Sharpes Festung
...«, er grinste Sharpe an, »... sondern John. Es waren gute vier Jahre, wie? Die besten, die wir je haben werden, wage ich zu sagen. Und jetzt sind Sie ein Offizier! Mein lieber Freund, ich könnte nicht glücklicher sein!« Er schnüffelte. »Haben Sie gesprengt, Pinckney?«
»Wir sind durch diesen Hügelkamm gestoßen, Sir. Ich nehme an, es macht Ihnen nichts aus, dass wir nicht auf Sie gewartet haben.«
»Warum sollte mir das was ausmachen? Legen Sie nur los, lieber Kollege. Ich bin mir sicher, dass Sie Ihren Job besser kennen als ich. Gott allein weiß, warum Sie hier überhaupt einen Ingenieur brauchen! Vermutlich als Dekoration, wie? Trotzdem werde ich versuchen, mich nützlich zu machen. Ich dachte mir, ich könnte den Steilabbruch kartografieren. Das ist noch nicht gemacht worden, wissen Sie. Wenn Sie meinen Rat brauchen, Pinckney, können Sie natürlich einfach fragen, aber ich werde vermutlich graue Haare bekommen, bevor ich eine Antwort finde.« Er strahlte den entzückten Pinckney an und ließ dann seinen Blick über die raue Landschaft schweifen, durch die die Straße führte. »Das erinnert mich an Schottland.«
»Es gibt hier Tiger, Major«, sagte Sharpe.
»Auch in Schottland gibt es alle Arten von wilden Tieren, Sharpe. Ich war einst in Fort William stationiert und kam mir vor wie im finstersten China! Es war schlimmer als in Neufundland. Und da wir gerade von Amerika sprechen, Sharpe, diese junge Dame, die Sie mir geschickt haben, ist dorthin gereist. Ungewöhnliche Idee, dachte ich, und ich riet ihr, die ganze verrückte Idee zu vergessen. Dort gibt es Bären, sagte ich ihr, gefährliche Raubtiere, doch sie wollte sich nicht überzeugen lassen.«
»Simone, Sir?«, fragte Sharpe, der zuerst seinen Ohren nicht hatte trauen wollen, dann jedoch eine schreckliche Vorahnung hatte.
»Ein charmantes Geschöpf, dachte ich. Und zu jung, um Witwe zu sein«, sagte Stokes und schüttelte missbilligend den Kopf. »Sie ging zu einem Wahrsager, zu einem dieser nackten Typen, die komische Grimassen in der Gasse beim Hindutempel schneiden, und sagte mir, er hätte ihr geraten, in die Neue Welt zu gehen.«
»Ich dachte, sie wartet auf mich, Sir«, sagte Sharpe.
»Sie wartet auf Sie? Guter Gott, nein. Sie reist nach Louisiana, sagt sie. Sie blieb für eine Woche in meinem Haus – ich bin natürlich ausgezogen, um einen Skandal zu vermeiden –, und dann reiste sie mit Mrs. Pennington nach Madras. Erinnern Sie sich an Charlotte Pennington? Die Witwe des Geistlichen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die beiden vertragen werden, doch Ihre Freundin sagte, der Wahrsager wäre hartnäckig bei seinem Standpunkt geblieben, und so entschied sie sich für diese Reise.« Der Major war begierig darauf, Sharpe den Rest der Neuigkeiten aus Seringapatam zu erzählen. Die Waffenkammer wurde geschlossen, berichtete er, weil jetzt die Grenze des britisch gehaltenen Gebiets viel weiter nördlich war, doch Stokes hatte sich beschäftigt gehalten, die inneren Befestigungen der Stadt zu schleifen. »Sehr schlecht gemacht, Sharpe, schändliche Arbeit, wirklich stümperhaft. Die Mauern zerbröckelten bei der geringsten Berührung.«
Sharpe hörte nicht zu. Er dachte an Simone. Sie war fort! Im Augenblick war sie vermutlich in Madras, und vielleicht schon an Bord eines Schiffes. Und sie hatte seine Juwelen. Nur ein paar davon, aber genug. Er berührte den Saum seines Uniformrocks, in dem viele der anderen Juwelen des Tippu versteckt waren.
»Hat Madame Joubert irgendeine Nachricht hinterlassen?«, fragte er Stokes, als der Major eine Pause machte, um Luft zu holen. Was habe ich denn gehofft?, fragte sich Sharpe. Dass Simone wünscht, ich folge ihr nach Amerika?
»Eine Nachricht? Nein, keine, Sharpe. Sie war zu beschäftigt, um zu schreiben, glaube ich. Sie ist eine bemerkenswert reiche Frau, wussten Sie das? Sie kaufte die Hälfte der Rohseide in der Stadt, heuerte ein paar Träger an, und weg war sie. Jeder Offizier in der Stadt ließ seine Karte für sie zurück, doch sie hatte keine Zeit, um auf eine zu antworten. Weg nach Louisiana!« Stokes runzelte plötzlich die Stirn. »Was ist los, Sharpe? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen. Ihnen ist doch nicht übel geworden, oder?«
»Nein, nein. Ich hatte nur gerade gedacht, dass ich ihr vielleicht hätte schreiben sollen.«
»Oh! Ich verstehe! Sie waren verliebt in sie!« Stokes schüttelte den Kopf. »Ich fühle mit Ihnen, Sharpe, ganz bestimmt, aber
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