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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weiß es alles, Sir?«, fragte Sharpe.
    »Er ist ein guter Soldat, Sharpe. Ein sehr guter. Was er wirklich will, ist eine französische Armee, keinen französischen Berater.«
    »Wofür will er denn eine französische Armee, Sir?«
    »Um euch Briten zu verprügeln und aus Indien zu verjagen.«
    »Aber dann hätte er stattdessen euch Franzosen am Hals«, bemerkte Sharpe.
    »Aber er mag die Franzosen, Sharpe. Finden Sie das seltsam?«
    »Ich finde alles in Indien seltsam, Sir. Habe keine richtige Mahlzeit gegessen, seit ich hier bin.«
    Gudin lachte. »Und was ist eine richtige Mahlzeit?«
    »Ein Stück Rindfleisch, Sir, mit einigen Kartoffeln und einer Soße, die so dick ist, dass eine Ratte darin ersäuft.«
    Gudin schauderte es. » La cuisine anglaise! «
    »Sir?«
    »Schon gut, vergessen Sie’s, Sharpe.«
    Mehr als ein halbes Dutzend Männer warteten darauf, zu Tippu vorgelassen zu werden, allesamt Soldaten, die sich bei der Verteidigung des Waldstücks irgendwie ausgezeichnet hatten. Da war ebenfalls ein Gefangener, ein Hindu-Soldat, der gesehen worden war, als er vor den ersten Angreifern auf den Aquädukt die Flucht ergriffen hatte. Alle von ihnen, die Helden und der Feigling, warteten im Hof, wo Sharpe und Lawford von Tippu auf die Probe gestellt worden waren. Heute waren fünf der sechs Tiger weggebracht worden, und nur ein großes, altes männliches Tier war zurückgeblieben. Gudin ging zu der Raubkatze und streichelte sie zwischen den Ohren.
    »Der ist zahm wie eine Hauskatze, Sharpe.«
    »Ich streichle ihn trotzdem nicht, Sir. Keine zehn Pferde würden mich zu so einer Bestie bringen können.«
    Der Tiger mochte es, gestreichelt zu werden. Er schloss die gelben Augen, und für ein paar Sekunden war Sharpe überzeugt, dass das große Tier schnurrte. Dann gähnte es und zeigte alte, schadhafte Zähne, und aus seinen Pfoten tauchten lange, gebogene Krallen auf.
    »So tötet er«, sagte Gudin und wies auf die Krallen, als er zurückwich. »Er hält einen mit den Zähnen und reißt mit den Krallen den Bauch auf. Jedoch nicht dieser. Er ist nur ein sanfter Schmusetiger. Von Flöhen zerbissen.«
    Gudin zupfte einen Floh vom Fell des Tigers und wandte sich dann um, als eine Tür zum Hof geöffnet wurde und eine Prozession von Palastdienern hintereinander ins Sonnenlicht trat, an ihrer Spitze zwei Männer, die Stäbe trugen, deren Spitzen mit silbernen Tigerköpfen versehen waren. Sie dienten als Kämmerer, ließen die Helden in einer Reihe antreten und schoben den Feigling zur Seite. Hinter ihnen kamen zwei außergewöhnliche Männer.
    Sharpe starrte sie an. Sie waren riesig. Hünenhaft und muskelbepackt wie Preiskämpfer. Ihre dunkle Haut, nackt bis zur Hüfte, war geölt und glänzte, während ihr langes schwarzes Haar um ihren Kopf gedreht und dann mit weißen Bändern festgebunden war. Sie hatten borstige schwarze Bärte und breite Schnurrbärte, deren Spitzen mit Wachs gezwirbelt waren.
    » Jettis «, flüsterte Gudin Sharpe zu.
    » Jettis? Was ist das, Sir?«
    »Totschläger«, sagte Gudin, »und Henker.« Der Soldat, der vor den Briten geflüchtet war, fiel auf die Knie und flehte die Kämmerer an. Sie ignorierten ihn.
    Sharpe stand in der Reihe der Helden am linken Ende. Sie richteten sich kerzengerade auf, als Tippu den Hof betrat. Er wurde von sechs weiteren Dienern eskortiert, von denen vier einen tigergestreiften Baldachin über ihn hielten. Der seidene Baldachin wurde von vier Stangen mit Tiger-Kreuzblumen gehalten und hatte einen Saum aus Perlentropfen.
    Tippu trug ein grünes Gewand, das mit weiteren Perlen geschmückt war, und sein Säbel mit dem Tigergriff hing in einer juwelenbesetzten Scheide von einer gelben Seidenschärpe. Sein breiter Turban war ebenfalls grün, auch mit Perlen besetzt, während in einer Feder auf seiner Krone ein so großer Rubin glitzerte, dass Sharpe zunächst annahm, er müsse aus Glas sein, denn kein kostbarer Stein könne so massiv sein, ausgenommen vielleicht der große gelbweiße Diamant, der den Knauf eines Dolchs bildete, den Tippu in seiner Schärpe trug.
    Der Sultan blickte zu dem zitternden Soldaten und nickte dann den jettis zu.
    »Dies ist kein angenehmer Anblick, Sharpe«, warnte Colonel Gudin leise hinter Sharpe.
    Einer der jettis packte den entsetzten Gefangenen und zog ihn hoch. Halb führte und halb trug er ihn dann, bis er vor Tippu stand. Dort stieß er ihn auf die Knie hinab, kniete sich hinter ihn und schlang seine Arme um die Arme und den Torso des

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