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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ravi Shekhar erzählt?«
    »Alles, was wir über die Verteidigungsanlage herausgefunden haben«, sagte Lawford kläglich. »Deshalb sind wir hergeschickt worden.«
    »Und was haben Sie herausgefunden?«
    »Wie viele Männer Sie haben, wie viele Waffen, wie viele Raketen.«
    »Und das ist alles?«
    »Das ist genug, oder nicht?«, entgegnete Lawford.
    Der Offizier übersetzte die Antworten. Tippu zuckte mit den Schultern, blickte zu Lawford, dann nahm er einen kleinen braunen Lederbeutel aus einer Tasche seines gelben Seidenrocks. Er band den Beutel auf, trat an Sharpes Seite und träufelte Salz auf die offenen Wunden des geschlagenen Mannes. Sharpe wimmerte vor Schmerzen.
    »Wem sonst habt ihr davon in der Stadt erzählt?«, fragte der Offizier.
    »Niemandem sonst!«, rief Lawford. »Im Namen Gottes, niemandem! Man sagte uns, dass Ravi Shekhar die Nachricht aus der Stadt schmuggeln könnte. Das war alles!«
    Tippu glaubte ihm. Es war so augenscheinlich, dass Lawford sich schämte, weil er vor dem Feind ausgepackt hatte, und was er gesagt hatte, war glaubwürdig und ergab Sinn.
    »Und so habt ihr nie Ravi Shekhar gesehen?«, fragte der Offizier.
    »Nie.«
    »Ihr seht ihn jetzt.« Der Offizier wies zu den Tigern. »Seine Leiche wurde vor Wochen an die Kätzchen verfüttert.«
    »O Gott!«, stieß Lawford hervor und schloss die Augen, als er erkannte, dass er völlig versagt hatte. Fast hätte er sich übergeben, doch dann brachte er sich unter Kontrolle und öffnete die Augen. Er sah, das Tippu Sharpes roten Rock aufhob und ihm auf den blutigen Rücken warf.
    Einen Moment zögerte Tippu, fragte sich, ob er die Tiger freilassen und ihnen die beiden Gefangenen schenken sollte. Dann wandte er sich ab.
    »Bringt sie in die Zellen«, befahl er.
    Das Opfer von Gefangenen hatte das Geheimnis der Verräter preisgegeben und Tippus Pechsträhne abgewandt. Weitere Opfer waren nicht nötig, noch nicht, doch Tippu wusste, dass das Glück immer launisch war, und so konnten die Gefangenen warten, bis ein weiteres Opfer gebraucht wurde, und dann, um den Sieg zu garantieren oder die Niederlage aufzuschieben, würden sie sterben. Und bis dahin, entschied sich Tippu, konnten sie im Kerker einfach verrotten.
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KAPITEL 9
 
    Der Kerker lag an einem der nördlichen Höfe des Palastes unter dem inneren Wall der Stadt. Der Hof stank nach Abwässern, und Sharpe musste würgen, als er neben Lawford an der Spitze eines Bajonetts dahintaumelte.
    Der Hof war ein betriebsamer Platz. Die Familien der Palastdiener lebten in strohbedeckten Hütten rings um den Hof neben den Ställen und dem kleinen Gehege des Sultans, in dem er acht Geparden hielt, die er für die Jagd benutzte. Die Geparden wurden in rollenden Käfigen zur Jagd gebracht.
    Zuerst dachte Sharpe, er und Lawford würden in die vergitterten Fahrzeuge verfrachtet werden, doch dann schob ihn ein Mann der Eskorte an den schwerfälligen Wagen vorbei zu einer steinernen Treppe, die in einen langen, engen Graben hinabführte, der oben offen war. Ein hoher Zaun aus eisernen Gitterstäben umgab den Eingang zu einem Schacht, der von zwei Soldaten bewacht wurde. Einer davon schloss das Vorhängeschloss von der Größe einer Mango auf, dann stieß die Eskorte Sharpe und Lawford durch das offene Tor.
    Die Kerkerwachen trugen keine Musketen, sondern zusammengerollte Peitschen an ihren Koppeln und Donnerbüchsen mit trichterförmiger Öffnung auf ihren Schultern. Einer von ihnen wies stumm die Treppe hinab, und Sharpe folgte Lawford die Stufen hinunter.
    Sharpe sah, dass der Graben ein mit Steinplatten gefliester Korridor ohne Ausgang war, der auf jeder Seite mit vergitterten Zellen gesäumt war. Es gab acht Zellen, vier auf jeder Seite, und jede Zelle wurde von der Nachbarzelle und dem grabenartigen Korridor durch Eisenstäbe getrennt, die so dick waren wie der Arm eines Menschen.
    Der Gefangenenwächter machte ihnen mit Gesten klar, dass sie warten sollten, während er die Zelle aufschloss, doch das erste Schloss ließ sich nicht öffnen. Vermutlich war es eingerostet. Und dann fand er keinen Schlüssel, der in eines der anderen alten Schlösser passte.
    Etwas bewegte sich im Stroh der Zelle, die rechts am Ende des Gangs lag. Sharpe, der wartete, während der Wächter seine Schlüssel ausprobierte, hörte wieder Stroh rascheln, und dann war ein leises Fauchen zu hören, und ein gewaltiger Tiger

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