Sharpes Beute
angreift. Aber Barker war kein Dummkopf. Er hielt sein Feuer und folgte stattdessen Sharpe in der Hoffnung, nahe genug an ihn heranzukommen, um nicht das Risiko einzugehen, danebenzuschießen.
Sharpe warf sich in den tiefen Schatten zwischen zwei flachen Dünen zu Boden. Der Nebel hatte sich vor die erste Helligkeit der Morgendämmerung geschoben und dämpfte die Geräusche von Wind und Wellen. Barker hatte ihn wieder aus den Augen verloren, doch er ahnte, wo Sharpe war. Sharpe sah ihn als Silhouette vor dem Horizont. Der Mann war kein Soldat, sonst hätte er tieferen Grund aufgesucht, denn bei Dunkelheit war es unmöglich, in Vertiefungen etwas zu erkennen. Man konnte aufwärts gegen den Himmel etwas sehen, aber nicht hinab.
Sharpe beobachtete die geduckte Gestalt, die sich vor dem Himmel abhob. Dann tastete er durch den Sand und fand ein Stückchen Holz und zwei kleine Steine, die er nacheinander südwärts warf. Sie verursachten Geräusche, als sie aufprallten, und Barker, der sie hörte, bewegte sich lauernd in diese Richtung.
Sharpe kroch nordwärts zurück. Er tastete vor sich und entdeckte zwei weitere Holzstückchen, die er in die neblige Dunkelheit warf, um Barker weiter nach Süden zu locken, und erst, als von dem Hünen nichts mehr zu sehen war, erhob sich Sharpe, überquerte wieder die Dünen und schlich zum Strand. Er musste den Dietrich finden, doch der war im zertrampelten Sand rings um die Truhe verschwunden. Sharpe suchte schnell, ließ Sand durch seine Finger rieseln, doch seine Suche blieb vergebens.
Plötzlich hörte er Barker zurückkehren. Der Diener hatte seine Jagd aufgegeben und kam zurück, um das Gold zu bewachen, sodass Sharpe die Waffen in der Truhe aufgab und wieder über die Dünen flüchtete.
Er hetzte ins Binnenland, bis er ein feuchtes Gemüsefeld erreichte, neben dem ein Wassergraben verlief. Er ging jetzt nordwärts, folgte dem Graben, der halb mit Sand verschlammt war. Ein Vogel flog von seinem Nest auf und erschreckte ihn, und dann sah er, dass er an einen Feldweg gelangt war, der tief von Wagenrädern zerfurcht war und offenbar ins Binnenland führte. Als er ihm folgen wollte, hörte er Hufschlag, und so kroch er zurück zu dem Graben und legte sich an dessen Rand ins feuchte Gras.
Der Hufschlag klang wie der von einem ganzen Kavallerietrupp, aber Sharpe konnte im Nebel nichts erkennen. Er blieb reglos liegen, und der Hut beschattete sein Gesicht vor dem ersten Licht des Morgens. Dann sah er einen Schatten im Nebel, einen weiteren, und plötzlich schälte sich ein halbes Dutzend Reiter aus dem Nebel. Alle trugen rote Uniformröcke mit blassblauem Kragen und Ärmelaufschlägen. Ihre Hosen waren dunkelblau mit weißer Paspelierung, und die Hüte waren schwarze Zweispitze mit weißen Federn. Ihre langen Säbel hingen an gelben ledernen Bandeliers und ließen den Schluss zu, dass sie Dragoner waren.
Ein zweiter Trupp erschien, und alle ritten langsam wegen des Nebels, aus dem sich ein schäbiger Karren schälte. Er wurde von einem Pony gezogen und war mit den Resten von Seetang behangen. Sharpe nahm an, dass der Karren normalerweise benutzt wurde, um Tang vom Strand zu holen, der als Dünger diente, und jetzt sollte damit das Gold abgeholt werden.
Die Reiter und der Karren verschwanden auf dem Strand. Sharpe schlich über den Weg und fand Deckung in einem anderen Graben. Er hörte gedämpfte Stimmen und glaubte Wut darin zu erkennen. Aber wer war wütend und warum? Hatten die Dragoner Lavisser gefangen genommen oder waren sie von ihm geschickt worden?
Sharpe hob den Kopf und spähte durch den Nebel, doch er konnte nichts erkennen. Er schlich landeinwärts und duckte sich, damit man keinen Schatten von ihm im Nebel sah. Was, zum Teufel, sollte er tun? Das Kollern eines Schottersteins veranlasste ihm, sich wieder auf den Boden zu legen.
Die Reiter hatten sich offenbar im Nebel verteilt, um nach ihm zu suchen, aber sie suchten zu weit südlich. Sie riefen einander etwas zu, und es klang jetzt seltsam fröhlich, und Sharpe dachte, dass es sich eher um eine Gruppe Freunde handelte statt einer militärischen Einheit. Sie lachten, als sie ihre Pferde durch das nasse Gemüsefeld trieben, und dann verschwanden sie nach Süden, und Sharpe kroch weiter.
Geh ins Binnenland, dachte er, und finde irgendein Versteck. Versuche dann herauszufinden, was zu tun ist. Vielleicht sollte er einfach warten. Die britische Armee kam vermutlich nach Dänemark. Doch der Gedanke, einem
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