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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Beobachtern hoch oben.
    Die Straße gabelte sich und ging in einen Flickenteppich aus kleinen Feldern und Waldstücken über. Ein großes Dorf lag jenseits der Felder – Sharpe nahm an, dass es Deogaum sein musste –, dann krachten Schüsse zur Linken und er sah eine halbe Meile entfernt eine Reiterhorde zwischen den Bäumen hervorpreschen. Es waren Marathen, und zuerst dachte Sharpe, sie wollten die 19. Leichten Dragoner angreifen, dann erkannte er, dass sie vor den Sowars der Company flüchteten. Fünfzig oder sechzig der feindlichen Reiter schwenkten südwärts ab, als sie die blau-gelb berockten Dragoner sahen. Die Dragoner machten kehrt, zogen die Säbel und nahmen die Verfolgung auf. Eine Trompete schmetterte, und auf den kleinen Feldern war plötzlich ein Wirbel von Pferden, Staub und glänzenden Waffen.
    Sharpe zügelte zwischen einer Baumgruppe sein Pferd, denn er wollte nicht in das Zentrum eines Kavallerieangriffs der Marathen geraten. Die feindlichen Reiter donnerten in einem Wirbel aus Hufen, glänzenden Helmen und Lanzenspitzen vorbei. Die Kavallerie der Company war noch eine Viertelmeile entfernt, als Ahmed plötzlich sein Pferd mit den Hacken antrieb und aus dem Versteck jagte, um der Marathen-Kavallerie zu folgen.
    Sharpe fluchte. Der kleine Bastard ritt zurück, um sich den Marathen anzuschließen. Sharpe konnte es ihm nicht verdenken, aber er war enttäuscht. Er wusste, dass er keine Chance hatte, Ahmed einzuholen. Ahmed hatte die Muskete von der Schulter genommen und ritt jetzt hinter dem letzten der feindlichen Reiter. Dieser Mann blickte sich um, sah, dass Ahmed keine britische Uniform trug, und ignorierte ihn. Ahmed galoppierte an seine Seite, drehte die Muskete um, hielt sie am Lauf gepackt und schmetterte den schweren Kolben gegen die Stirn des Marathen.
    Der Mann stürzte rücklings von seinem Pferd, als sei er von einem Seil heruntergerissen worden. Sein Pferd galoppierte weiter, und die Steigbügel wippten auf und ab. Ahmed zügelte sein Pferd, ritt zurück und sprang neben seinem Opfer ab. Sharpe sah das Aufblitzen eines Messers. Die Eingeborenen-Kavallerie kam jetzt näher und sie hielt Ahmed vielleicht für einen Feind, so rief Sharpe dem Jungen zu, zurückzukommen. Ahmed kletterte wieder in den Sattel und trieb sein Pferd zu den Bäumen, wo Sharpe wartete.
    Ahmed hatte einen Säbel, eine Pistole und einen Lederbeutel erbeutet, und er grinste breit. Der Beutel enthielt zwei alte Brotlaibe, eine Glasperlenkette und ein kleines Buch mit merkwürdiger Schrift. Ahmed gab Sharpe einen Brotlaib, warf das Büchlein fort, schlang sich die billige Perlenkette um den Hals und hängte sich den Säbel an die Hüfte. Dann beobachtete er, wie die Dragoner die Flüchtenden einholten und in ihre hinteren Reihen stießen. Das Klingen von Stahl auf Stahl war zu hören, zwei Pferde stolperten im aufgewirbelten Staub, ein Mann taumelte blutend in einen Graben, Pistolen krachten, eine Lanze blieb zitternd im trockenen Boden stecken, und dann war das Gros des Feindes tot, und die Dragoner und Sowars zügelten die Pferde.
    »Warum kannst du kein richtiger Diener sein, Ahmed?«, fragte Sharpe. »Meine Stiefel säubern, meine Kleidung waschen, mein Abendessen machen und so?«
    Ahmed verstand kein Wort und grinste nur.
    »Stattdessen habe ich einen mörderischen Balg. Also komm schon, du Scheißer.« Sharpe trieb sein Pferd auf das Dorf zu. Er passierte ein halb leeres Wasserreservoir, bei dem einige Kleidungsstücke zum Trocknen auf Büschen lagen, dann erreichte er die staubige Hauptstraße, die verlassen war, aber er sah Gesichter in dunklen Fenstern und neben Vorhängen an Türschwellen. Hunde knurrten im Schatten und zwei Hühner scharrten im Staub. Die einzige Person in Sicht war ein nackter heiliger Mann, der im Schneidersitz unter einem Baum saß und dessen langes Haar bis auf den Boden fiel. Er ignorierte Sharpe, und Sharpe ignorierte ihn. »Wir müssen ein Haus finden«, versuchte Sharpe dem verständnislosen Ahmed zu erklären. »Haus, verstehst du? Haus.«
    Der Dorfälteste, der naique , wagte sich auf die Straße. Wenigstens nahm Sharpe an, dass er der naique war, genauso wie der Alte annahm, dass der berittene Soldat der Führer der kürzlich eingetroffenen Kavalleristen war. Er schlug die Hände vors Gesicht und verneigte sich vor Sharpe, dann schnippte er mit den Fingern, um einen Diener zu rufen, der ein kleines Messingtablett brachte, auf dem ein Becher mit Arrak stand. Der scharfe Schnaps

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