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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mich an ihn, er konnte lesen, und es brachte ihm nichts als Ärger. Er wusste immer mehr als jeder sonst, aber das hat ihn nicht vor dem Auspeitschen verschont. Ha, das wäre nie passiert, wenn er nicht hätte lesen und schreiben können. Das hat ihm seine Mutter beigebracht, diese walisische Hure. Er hat in seiner Bibel gelesen, wenn er seine Muskete hätte reinigen sollen. Verreckt unter der Peitsche, der Blödmann. Gott sei Dank. Ein Private soll nicht lesen. Ist schlecht für die Augen. Macht einen blind.«
    Hakeswill führte sogar des Nachts Selbstgespräche. Sharpe wachte auf und hörte ihn leise mit dem Tiger sprechen, und eines Nachts war es sogar der Tiger leid, ihm zuzuhören.
    »Du bist keine so schlechte Pussy, oder?«, schmeichelte Hakeswill. »Bist ganz allein hier unten wie ich.«
    Der Sergeant griff versuchsweise durch die Gitterstäbe, um der Bestie leicht auf den Rücken zu klopfen. Er wurde mit einem leisen Fauchen belohnt. »Fauch mich nicht an, Pussy, oder ich kratze dir die verdammten Augen aus, und wie willst du dann die Mäuse fangen, eh? Du wirst eine hungrige blinde Katze sein, Pussy, und das ist ein Hundeleben für eine Katze. Leg dich jetzt auf den Sack, und ruhe deine große Birne aus, verstanden? Tut doch nicht weh, oder?«
    Und der Sergeant streckte seine Hand durch die Gitterstäbe und streichelte erstaunlich sanft über die Flanke der großen Raubkatze. Zu Sharpes Verwunderung lehnte sich die Bestie behaglich gegen das Gitter und ließ sich von Hakeswill kraulen.
    »Du bist wach, nicht wahr, Sharpie?«, rief er leise, als er den Tiger kraulte. »Ich weiß das, ich weiß es genau. Was ist also mit der kleinen Mary Bickerstaff geschehen? Wirst du es mir sagen, Junge? Sie hat nicht den Rock für mich gehoben. Stattdessen hat sie einen Nigger drangelassen, wie? Ist das passiert? Ruhig jetzt, ruhig!« Er streichelte den Tiger.
    Sharpe gab vor zu schlafen, doch Hakeswill musste seine Aufmerksamkeit spüren.
    »Offiziersliebling, Sharpie? Ist es das, was du bist? Lernst du lesen, damit du sein kannst wie sie, willst du das? Es wird dir nichts Gutes bringen, Junge. Es gibt nur zwei Arten von Offizieren in dieser Armee. Die eine ist gut, und die andere ist das nicht. Die gute Art weiß es besser, als sich die Hände an euch Mannschaften dreckig zu machen. Sie überlässt alles den Sergeants. Die schlechte Sorte mischt sich ein. Dieser junge Mister Fitzgerald war ein Störer, der sich eingemischt hast, aber jetzt ist er zur Hölle gefahren, und da ist er am besten aufgehoben, denn er war ein neureicher Ire ohne Respekt für Sergeants. Und dein Mister Lawford taugt ebenfalls nichts, überhaupt nichts.« Hakeswill schwieg plötzlich, als Colonel McCandless aufstöhnte.
    Das Fieber des Colonels hatte sich verschlimmert, doch er versuchte, sich nicht zu beklagen. Sharpe gab seine Absicht, sich schlafend zu stellen, auf und trug den Wasserkrug zu ihm.
    »Etwas zu trinken, Sir?«
    »Das ist freundlich von Ihnen, Sharpe, sehr freundlich.« Der Colonel trank, dann sank er zurück gegen die hintere Wand der Zelle. »Im letzten Monat hatten wir einen Regenguss«, sagte er, »keinen allzu heftigen, doch diese Zellen wurden trotzdem überflutet. Und nicht alles von der Flut war Regenwasser, ein guter Anteil daran war Abwasser. Ich bete, dass Gott uns hier rausholt, bevor der Monsun kommt.«
    »Dann werden wir wohl nicht mehr hier sein, oder, Sir?«
    »Kommt darauf an, Sharpe, ob wir die Stadt einnehmen oder nicht.«
    »Wir werden sie einnehmen, Sir«, sagte Sharpe überzeugt.
    »Vielleicht.« Der Colonel lächelte über Sharpes starken Optimismus. »Aber Tippu könnte sich entscheiden, uns zuerst zu töten.« McCandless schwieg eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Ich wünschte, ich verstünde den Sultan.«
    »Da gibt’s nichts zu verstehen, Sir. Er ist einfach ein teuflischer Bastard, Sir.«
    »Nein, das ist er nicht«, sagte der Colonel ernst. »In Wirklichkeit ist er ein ziemlich guter Herrscher. Ein besserer, nehme ich an, als die meisten unserer christlichen Monarchen. Und er ist sicherlich für Maisur gut gewesen. Er hat seinem Reich viel Wohlstand und mehr Gerechtigkeit gebracht, als es in den meisten Fürstentümern in Indien gibt, und er ist tolerant gegenüber den meisten Religionen, obwohl ich befürchte, dass er einige unglückliche Christen verfolgt hat.« Der Colonel schnitt eine Grimasse, als ein Fieberschauer seinen Körper erschütterte. »Er hat sogar den Radscha und seine Familie

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