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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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krachte die große Kanone, der Schlitten glitt zurück, Rauch schoss in die Kluft, und unzählige erschreckte Vögel flatterten aus ihren Nestern auf den Felsen auf und kreisten in der warmen Luft.
    Dodd beobachtete den Ingenieur durch sein Fernrohr. Einen Moment sah er tatsächlich die große Kanonenkugel als eine graue Spur in seiner Linse, dann sah er, dass ein Felsen in der unmittelbaren Nähe des Offiziers zerbarst. Er kippte zur Seite, sein Zeichenblock entfiel ihm, doch dann rappelte er sich auf und robbte den Hang hinauf zu seinem Pferd, das von Kavalleristen bewacht wurde.
    Dodd nahm ein Goldstück aus der Tasche und warf es den Kanonieren zu. »Ihr habt nicht getroffen«, sagte er, »aber es war verdammt fein geschossen.«
    »Danke, Sahib.«
    Ein Winseln ließ Dodd herumfahren. Beny Singh hatte seinen Schoßhund einem Diener überreicht und starrte durch ein Fernrohr aus Elfenbein zu den feindlichen Reitern. »Was ist los?«, fragte ihn Bappu.
    »Syud Sevajee«, stieß Singh hervor.
    »Wer ist Syud Sevajee?«, wollte Dodd wissen.
    Bappu grinste. »Sein Vater war hier einst Killadar, aber er ist gestorben. Wurde er vergiftet?«, fragte er Beny Singh.
    »Er starb einfach«, sagte Singh. »Er starb einfach!«
    »Ermordet, vermutlich«, sagte Bappu belustigt, »und Beny Singh wurde Killadar und nahm die Tochter des Toten als seine Konkubine.«
    Dodd wandte sich um und sah die feindlichen Reiter zwischen den Bäumen jenseits der fernen Felsen verschwinden. »Er ist hier, um sich zu rächen, wie? Wollen Sie immer noch abhauen?«, fragte er Beny Singh. »Dann wird dieser Mann auf Sie warten. Er wird Sie in die Hügel verfolgen und Ihnen in der Dunkelheit der Nacht die Kehle durchschneiden.«
    »Wir werden hier bleiben und kämpfen«, erklärte Beny Singh und nahm den Hund von seinem Diener zurück.
    »Kämpfen und siegen«, sagte Dodd. Er stellte sich die britischen Batterien auf diesem fernen Felsen vor und malte sich aus, welch ein Blutbad dieses eine große Geschütz anrichten würde. Und es gab fünfzig andere schwere Geschütze und hundert leichtere Geschütze, die kleinere Geschosse abfeuerten und darauf warteten, die Briten zu begrüßen. Geschütze, Raketen, Kartätschen, Musketen, Felsen und Mauern, das waren Gawilgarhs Schutzschilde, und Dodd war überzeugt, dass die Briten keine Chance hatten. Nicht die geringste. Der Rauch der großen Kanone verwehte im leichten Wind.
    »Sie werden hier sterben«, sagte Dodd, »und wir werden die Überlebenden nach Süden jagen und abschlachten wie Hunde.« Er wandte sich um und sah Beny Singh an. »Sehen Sie den Abgrund? Dort werden Ihre Dämonen sterben. Ihre Flügel werden verbrennen, sie werden wie brennende Steine in den Tod fallen und ihre Schreie werden unsere Kinder in traumlosen Schlaf einlullen.« Er glaubte, die Wahrheit zu sprechen, denn er war fest davon überzeugt, dass Gawilgarh uneinnehmbar war.
 
    »Mit großem Vergnügen – nein, Dilip, ändere das folgendermaßen: In tiefer Zufriedenheit melde ich die Sicherstellung einer großen Menge gestohlener Waren.« Captain Torrance legte eine Pause ein. Der Abend war hereingebrochen, und Torrance entkorkte eine Flasche Arrak und trank einen Schluck. »Diktiere ich zu schnell für dich?«
    »Jawohl, Sahib«, antwortete Dilip, der Schreiber mittleren Alters. »In tiefer Zufriedenheit«, sagte er und schrieb angestrengt, »melde ich ...«
    »Und füge eine Liste der Waren hinzu«, befahl Torrance. »Das kannst du später machen. Lass nur einen Zwischenraum.«
    »Jawohl, Sahib«, sagte Dilip.
    Torrance diktierte gerade: »Seit einiger Zeit hatte ich vermutet ...«, als jemand an die Tür klopfte. »Herein«, rief er, »wenn es sein muss.«
    Sharpe öffnete die Tür und verhedderte sich sofort in dem Musselinvorhang. Er kämpfte sich durch den Musselin.
    »Sie sind das«, sagte Torrance unfreundlich.
    »Jawohl, Sir.«
    »Sie lassen einige Motten rein«, beschwerte sich Torrance.
    »Verzeihung, Sir.«
    »Deshalb ist der Musselin dort, Sharpe, um Motten, Ensigns und andere unwichtige Ärgernisse fernzuhalten. Töte die Motten, Dilip.«
    Der Schreiber jagte gehorsam die Motten durch den Raum und schlug mit einer Rolle Papier nach ihnen. Die Fenster waren wie die Tür auf der Außenseite dicht mit Musselin verhängt, auf dem sich Motten versammelten, angelockt vom Schein der Kerzen, die in silbernen Haltern auf Torrances Tisch standen. Dilips Schreibarbeit war auf dem Tisch ausgebreitet, und Captain Torrance lag in

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