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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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des inneren Forts nicht sehen, doch das war gut, denn dann konnten ihn die Verteidiger auch nicht sehen. Trotzdem, es war verdammt steil. Steil genug, um eine Bergziege ins Schwitzen und Schnaufen zu bringen. Aber wenn er jetzt scheiterte, dann würde er angeklagt werden, weil er einen ranghöheren Offizier geschlagen hatte. So blieb ihm wirklich nichts anderes übrig, als den Helden zu spielen.
    Also spuckte er in die Hände, schaute ein letztes Mal hoch und begann zu klettern.
 
    Der zweite Angriff auf das Torhaus des inneren Forts verlief nicht besser als der erste. Eine brüllende Masse Männer lief durch die Trümmer des Tors, stolperte über die Toten und Sterbenden, und dann begann wieder das Töten, als sie in der Passage waren. Ein Hagel von Geschossen, Raketen und Musketenfeuer verwandelte die enge, schmale Passage in ein Leichenhaus. Ein Axt-Träger schaffte es, das zweite Tor zu erreichen, und er stand über Colonel Kennys verbrannter Leiche und holte mit der Axt aus, um sie in das Tor zu hacken, doch er wurde sofort von drei Musketenkugeln getroffen und fiel zurück. Die Axt blieb im dunklen, eisenbeschlagenen Holz stecken. Niemand sonst schaffte es nahe zum Tor, und ein Major, erschrocken von dem Blutbad, rief die Männer zurück. »Das nächste Mal«, rief er, »lassen wir uns Feuerschutz geben, Sergeant! Ich will zwei Dutzend Männer haben!«
    »Wir brauchen eine Kanone, Sir«, antwortete der Sergeant mit brutaler Ehrlichkeit.
    »Sie sagen, es kommt eine.« Der Adjutant, den Kenny losgeschickt hatte, um eine Kanone zu besorgen, kehrte zum Angriffstrupp zurück. »Aber es wird einige Zeit dauern«, fügte er hinzu und verschwieg, dass der Artillerieoffizier erklärte hatte, es würde mindestens zwei Stunden dauern, um eine Kanone und Munition durch die Schlucht zu schaffen.
    Der Major schüttelte den Kopf. »Wir werden es ohne Kanone versuchen«, sagte er.
    »Gott helfe uns«, murmelte der Sergeant.
    Colonel Dodd hatte die Angreifer davonhumpeln sehen und gelächelt. Es war wirklich so einfach, wie er es vorausgesehen hatte. Manu Bappu war tot, und der Havildar, der eingeborene Sergeant, war mit der willkommenen Nachricht von Beny Singhs Ermordung vom Palast zurückgekehrt. Er blickte auf die toten und sterbenden Rotröcke hinab, die zwischen den kleinen bläulichen Flammen ausgebrannter Raketen lagen.
    »Sie haben ihre Lektion gelernt, Gopal«, sagte er seinem Jemadar, »so werden sie beim nächsten Mal versuchen, uns mit stärkeren Salven auf den Wehrgängen festzunageln. Werft Raketen hinab, das wird ihnen das Zielen vermasseln.«
    »Raketen, Sahib.«
    »Jede Menge davon«, sagte Dodd. Er klopfte einigen seiner Männer auf den Rücken. Ihre Gesichter waren geschwärzt von den Explosionen des Pulvers in den Pfannen ihrer Musketen, sie waren durstig und verschwitzt, aber sie gewannen, und das wussten sie. Sie waren seine Kobras, besser ausgebildet als jeder andere Soldat in Indien, und sie würden das Herz der Armee sein, die Dodd von dieser Festung aus loslassen würde, um das Land zu beherrschen, das die Briten preisgeben mussten, wenn ihre Armee geschlagen war.
    »Warum geben sie nicht auf?«, fragte Gopal Dodd. Ein Posten auf der Mauer hatte gemeldet, dass sich die verdammten Briten formierten, um wieder anzugreifen.
    »Weil sie tapfer sind, Jemadar«, sagte Dodd, »und auch blöde.«
    Das wilde Musketenfeuer hatte wieder in der Schlucht begonnen, ein Anzeichen darauf, dass der neue Angriff bald in den vom Blut glitschigen Torweg kommen würde. Sollen sie kommen, dachte Dodd, denn je mehr hier sterben, desto weniger bleiben, um mich zu ärgern, wenn ich die geschlagenen Überlebenden südlich über die Dekkan-Ebene verfolge. »Macht euch bereit!«, rief er.
    Langsam brennende Zündhölzer schwelten auf den Wehrgängen, und Dodds Männer kauerten mit Raketen daneben, warteten darauf, die Lunten anzuzünden und die schrecklichen Waffen hinunterzuwerfen in die Stätte des Grauens.
    Ein herausfordernder Kriegsschrei ertönte, und die Rotröcke stürzten sich wieder ins Blutbad.
 
    Die Felswand war viel steiler, als Sharpe erwartet hatte. Aber der Fels war nicht glatt, es gab eine Reihe von Spalten, in denen Pflanzen Wurzeln geschlagen hatten, und er konnte sich an Vorsprüngen und dicken Ästen von größerem Gestrüpp festklammern und hochziehen. Er brauchte beide Hände dazu. Tom Garrard war hinter ihm, und Sharpe trat mehrmals auf die Hände seines Freundes. »Entschuldigung, Tom, war keine

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