur Truhe?«, rief Sharpe dem Gardisten nach.
    Lavisser wandte sich halb um. Auf der Düne war er nur als Schatten auszumachen. »Gewiss brauchen Sie den nicht, Richard, oder?«
    »Ich möchte die Pistolen aus der Truhe herausnehmen.«
    »Wenn es sein muss, Barker hat den Schlüssel. Ich sehe Sie in zwei oder drei Stunden.« Lavisser winkte und verschwand auf der anderen Seite der Düne.
    Sharpe blickte zu Barkers dunklem Schatten. »Der Schlüssel?«
    »Ich suche danach.« Barkers Antwort klang mürrisch.
    Sharpe schlenderte wartend die Düne hinauf. Es war kalt für einen Sommer, die Kälte kroch vermutlich von der kühlen See heran. Von der Düne aus konnte er die Fregatte als dunkle Silhouette sehen, die sich vom östlichen Himmel abhob, während sie vom Binnenland aus wie ein ferner Lichtfleck wirkte. Captain Samuels hatte gesagt, dass bei diesem Wetter Nebel wahrscheinlich sei, und der verschleierte Lichtfleck ließ den Eindruck entstehen, dass er sich über dem flachen Ackerland bildete. Der Boden schien sich zu wiegen, als Sharpe sich daran gewöhnte, wieder an Land zu sein. Er konnte Heu, Salz und Seetang riechen. »Sind Sie schon mal in Dänemark gewesen, Barker?«, rief er zum Strand hinunter.
    »Nein«, erwiderte Barker.
    »Wo ist der Schlüssel?«, fragte Sharpe.
    »Ich nehme an, er hat ihn mir nicht gegeben.«
    »Es ist üblich, Offiziere mit ›Sir‹ anzureden.« Sharpe konnte seine Abneigung gegen den Mann nicht verbergen. Barker war offenbar wegen seiner Größe und Gewalttätigkeit angestellt, nicht wegen irgendwelcher Fähigkeiten als Diener. Sharpe kramte in seinem Packen und fand den Dietrich. Dann kehrte er zum Strand zurück und kniete sich neben die Truhe.
    »Was machen Sie da, Sir?«, fragte Barker und betonte Letzteres spöttisch.
    »Ich nehme mir meine Pistolen«, sagte Sharpe und schloss das Vorhängeschloss auf.
    Ein Klatschen ließ ihn herumfahren. Die Barkasse musste die Fregatte erreicht haben, die jetzt ihr Focksegel anholte, und das Geräusch entstand, weil das Segeltuch im Wind schlug, und das Geräusch rettete Sharpe das Leben. Er sah das Schimmern in Barkers Hand, erkannte, dass es ein Messer war, mit dem der Hüne zustoßen wollte, und so warf er sich gedankenschnell zur Seite und kroch dann von der Truhe fort. Er ließ den Dietrich los, schleuderte eine Hand voll Sand in Barkers Augen und zog seinen Säbel. Dann hörte er das Klicken einer Waffe, die gespannt wurde, und wusste, dass Parker eine Pistole unter seiner Jacke verborgen gehabt hatte. Sharpe rannte einfach los, hetzte die Düne hinauf, wo er sich seinen Packen schnappte und dann den sandigen Abhang hinab in die Dunkelheit hinter dem Strand rannte.
    Er hatte kaum Zeit zum Denken gehabt, seit das Klatschen des Segels wie eine Warnung für ihn gewesen war. Er hatte nur reagiert, doch jetzt duckte er sich in den Sand und beobachtete die Kuppe der Düne, rechnete damit, dass Barkers Schatten dort auftauchen würde. Mein Gott, dachte er, ich bin reingelegt worden! Er hätte Lavissers Behauptung, dass er Barker den Schlüssel für die Truhe gegeben hatte, nicht glauben sollen. Niemand würde ein Vermögen in Gold einem Diener wie Barker anvertrauen.
    Lord Pumphrey hatte also recht gehabt, als er gesagt hatte, dass etwas seltsam an dieser ganzen Mission sei, aber in seinen wildesten Fantasien hatte Sharpe nicht an so etwas Ungeheuerliches gedacht. Lavisser wollte seinen Tod. Was sonst? Jetzt war nicht die Zeit, darüber zu spekulieren, denn Barker war auf der Kuppe der Düne aufgetaucht und richtete die Pistole in die Schatten. Er wartete darauf, dass Sharpe sich bewegte. Der Nebel wurde dichter, als der südliche Sommerwind über die kalte See strich. Sharpe blieb reglos im Sand liegen. Im Binnenland schlug eine Glocke viermal.
    Barker bewegte sich ein paar Schritte nordwärts, und Sharpe erhob sich und rannte südwärts. Barker hörte ihn, und genau das wollte Sharpe, denn er hoffte, Barker würde trotz des zunehmenden Nebels einen Weitschuss versuchen. Wenn die Waffe entladen war, würde es eine Weile dauern, neu zu laden, und Sharpe würde bei seinem Gegner sein, wie ein Terrier, der eine Ratte

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