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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stieg Sharpe sofort zu Kopf. Der naique redete wie ein Wasserfall. Sharpe hob die Hand, um ihm Schweigen zu gebieten. »Es hat keinen Sinn, mit mir zu reden. Ich bin ein Nichts. Rede mit ihm.« Er wies auf Colonel Huddlestone, der seine indischen Kavalleristen ins Dorf führte. Die Soldaten saßen ab, als Huddlestone mit dem Dorfältesten sprach. Die Hühner gackerten laut, als sie gepackt wurden. Huddlestone drehte sich bei dem Geräusch um, doch seine Männer blickten alle unschuldig drein.
    Hoch über Sharpe krachte ein Geschütz in der Festung. Die Kanonenkugel flog irgendwo in die Ebene, wo die britische Infanterie marschierte. Die Dragoner kamen ins Dorf, einige mit blutigen Säbeln. Sharpe übergab Lockhart die beiden Pferde. Dann suchte er in der Straße nach einem Quartier für Torrance. Er sah keines mit einem eingezäunten Garten, doch er fand ein kleines Haus mit Wänden aus getrocknetem Schlamm, das einen Hof hatte, und er warf seinen Tornister im Hauptraum auf den Boden, zum Zeichen, dass er das Haus für sich beanspruchte. Da war eine Frau mit zwei kleinen Kindern, die vor ihm zurückwich. »Es ist alles in Ordnung«, sagte Sharpe. »Sie werden bezahlt. Niemand wird Ihnen etwas antun.« Die Frau jammerte und duckte sich, als erwarte sie Schläge. »Verdammt noch mal«, sagte Sharpe, »spricht niemand in diesem verdammten Land Englisch?«
    Jetzt hatte er bis zu Torrances Eintreffen nichts zu tun. Er hätte in dem Dorf versuchen können, Papier, Feder und Tinte aufzutreiben, damit er Simone schreiben konnte, dass er nach England gehen würde, doch er entschied sich, dass das warten konnte. Er legte sein Koppel, den Säbel und den Rock ab und legte sich auf ein Sofa.
    Oben in der Festung feuerten die Geschütze. Es klang wie ferner Donner. Sharpe schlief im Nu ein.
 
    Sergeant Obadiah Hakeswill zog seine Schuhe aus, und ein Gestank erfüllte die Luft, der Captain Torrance veranlasste, die Augen zu schließen. »Guter Gott«, stöhnte Torrance auf. Dem Captain war bereits übel. Er hatte fast eine Flasche Arrak getrunken, war in der Nacht mit Bauchschmerzen aufgewacht und war schließlich wieder in unruhigen Schlaf verfallen. Im Morgengrauen hatte er ein Scharren an der Tür gehört und geschrien, dass er jeden Besucher zum Teufel wünsche, wonach er wieder eingeschlafen war. Jetzt war er von Hakeswill geweckt worden, der den Gestank nicht beachtete und weiter die Tücher von seinen Füßen abwickelte. Torrance fand, dass es wie verfaulter Käse roch, der sich im Magen einer Leiche befunden hatte. Er schob seinen Stuhl näher ans Fenster und zog den Schlafrock fester um seine Brust.
    »Es tut mir wirklich leid um Naig«, sagte Torrance. Hakeswill hatte ungläubig der Geschichte von Naigs Tod gelauscht und wirkte echt betroffen davon, genauso schockiert wie von der Neuigkeit, dass Sharpe jetzt Torrances Assistent war.
    »Die verdammten Schotten haben ihn nicht haben wollen, wie, Sir?«, sagte Hakeswill. »Ich habe nie gedacht, dass Schotten Verstand haben, aber anscheinend haben sie genug davon, um Sharpie loszuwerden.« Hakeswill hatte jetzt seinen rechten Fuß entblößt, und Torrance, der den Gestank kaum ertragen konnte, argwöhnte, dass schwarzer Pilz zwischen den Zehen des Sergeants wucherte. »Und jetzt haben Sie ihn, Sir«, fuhr Hakeswill fort, »und ich bedauere Sie, wirklich. Das ist das Letzte, was ein anständiger Offizier wie Sie verdient hat, Sir. Verdammter Sharpie! Er hat kein Recht darauf, Offizier zu sein! Er ist kein Gentleman wie Sie, Sir. Er ist Abschaum, Sir.«
    »Und wie hat er sein Offizierspatent bekommen?«, fragte Torrance und beobachtete, wie Hakeswill das verkrustete Tuch von seinem linken Fuß zog.
    »Weil er dem General das Leben gerettet hat, Sir. So sagt man jedenfalls.« Hakeswill verstummte, als ein Krampf sein Gesicht zucken ließ. »Hat Sir Arthurs Leben bei Assaye gerettet. Nicht, dass ich das glaube, Sir, aber Sir Arthur glaubt das, und das Resultat davon ist, Sir, dass Sir Arthur denkt, der verdammte Sharpie wäre ein lieber Junge. Sharpie furzt, und Sir Arthur denkt, der Wind hat nach Süden gedreht.«
    »Ist das so?«, fragte Torrance. Das war gut zu wissen.
    »Vor vier Jahren«, sagte Hakeswill, »ließ ich Sharpie auspeitschen. Ich hätte ihn totpeitschen lassen, wie er es verdient, doch Sir Arthur stoppte das Peitschen nach zweihundert Schlägen! Ließ einfach aufhören!« Der Sergeant hielt das immer noch für eine schreiende Ungerechtigkeit. »Und jetzt ist er

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