Sharpes Festung
hier an Altersschwäche sterben.«
»Oder an zu vielen Frauen«, warf ein anderer Mann ein und erntete Gelächter.
Eine Kanone donnerte von der nördlichen Mauer des äußeren Forts. Ein paar Sekunden später eine zweite. Niemand wusste, was die Schüsse veranlasst haben könnte, und so folgte das Dutzend Männer Manu Bappu, als er den Pavillon verließ und sich zu den nördlichen Mauern des inneren Forts begab. Affen brüllten von den hohen Bäumen die Soldaten an.
Arabische Wächter standen am Tor des Park. Sie waren dort postiert, um jeden gemeinen Soldaten der Garnison am Betreten der Wege neben dem Reservoir aufzuhalten, wo die Frauen des Killadars gern in der Kühle des Abends spazieren gingen. Etwa hundert Yards jenseits des Parktors befand sich eine Felsengrube, ungefähr zweimal so tief, wie ein Mann groß ist. Dodd blieb stehen, um in die schattige Tiefe hinabzuspähen. Die kahlen Felswände waren so glatt gemeißelt, dass niemand herausklettern konnte. Der Boden war mit weißen Gerippen übersät. »Das Verräterloch, eine Schlangengrube«, sagte Bappu, der neben Dodd verharrte. »Aber die Knochen sind von jungen Affen.«
»Fressen die Schlangen auch Menschen?«, fragte Dodd, fasziniert von der Schwärze am Fuß der Grube.
»Sie töten Menschen«, sagte Bappu, »fressen sie jedoch nicht. Sie sind nicht groß genug.«
»Ich kann keine sehen«, sagte Dodd enttäuscht. Dann schlängelte sich plötzlich ein Schatten zwischen zwei Rissen. »Da!«, sagte er glücklich. »Werden sie nicht groß genug, um Menschen zu fressen?«
»In den meisten Jahren entkommen sie«, sagte Bappu. »Der Monsun überflutet das Loch, und die Schlangen schwimmen nach oben und winden sich heraus. Dann müssen wir neue suchen. Dieses Jahr bleibt uns die Mühe erspart. Diese Schlangen werden größer als sonst.«
Beny Singh wartete ein paar Schritte entfernt und umklammerte sein Hündchen, als befürchtete er, Dodd würde es den Schlangen zum Fraß vorwerfen. »Da ist ein Bastard, der an die Schlangen verfüttert werden sollte«, sagte Dodd zu Bappu und nickte zum Killadar hin.
»Mein Bruder mag ihn«, sagte Bappu milde und berührte Dodds Arm, um anzuzeigen, dass sie weitergehen sollten. »Sie haben den gleichen Geschmack.«
»Wobei?«
»Frauen, Musik, Luxus. Wir brauchen ihn hier eigentlich nicht.«
Dodd schüttelte den Kopf. »Wenn Sie ihn gehen lassen, Sahib, dann wird die Hälfte der verdammten Garnison abhauen wollen. Und wenn Sie die Frauen gehen lassen, für wen sollen die Männer dann kämpfen? Außerdem, glauben Sie wirklich, dass Gefahr besteht?«
»Nein«, gab Bappu zu. Er hatte die Offiziere eine steinerne Treppe hinauf zu einer natürlichen Bastion geführt, wo ein großes Geschütz zu den fernen Felsen des Hochplateaus gerichtet war. Von hier aus waren die Felsen fast eine Meile entfernt, doch Dodd konnte gerade noch eine Gruppe Reiter sehen, die sich am Rand des Abgrunds drängte. Es waren die Reiter, alle in Gewändern von Eingeborenen, welche die Kanoniere des äußeren Forts veranlasst hatten, das Feuer zu eröffnen, doch die Kanoniere, die sahen, dass ihre Geschosse nicht weit genug reichten, hatten aufgegeben.
Dodd zog sein Fernrohr hervor, zog es auseinander und spähte hindurch. Er sah einen Mann in der Uniform der Königlichen Ingenieure, der ein paar Schritte von seinen Gefährten entfernt auf dem Boden hockte. Der Ingenieur zeichnete etwas. Die Reiter waren allesamt Inder. Dodd senkte das Fernrohr und betrachtete das große Geschütz. »Ist es geladen?«, fragte er die Kanoniere.
»Ja, Sahib.«
»Ein haideri für jeden, wenn ihr den Mann in der dunklen Uniform töten könnt, denjenigen, der am Rand der Klippe hockt.«
Die Kanoniere lachten. Ihr Geschütz war über zwanzig Fuß lang, und sein schmiedeeisernes Rohr war mit Verzierungen geschmückt, die grün, weiß und rot bemalt waren. Ein Haufen Kanonenkugeln, jede über ein Fuß im Durchmesser, war neben der massiven Lafette, die aus gewaltigen Teakbalken angefertigt war, aufgestapelt. Der Geschützführer befahl seinen Männern, die Lafette eine Daumenlänge nach rechts auszurichten und dann eine Fingerbreite zurück, bis er schließlich zufrieden war. Er spähte sekundenlang über das Rohr, winkte die Offiziere, die Bappu gefolgt waren, vom Geschütz fort, dann senkte er langsam seine glühende Lunte in das Zündloch des Geschützes.
Das Riedgras der Lunte glühte und rauchte eine Sekunde, als sich das Feuer zu der Pulverladung fraß, dann
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