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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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amerikanischen Freund vermissen.« Sie lächelte. »Mögen Sie Kinder?«
    »Ja, besonders, wenn sie schöne Mütter haben. Sonst kann ich sie nicht ertragen.«
    »Sie sind ein schrecklicher Mann, Lieutenant.«
    »Richard.«
    »Sie sind ein schrecklicher Mann, Richard.« Sie hakte sich bei ihm ein. »Wie werden Sie durch das Stadttor kommen?«
    »Ich finde schon einen Weg.«
    Sie stoppten nahe beim Nörre-Tor. Die Mauer oberhalb des Tunnels war voller Leute, die westwärts starrten. Immer noch krachten Musketenschüsse in den Vororten der Stadt, und dann und wann donnerte ein Geschütz. Ein ständiger Strom von Milizsoldaten ging durch das Tor, und Sharpe nahm an, dass er in dieser Menge nicht auffallen würde. Doch er wollte noch nicht gehen. Er blickte in Astrids Augen.
    »Sei vorsichtig«, sagte er mit belegter Stimme.
    »Wir sind eine vorsichtige Nation«, sagte sie mit einem Lächeln. »Wenn dies vorüber ist ...« Sie verstummte.
    »Dann werde ich nach Kopenhagen kommen und dich suchen.«
    Sie nickte. »Das würde mir gefallen.« Sie streckte ihm eine Hand hin. »Es tut mir leid, dass du nicht bleiben kannst. Mein Vater - er ist nicht mehr glücklich gewesen, seit Mutter gestorben ist. Und Aksel?« Sie zuckte mit den Schultern, als könne sie keine Erklärung für Bangs Verhalten finden.
    Sharpe ignorierte ihre Hand. Stattdessen neigte er sich vor und küsste sie auf die Wange. »Ich werde dich bald wiedersehen.«
    Sie nickte wieder, wandte sich dann abrupt um und eilte davon.
    Sharpe blickte ihr nach, und für jeden Betrachter musste es so aussehen, als verabschiede sich ein Mann von seiner Frau.
    Sie blickte zurück, als sie zwanzig Schritte entfernt war, und sah, dass er ihr nachblickte, und er wusste, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte, doch was blieb ihm anderes übrig?
    Er ging zum Stadttor wie so viele andere Milizsoldaten. Er schaute sich ein letztes Mal nach Astrid um, doch sie war verschwunden. Die Menge drängte ihn weiter, und als er das breite Tor hinter sich gelassen hatte, sah er eine grauweiße Wolke über den Dächern und Bäumen der westlichen Vororte. Es war Pulverrauch.
    Er blieb draußen stehen und spähte durch das Tor zurück, hoffte, einen letzten Blick auf Astrid zu erhaschen. Er war verwirrt. Er hatte sich in eine Frau verliebt, die er gar nicht richtig kannte. Er wusste nur, dass ihre Loyalität dem Feind galt. Noch betrachteten sich Dänemark selber nicht als Feind, doch es war einer. Und er war immer noch Soldat, und Soldaten, nahm er an, kämpften für diejenigen, die das nicht selbst konnten. Das bedeutete, dass er für Astrids Volk kämpfen sollte, nicht für sein eigenes. Aber es war sehr schmerzlich, darüber nachzudenken.
    Er war einfach zu durcheinander.
 
    Ein Sergeant packte Sharpe am Ellbogen und schob ihn zu einer wachsenden Schar Männer, die sich am Stadtgraben sammelte. Sharpe ließ sich schieben. Ein Offizier stand auf einer niedrigen Erhebung und hielt eine flammende Rede vor etwa dreihundert Männern, die meisten davon verwirrte Milizsoldaten, obwohl es einen Kern von Matrosen gab, die mit schweren Musketen für den Seedienst bewaffnet waren. Sharpe verstand kein Wort, aber aus dem Tonfall und den Gesten des Offiziers reimte er sich zusammen, dass die Briten einen Platz im Südwesten bedrohten und dieses provisorische Halb-Bataillon die Invasoren zurückschlagen sollte.
    Beifallsgejohle belohnte die Worte des Offiziers, und dann strömte die ganze Gruppe und Sharpe mittendrin über den Damm. Sharpe bemühte sich nicht, die Gruppe zu verlassen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich der britischen Armee wieder anzuschließen, und jeder Schritt brachte ihn näher zu ihr.
    Der Offizier führte sie über einen Graben, an einem Friedhof, einer Kirche und einem Hospital vorbei und dann durch Straßen in einem Viertel neuer Häuser. Das Geräusch des Musketenfeuers wurde lauter. Geschütze hämmerten im Norden, Pulverrauch verhüllte den Himmel. Der Offizier blieb vor einer hohen Backsteinmauer stehen und wartete, bis sich sein bunt zusammengewürfelter Haufen um ihn geschart hatte. Dann hielt er wieder eine Ansprache, und was auch immer er sagte, musste die Männer aufgeregt haben, denn sie stießen eine grollende Zustimmung aus. Ein Mann wandte sich Sharpe zu und stellte ihm eine Frage.
    »Amerikaner«, sagte Sharpe.
    »Du bist ein Amerikaner?«
    »Ja. Matrose.«
    »Dann bist du willkommen, nehme ich an. Du hast verstanden, was der Captain gesagt

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