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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ordnung gebracht werden könnte, doch Wellesley fühlte sich immer noch als Versager. Er wusste nur zu gut, dass erfahrene Soldaten wie Baird ihn verabscheuten, dass seine Beförderung zum stellvertretenden Kommandeur allein darauf zurückzuführen war, dass sein älterer Bruder Generalgouverneur der britischen Regionen in Indien war, und Wellesleys Scham war noch größer geworden, weil Major General Baird mit Harris gewartet hatte, als Wellesley eingetroffen war, um sein Versagen zu melden, und der große Schotte sein Grinsen nicht unterdrückt hatte, als Wellesley die nächtliche Katastrophe gestanden hatte.
    »Schwierige Sache, solche Nachtangriffe«, sagte Harris wieder, während Baird schwieg und Wellesley unter der beredten Stille des Schotten litt.
    »Wir werden den tope morgen vom Feind säubern«, versuchte Harris Wellesley zu trösten.
    »Meine Männer werden das tun«, versprach Wellesley hastig.
    »Nein, nein. Sie werden nicht ausgeruht sein«, sagte Harris. »Wir setzen besser frische Soldaten ein.«
    »Meine Freunde werden hundertprozentig einsatzbereit sein«, sagte Baird. Er lächelte Wellesley an. »Die schottische Brigade, meine ich.«
    »Ich bitte um die Erlaubnis, den Angriff zu befehligen, Sir«, sagte Wellesley und ignorierte Baird. »Welche Soldaten Sie auch immer einsetzen, Sir, ich werde der diensthabende Offizier sein.«
    »Sicher, sicher«, sagte Harris vage, ohne Wellesleys Bitte zu erfüllen oder abzulehnen. »Jetzt müssen Sie erst mal schlafen. Ich wünsche Ihnen eine erholsame Nacht.« Er wartete, bis Wellesley ging, und schüttelte dann stumm den Kopf.
    »Ein Gernegroß«, sagte Baird laut genug, dass ihn der davongehende Colonel hören konnte, »dem noch die Schürze seines Kindermädchens am Koppel hängt.«
    »Er ist sehr tüchtig«, sagte Harris milde.
    »Meine Mutter war auch tüchtig, Gott habe sie selig«, erwiderte Baird heftig, »aber Sie würden sie nicht in eine Schlacht schicken. Ich sage Ihnen, Harris, wenn Sie ihn den Angriff auf die Stadt führen lassen, werden Sie Schwierigkeiten geradezu herausfordern. Geben Sie den Job mir, Mann, ich habe noch eine alte Rechnung mit Tippu zu begleichen.«
    »Das haben Sie«, pflichtete Harris ihm bei.
    »Und lassen Sie mich am Morgen den verdammten tope einnehmen. Mein Gott, das könnte ich mit einem Corporal von der Wache schaffen!«
    »Wellesley wird morgen immer noch Offizier vom Dienst sein, Baird«, sagte Harris, dann nahm er seine Perücke ab, als Zeichen, dass er zu Bett gehen wollte. Eine Seite seines Kopfes war nach seiner Verwundung bei Bunker Hill seltsam abgeflacht. Er kratzte sich an der Narbe und gähnte. »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    »Sie wissen, wie Sie Wellesleys Namen für den Kriegsbericht schreiben lassen müssen, Harris?«, fragte Baird. »Mit drei L!«
    »Gute Nacht«, sagte Harris.
 
    Bei Tagesanbruch marschierten die schottische Brigade und zwei indische Bataillone östlich des Biwaks auf, während eine Batterie aus vier 12-Pfünder-Geschützen südlich davon abprotzte.
    Als die Sonne aufging, nahmen die vier Haubitzen den tope unter Beschuss. Die Geschosse ließen wallende Rauchspuren von ihren brennenden Lunten in der Luft zurück und schlugen in die Bäume, wo ihre Explosionen von dichtem Blätterwerk gedämpft wurden. Eine Granate landete zu kurz, und Wasser gischtete aus dem Aquädukt auf. Vögel kreisten über dem rauchenden Waldstück und kreischten protestierend über die Gewalt, die wieder einmal ihre Nester störte.
    Major General Baird wartete vor der schottischen Brigade. Es juckte ihn, seine Landsleute in den Kampf zu führen, doch Harris bestand darauf, dass es Wellesleys Privileg war.
    »Er ist Offizier vom Dienst bis zur Mittagszeit«, sagte Harris.
    »Er ist noch nicht auf«, sagte Baird. »Er verschläft. Wenn Sie auf ihn warten, wird er ohnehin erst nach dem Mittag aufwachen. Lassen Sie mich gehen, Sir.«
    »Geben Sie ihm noch fünf Minuten«, verlangte Harris. »Ich habe einen Adjutanten losgeschickt, um ihn zu wecken.«
    Baird hatte den Adjutanten abgefangen, um sicherzustellen, dass Wellesley nicht rechtzeitig erwachte, doch kurz vor Ablauf der fünf Minuten tauchte der junge Colonel auf seinem Schimmel auf. Er sah unordentlich aus, wie jemand, der zu hastig Morgentoilette gemacht hatte.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Sir«, begrüßte er Harris.
    »Sind Sie bereit, Wellesley?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann wissen Sie, was zu tun ist«, sagte Harris knapp.
    »Kümmern Sie sich

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