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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gefangenen, sodass er sich nicht bewegen konnte.
    Der zum Tode verurteilte Mann rief um Gnade flehend Tippu an, der ihn ignorierte, und der zweite jetti stellte sich vor den Gefangenen. Tippu nickte, und der stehende jetti legte seine großen Hände auf beide Seiten des Kopfs des Gefangenen. Der Mann schrie. Dann verstummte der Schrei, als der jetti seinen Griff verstärkte.
    »Allmächtiger«, stieß Sharpe hervor, als er beobachtete, wie dem Gefangenen der Kopf herumgedreht wurde wie einem Schlachthühnchen. So etwas hatte er noch nie gesehen, nicht im Traum gedacht, dass dies möglich war.
    Hinter ihm stieß Gudin einen kleinen Laut der Missbilligung aus, doch Sharpe war beeindruckt. Es war ein schnellerer Tod, als ausgepeitscht zu werden, und schneller als die meisten Tode durch den Strang, wo die Gefangenen baumelten und tanzten, wenn sie erstickten.
    Tippu applaudierte den jettis, belohnte sie und befahl ihnen, den Leichnam wegzuschleifen.
    Dann wurden die Helden der vergangenen Nacht nacheinander zu dem tigergestreiften Baldachin und dem kleinen, pummeligen Mann geführt, der in seinem Schatten stand.
    Jeder Soldat kniete nieder, als er aufgerufen wurde, und jedes Mal bückte sich Tippu und half dem Mann mit beiden Händen hoch, bevor er mit ihm redete und dem Helden ein großes Medaillon überreichte. Die Medaillons sahen aus, als seien sie aus Gold, doch Sharpe nahm an, dass sie aus poliertem Messing bestanden, denn sicherlich würde niemand so viel Gold verschenken!
    Jeder der Männer küsste das Geschenk, dann ging er rückwärts zu seinem Platz in der Reihe zurück.
    Als Letzter war Sharpe dran.
    »Sie wissen, was Sie zu tun haben«, sagte Gudin aufmunternd.
    Sharpe wusste es. Es widerstrebte ihm, vor jedem Mann auf die Knie zu gehen, aber besonders vor diesem kleinen, fetten Herrscher, dem Feind seines Landes, aber es hatte keinen Sinn, aus Trotz Widerstand zu leisten, und so kniete er sich gehorsam vor ihn.
    Der gelbweiße Stein im Griff des Schwertes glitzerte ihn an, und Sharpe hätte geschworen, dass es ein echter Diamant war. Ein riesiger Diamant. Dann lächelte Tippu, neigte sich vor und zu ihm hinab und legte die Hände unter Sharpes Achseln, um ihm aufzuhelfen. Er war überraschend stark.
    Gudin trat vor zu Sharpe und sprach auf Französisch mit Tippus Dolmetscher, und der übersetzte ins Persische, was Sharpe nicht schlauer machte. Soweit es ihn betraf, waren die Ereignisse ein Scherbenhaufen, doch offensichtlich erzählte Gudin eine große Heldentat, denn Tippu warf Sharpe anerkennende Blicke zu.
    Sharpe starrte fasziniert zurück. Tippu hatte graue Augen, eine dunkle Haut und einen sorgsam gestutzten schwarzen Schnurrbart. Von Weitem sah er mollig, sogar weich aus, doch aus der Nähe war eine Härte in seinem Gesicht zu erkennen, die Sharpe überzeugte, dass Colonel Gudin recht gehabt hatte, als er gesagt hatte, dass dieser Mann ein feiner Soldat war.
    Sharpe überragte den Sultan so sehr, dass sein Blick direkt auf den großen Stein in seiner Turbanfeder gerichtet war. Er sah nicht nach Glas aus, sondern wie ein gewaltiger Rubin von der Größe einer Pampelmuse. Er wurde in einer goldenen Fassung gehalten und musste ein Vermögen wert sein.
    Sharpe erinnerte sich daran, dass er Mary versprochen hatte, ihr an ihrem Hochzeitstag einen echten Rubin zu schenken, und bei dem Gedanken, Tippu den Stein zu stehlen, hätte er fast gegrinst.
    Dann stellte Tippu einige Fragen, und er vergaß den Stein, aber Sharpe brauchte nicht zu antworten, denn Colonel Gudin erledigte alles Sprechen für ihn. Als die Fragen beantwortet waren, schaute Tippu in Sharpes Augen auf und sprach ihn direkt an.
    »Er sagt«, übersetzte Gudin, was der Dolmetscher sagte, »dass Sie sich als wertvoller Soldat von Maisur erwiesen haben. Er ist stolz, Sie bei seinen Truppen zu haben, und er freut sich auf den Tag, an dem die Ungläubigen von der Stadt zurückgetrieben werden und Sie ein volles und richtiges Mitglied seiner Armee werden können.«
    »Heißt das, dass ich zu seinem Glauben übertreten muss, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Es heißt, dass sie Seiner Hoheit äußerst dankbar sein können, und das sollte ich ihm jetzt sagen«, erwiderte Gudin und tat es.
    Als seine Erklärung übersetzt worden war, lächelte Tippu und wandte sich einem Diener zu, nahm aus einem von Seide umhüllten Korb das letzte Medaillon heraus, stellte sich auf die Zehenspitzen und hängte es Sharpe um den Hals. Sharpe bückte sich, um ihm das zu

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