Sharpes Festung
einziger der Kobras war getroffen worden, der erste feindliche Angriff war gescheitert und die anderen würden ebenso enden, davon war Dodd überzeugt.
Der Herr von Gawilgarh hatte einen ersten Sieg errungen.
Major Stokes hatte Sharpe gefunden, kurz bevor Kenny seinen Angriff geführt hatte, und den beiden Männern hatten sich erst Syud Sevajee und seine Gefährten und dann ein Dutzend Kavalleristen angeschlossen, die Eli Lockhart begleiteten. Alle von ihnen, Stokes, Sevajee und Lockhart, hatten das äußere Fort nach dem Kampf betreten, und jetzt standen sie beisammen und beobachteten das Scheitern von Kennys Angriff. Die Überlebenden krochen nur ein paar Schritte von dem zerbrochenen Eingang fort, an dem Rauch wallte, und Sharpe spürte, dass sie Mut für einen weiteren Angriff sammelten. »Arme Bastarde«, murmelte er.
»Sie haben keine Wahl«, sagte Stokes deprimiert. »Es gibt keinen anderen Weg hinein.«
»Das ist kein Weg, Sir«, sagte Sharpe. »Das ist das Tor ins Jenseits.«
»Überwältigt sie«, sagte Stokes, »das ist alles, was nötig ist. Sie müssen nur überwältigt werden.«
»Weitere Männer in den Tod schicken?«, fragte Sharpe ärgerlich.
»Bringt ein Geschütz auf diese Seite«, schlug Stokes vor, »und blast die Tore eins nach dem anderen weg. Nur so kann der Zugang erzwungen werden, Sharpe.«
Das Feuer, das durch die Schlucht gepeitscht war, erstarb, als offenkundig wurde, dass der erste Angriff gescheitert war, und die Feuerpause ermunterte die Verteidiger, zu den äußeren Schießscharten zu kommen und auf die gescheiterten Angreifer hinabzufeuern.
»Gebt ihnen Feuer!«, rief ein Offizier aus der Schlucht, und von Neuem peitschten Musketenschüsse, und die Kugeln prasselten gegen die Mauer.
Major Stokes ließ sein Fernrohr sinken, als sich der dichte Rauch am Tor schließlich aufgelöst hatte. »Das sieht nicht gut aus«, gab er zu. »Es öffnet sich zu einer kahlen Wand.«
»Was höre ich da, Sir?«, fragte Eli Lockhart. Der Kavallerie-Sergeant starrte entsetzt auf das Grauen jenseits der Schlucht, dankbar dafür, dass von der Kavallerie niemals verlangt worden war, in solche Todesfallen einzudringen.
»Die Passage macht eine Biegung«, sagte Stokes. »Sie können nicht geradewegs durch die Eingangshalle feuern. Sie werden ein Geschütz direkt in den Bogengang schaffen müssen.«
»Das wird ihnen niemals gelingen«, sagte Sharpe. Jedes Geschütz, das in dem überwölbten Torweg aufgestellt werden würde, war dem Feuer der Verteidiger ausgesetzt, und die waren durch die dicken Mauern geschützt. Sharpe sah die einzige Möglichkeit zum Eindringen darin, das ganze Torhaus mit schwerem Kanonenbeschuss platt zu machen, und das würde Tage dauern.
»Die Tore zur Hölle«, sagte Stokes leise und starrte durch das Fernrohr zu den Leichen, die in dem Bogengang zurückgelassen worden waren.
»Leihen Sie mir bitte das Fernrohr, Sir?«, bat Sharpe.
»Selbstverständlich.« Stokes säuberte das Okular mit dem Saum seines Rockärmels. »Sie sehen jedoch nichts Schönes dadurch.«
Sharpe nahm das Fernrohr und richtete es über die Schlucht hinweg. Er spähte forschend zum Torhaus und dann über die Mauer, die vom belagerten Tor aus westwärts führte. Die Mauer war nicht sehr hoch, vielleicht nur zwölf oder fünfzehn Fuß, und seine Schießscharten schienen nicht stark bemannt zu sein. Doch das war nicht überraschend, denn die Mauer stand auf einer Felswand. Der Schutzwall voraus war nicht die Mauer mit seiner Hand voll Verteidiger, sondern der felsige Abhang, der bis in die Schlucht reichte.
Stokes sah, wohin Sharpe das Fernrohr richtete. »Unmöglich, dort reinzukommen, Sharpe.«
Sharpe erwiderte nichts. Er starrte auf eine Stelle, wo Unkraut und Gestrüpp an der Felswand wucherte. Er richtete das Fernrohr vom Boden der Schlucht bis zum Fuß der Mauer, suchte jeden Zoll ab und gelangte zu dem Schluss, dass die Felswand erklettert werden konnte. Der Aufstieg würde hart sein, denn er war gefährlich steil, doch wenn sich Büsche in Felsspalten festklammern konnten, dann konnten Menschen das auch, und oben auf der Felswand gab es einen schmalen Streifen Gras vor der Mauer. Er ließ das Fernrohr sinken. »Hat jemand eine Leiter gesehen?«
»Da oben.« Es war Ahmed, der antwortete.
»Wo, Junge?«
»Dort oben.« Der Araberjunge wies zum äußeren Fort.
Sharpe wandte sich um und blickte Lockhart an. »Können Ihre Jungs mir eine Leiter holen?«
»Was haben Sie vor?«, fragte
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