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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf.« Er schnauzte seine Soldaten an, einen Ochsenkarren zu holen, der in der Nähe stand.
    Naig hatte versucht, sich in den Schutz seiner Wächter zurückzuziehen, doch der Kavallerie-Captain hatte eine Pistole gezogen, die er jetzt an Naigs Kopf hielt, als die grinsenden Soldaten den leeren Ochsenkarren auf die freie Fläche vor dem gestohlenen Versorgungsmaterial schoben.
    Sharpe ging zu dem großen Kavalleristen. »Sollten wir nicht mit ihm reden, Sir?«
    »Mein lieber Freund, haben Sie jemals versucht, die Wahrheit aus einem Inder herauszubekommen?«, fragte der Captain. »Sie schwören bei tausend komischen Göttern, die Wahrheit zu sagen, und lügen das Blaue vom Himmel herunter. Sei still!« Naig hatte begonnen, zu protestieren, und der Kavallerist rammte dem Inder die Pistole in den Mund, brach ihm einen Zahn und verletzte seinen Gaumen. »Noch ein verdammtes Wort, Naig, und ich werde dich kastrieren, bevor ich dich aufhänge.« Der Kavallerist blickte zu Sharpe, der die Stirn runzelte. »Sind Sie empfindlich, Ensign?«
    »Das finde ich nicht richtig, Sir. Ich meine, er verdient es, aufgehängt zu werden, aber sollten wir nicht erst mit ihm reden?«
    »Wenn Sie so sehr die Konversation lieben, dann gründen Sie einen philosophischen Verein. Dann können Sie sich an all der heißen Luft erfreuen, die Sie mögen. Sergeant?« Letzteres war an Lockhart gerichtet. »Nehmen Sie mir den Bastard ab?«
    »Mit Vergnügen, Sir.« Lockhart packte Naig und schob ihn zum Ochsenkarren. Einer der Soldaten hatte ein Stück Strick von den verbrannten Überresten des Zelts geschnitten und band jetzt ein Ende an die Spitze der Karrendeichsel. Dann bildete er aus dem anderen Ende des Stricks eine Schlinge.
    Naig schrie und versuchte zu flüchten. Einige seiner Wächter sprangen vorwärts, doch dann befahl eine harte Stimme sie zurück. Sharpe wandte den Kopf und sah, dass ein großer, sehr dünner Inder in einem schwarz und grün gestreiften Gewand aus dem größeren Zelt gekommen war. Der Inder – Sharpe schätzte ihn auf vierzig – hinkte zu dem Kavallerie-Captain und sprach leise mit ihm. Sharpe sah, dass der Captain heftig den Kopf schüttelte und dann mit den Schultern zuckte, wie um anzudeuten, dass er machtlos war. Dann wies der Captain zu Sharpe, und der große Inder blickte ihn so böse an, dass Sharpe unwillkürlich die Hand auf den Griff seines Säbels legte.
    Lockhart hatte die Schlinge über Naigs Kopf gestreift. »Sind Sie sicher, Sir?«, fragte er den Kavallerie-Captain.
    »Natürlich bin ich sicher, Sergeant«, sagte der Captain ärgerlich. »Machen Sie nur weiter.«
    »Sir?«, rief Sharpe dem schottischen Captain zu, der die Stirn runzelte, sich umdrehte und fortging, als hätte er nichts mehr mit der Sache zu tun. Der große Inder in dem gestreiften Gewand spuckte in den Staub und hinkte dann zu dem Zelt zurück.
    Lockhart befahl seine Soldaten zum Heck des Karrens. Naig versuchte, die Schlinge von seinem Hals loszureißen, doch Lockhart schlug ihm die Hände herunter. »Jetzt, Jungs!«, rief er.
    Die Soldaten hängten sich an das hintere Wagenbrett, sodass der Karren auf seiner einzigen Achse kippte und die Deichsel in die Luft ragte. Der Strick spannte sich. Naig schrie. Der Kavallerist sprang auf das Heck des Karrens, und die Deichsel ruckte noch höher. Der Schrei verstummte abrupt. Naig baumelte jetzt. Seine Füße zuckten wild unter dem üppig bestickten Gewand. Keiner in der Menge rührte sich, niemand protestierte.
    Naigs Augen quollen hervor, und er zerrte vergeblich an der Schlinge, die sich um seinen Hals presste. Der Kavallerieoffizier sah seine Verzweiflung und lächelte. »Ein Jammer«, sagte er. »Der arme Teufel hat das beste Bordell geführt, das ich je kennen gelernt habe.«
    »Wir töten ja nicht seine Mädchen, Sir«, sagte Sharpe.
    »Das stimmt, Ensign, aber wird ihr nächster Besitzer sie genauso gut behandeln?« Der Kavallerist wandte sich dem großen Zelt zu und nahm seinen Zweispitz ab, um eine Gruppe in Saris gekleideter Mädchen zu begrüßen, die mit weit aufgerissenen Augen den Todestanz ihres Arbeitgebers beobachteten. »Ich sah in Madras, wie Nancy Merrick gehängt wurde«, sagte der Kavallerist, »und sie tanzte und zuckte siebenunddreißig Minuten lang! Siebenunddreißig! Ich hatte auf sechzehn gewettet, so hab ich allerhand Piepen verloren. Ich glaube nicht, dass ich Naig eine halbe Stunde lang tanzen sehen kann. Es ist zu verdammt heiß. Sergeant? Helfen Sie seiner Seele in

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