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Sharpes Beute

Titel: Sharpes Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach Osten und sah grauweißen Rauch von der fernen See aufsteigen. Der Rauch zerfaserte im Wind und gab den Blick auf den flachen Rumpf eines Kanonenbootes frei. Dann feuerte ein zweites Kanonenboot, und es entstand eine neue weiße Wolke. Die Kanonenboote befanden sich aufgereiht in der breiten Wasserstraße vor der Stadt, und ein Schiff war in ihre Fänge gesegelt. Ein drittes Kanonenboot feuerte, dann hämmerten viele Schüsse. Sharpe nahm das Fernrohr aus seiner Tasche, zog es aus und sah die Segel des in die Falle geratenen Schiffes erzittern, als der Kapitän in den Wind drehte. Dann kam seine Flagge, eine britische, vom Besanmast herab.
    »Was ist es?«, fragte Astrid.
    »Ein britisches Handelsschiff«, sagte Sharpe. »Der Kapitän muss von weit her gekommen sein und keine Ahnung gehabt haben, dass sein Land mit Dänemark im Krieg ist, bis das Kanonenboot gefeuert hat.«
    Die dänischen Kanonenboote hatten das Feuer eingestellt, als das britische Schiff seine Flagge eingeholt hatte.
    Er gab Astrid das Fernrohr. Sie blickte hindurch.
    »Und was geschieht jetzt?«, fragte sie.
    »Sie bringen es auf. Es ist eine Kriegsbeute.«
    »Wir sind also im Krieg?« Astrid klang ungläubig. Die britische Armee mochte gelandet sein, die Stadt mochte eine Miliz aufbauen und Festungsanlagen errichten, doch ein Krieg war für Astrid unvorstellbar. Nicht in Dänemark und gewiss nicht gegen Britannien.
    »Wir sind im Krieg«, sagte Sharpe.
    Auf ihrem Rückweg zum Ulfedts Plads machten sie einen Umweg, um die großen Häuser in Bredgade zu betrachten. Es war nicht schwer, herauszufinden, welches Haus Lavissers Großvater gehörte, denn eine Menschentraube wartete draußen, um einen Blick auf ihren neuen Helden zu erhaschen. Frauen trugen Blumen, und jemand hatte eine dänische Flagge an die Laterne über der Haustür gehängt.
    Sharpe blieb auf der anderen Straßenseite stehen und blickte zu den Fenstern hinauf, doch es gab kein Anzeichen auf die Anwesenheit des Renegaten. Lavisser war verschwunden, als hätte es die Nacht in Skovgaards Haus nie gegeben. Doch Lavisser und seine französischen Verbündeten würden zurückkehren, daran gab es für Sharpe keinen Zweifel.
    Am nächsten Tag machte in der Stadt die Nachricht die Runde, dass die Briten nach Süden marschierten. Es war derselbe Tag, an dem Sharpe vom Waisenhaus zurückkehrte und bemerkte, dass Aksel Bang jetzt Uniform trug, einen blauen Rock mit mattierten Silberknöpfen und einem einzigen Silberbalken auf jeder Schulter.
    »Ich bin ein Leutnant der Miliz«, sagte Bang stolz. Er trug einen alten Degen in einer schwarzen, mit Stoff besetzten Scheide. Ein halbes Dutzend Männer, alle mit Musketen, lümmelte im Schatten des Lagerhauses. Es waren ältere Männer, die Überbleibsel von Skovgaards Arbeitskräften, die sich alle wie Bang der Miliz angeschlossen hatten. »Sie sind hier stationiert«, sagte Bang, »weil dies jetzt ein offizielles Proviantlager für die Stadt ist. Wir halten hier Wache, und jetzt haben wir Musketen und können Mister Skovgaard beschützen.«
    Sharpe schaute zu den sechs Männern. »Sind sie ordentlich ausgebildet?«
    »Wir können uns durchaus sehen lassen«, sagte Bang zuversichtlich. »Und da ist noch was, Mister Sharpe.«
    »Was?«
    »Sie sind Engländer, ja?«
    »Und?«
    Bang zuckte mit den Schultern. »Sie sind ein Feind. Aus Loyalität zu Mister Skovgaard habe ich noch die Augen zugedrückt, aber so kann das nicht weitergehen. Ich werde Sie verhaften müssen.«
    »Jetzt?« Sharpe lächelte.
    »Wenn Sie nicht die Stadt verlassen, ja. Ich bin jetzt Offizier. Ich trage Verantwortung.«
    »Es juckt Sie in der Hose, Aksel«, sagte Sharpe. Aber er wusste, dass der Mann recht hatte. Er war überrascht, dass noch niemand gekommen war, um ihn zu verhaften, denn es war sicherlich kein Geheimnis, dass Skovgaard einen Engländer in seinem Haus beherbergte. Kopenhagen war so zivilisiert, so bereit, zu glauben, dass der Stadt nichts Böses widerfahren würde, dass die Behörden ihn toleriert hatten.
    Am nächsten Morgen, als Sharpe im Lagerhaus erwachte, hörte er das ferne Krachen von Musketenfeuer. Es war sehr weit entfernt, aber unverkennbar. Und eine Stunde später, als er sich unter der Pumpe im Hinterhof wusch, hörte er Geschützfeuer.
    Die Armee war also eingetroffen.
    Ole Skovgaard, dessen Schwellung am Kinn nachgelassen hatte, kam in den Hof und blickte Sharpe finster an.
    »Ich finde, Sie sollten uns verlassen, Lieutenant.«
    »Sie fühlen sich

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