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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Junge?«
    »Weggeritten«, sagte Sajit.
    »Weggeritten?« Hakeswill starrte ihn bedrohlich an. »Warum?«
    »Ich sah, wie Sie ihn geschlagen haben«, sagte Sajit. »Er fiel aus dem Zelt. Auf seinem Gesicht war Blut.«
    »Sie hätten ihn erst schlagen sollen, wenn er weiter im Zelt gewesen wäre«, meinte Kendrick tadelnd.
    »Halt die Schnauze!«, fuhr Hakeswill ihn an. Dann nahm sein Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck an. »Und wohin ist der Bengel geritten?«
    »Fort«, sagte Sajit. »Ich bin hinter ihm her, doch er sprang auf Sharpes Pferd und haute ab.«
    »Der Junge spricht kein Englisch«, sagte Kendrick.
    »Woher, zur Hölle, weißt du das?«
    »Weil ich mit ihm gesprochen habe!«
    »Und wer wird einem heidnischen schwarzen Bengel glauben, der kein Englisch spricht?«, fragte Lowry.
    Hakeswills Gesicht verzerrte sich bei einer Reihe krampfhafter Zuckungen. Er hatte angenommen, sicher zu sein. Lowry hatte recht. Wer würde dem Bengel glauben? Trotzdem wünschte der Sergeant, Jamas Männer würden Sharpe früher abholen. Jama selbst hatte das Lager verlassen. Er hielt es für das Beste, weit fort von der britischen Armee zu sein, wenn er einen britischen Offizier ermorden ließ. Hakeswill hatte Jama gewarnt, Sharpe nicht vor dem Abend in die Falle zu locken, und jetzt musste er ihn bis zur Abenddämmerung bewachen. »Ich habe gesagt, ihr sollt ihm eine Augenbinde anlegen«, blaffte Hakeswill. »Ich will nicht, dass er uns sieht!«
    »Und wenn doch, macht es nichts aus«, meinte Kendrick. »Er wird den Tagesanbruch nicht mehr erleben, oder?«
    »Er hat mehr Leben als ein Korb voller verdammter Katzen«, sagte Hakeswill. »Am besten sollte ich ihm jetzt die Kehle durchschneiden.«
    »Nein!«, sagte Sajit. »Er ist meinem Onkel versprochen worden.«
    »Und dein Onkel bezahlt uns, ja?«
    »Das ist ebenfalls abgemacht worden.«
    Hakeswill ging zum bewusstlosen Sharpe. »Die Narben auf seinem Rücken sind von mir«, sagte er stolz. »Ich hab das Blaue vom Himmel gelogen, und Sharpe wurde ausgepeitscht. Und jetzt lasse ich ihn kaltmachen.« Er erinnerte sich, wie Sharpe ihn zwischen die Tiger geworfen hatte, und in seinem Gesicht zuckte es, als er daran dachte, wie ein Elefant ihn fast totgetrampelt hätte, und in seinem plötzlichen Zornesausbruch trat er auf Sharpe ein, bis Kendrick ihn zurückriss.
    »Wenn Sie ihn umbringen, Sarge«, sagte Kendrick, »werden uns die Schwarzen nichts bezahlen.«
    Hakeswill ließ sich fortziehen. »Wie wird dein Onkel ihn kaltmachen?«, fragte er Sajit.
    »Seine jettis werden das tun.«
    »Ich habe die Bastarde bei der Arbeit gesehen«, sagte Hakeswill in bewunderndem Tonfall. »Die machen es langsam. Langsam und höllisch schmerzvoll.«
    »Es wird sadistisch langsam ein«, versprach Sajit, »und schrecklich wehtun. Mein Onkel ist kein barmherziger Mann.«
    »Aber ich«, sagte Hakeswill. »Ich bin einer, denn ich lasse einem anderen das Vergnügen, Sharpie zu töten.« Er spuckte auf Sharpe. »Tod bei Tagesanbruch, Sharpie. Du wirst zur Hölle fahren, wo du hingehörst!«
    Er lehnte sich gegen eine der Zeltstangen und ließ Juwelen von einer Hand in die andere kullern. Fliegen krochen über das verkrustete Blut in Sharpes Haar. Der Ensign würde im Morgengrauen sterben, und Hakeswill würde ein gemachter Mann sein. Rache ist so süß wie Honig, dachte der Sergeant.
 
    Ahmed sah Sharpe am Zelteingang zurückfallen, sah Blut an seiner Stirn und beobachtete dann, wie ihn Hände packten und in das Dunkel im Zelt schleiften.
    Dann drehte sich Sajit, der Schreiber mit dem pinkfarbenen Sonnenschirm, zu ihm um und blaffte: »Junge, komm her!«
    Ahmed spielte den Verständnislosen, obwohl er nur zu gut verstand, dass er Zeuge von etwas sehr Bösem geworden war. Er wich zurück und zog Major Stokes Stute mit sich. Er ließ die Muskete an seiner Schulter hinabrutschen, und Sajit, der die Bedrohung erkannte, eilte plötzlich auf ihn zu, doch Ahmed war schneller. Er sprang in den Sattel. Ohne richtig zu sitzen, trieb er das Pferd mit wilden Hackenschlägen an. Die erschreckte Stute sprang los. Die Steigbügel waren zu tief geschnallt für ihn, doch Ahmed war mit Pferden aufgewachsen und hätte die Stute ohne Sattel, mit verbundenen Augen und rückwärts reiten können. Er schwenkte südwärts ab, galoppierte zwischen den Zelten, Feuern und grasenden Ochsen hindurch und ließ Sajit weit hinter sich. Er verlangsamte die Stute erst, als er an den Rand des Lagers gelangte, und schaute zurück,

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