Sharpes Feuerprobe
getan!«
»Nichts?« Sharpe drehte sich wild zu Hakeswill um. »Du hast mich auspeitschen lassen, du Bastard, und dann hast du uns verraten!«
»Das habe ich nie getan! Auf Ehre und Gewissen nicht, eher würde ich sterben, Sharpie!«
Sharpe drehte Hakeswill um, sodass er mit dem Rücken zum äußeren Gittertor des Kerkers stand, rammte ihn gegen die Eisenstäbe und schlug dem Sergeant die Faust in den Bauch. »Du wirst sterben, Obadiah, das verspreche ich dir. Weil du uns verraten hast.«
»Ich habe nichts getan«, keuchte Hakeswill unter schweren Atemzügen. »Ich schwöre es, Sharpie. Das Auspeitschen, ja, daran bin ich schuld, und es war falsch von mir!« Er wollte sich auf die Knie fallen lassen, doch Sharpe zog ihn wieder hoch. »Ich habe dich nicht verraten, Sharpie! So etwas tue ich keinem englischen Landsmann an!«
»Du wirst noch Lügen erzählen, wenn du durch das Tor zur Hölle marschierst, Obadiah«, sagte Sharpe und packte den Sergeant wieder am Kragen. »Und jetzt komm, du Bastard.«
Er zog Hakeswill durch das äußere Tor des Kerkers, über den Hof und in die Gasse, die südwärts zum Palast führte.
Eine Abteilung tigergestreifter Soldaten rannte an der Mündung der Gasse zum Westwall, doch keiner nahm Notiz von Sharpe. Der Posten am nördlichen Palasttor bemerkte ihn und hob seine Muskete, doch Sharpe schnarrte die Zauberworte »Gudin! Colonel Gudin!«, und es lag so viel Autorität in seiner Stimme, dass der Mann die Muskete sinken ließ und zur Seite trat.
»Wohin bringst du mich, Sharpie?«, keuchte Hakeswill.
»Das wirst du gleich sehen.«
Zwei weitere Wachen waren am inneren Hoftor postiert, und auch sie richteten ihre Musketen auf ihn, doch Sharpe rief sie an, und von Neuem reichte Gudins Name, um ihr Misstrauen zu zerstreuen. Außerdem hatte Sharpe einen Gefangenen mit rotem Rock, und die beiden nervösen Wächter hielten ihn fälschlich für einen von Gudins Männern und ließen ihn deshalb passieren.
Sharpe zog das Tor auf. Die sechs Tiger, bereits gereizt durch den schrecklichen Lärm, der die Stadt erschüttert hatte, sprangen auf das sich öffnende Tor zu, und die Ketten spannten sich klirrend.
Hakeswill sah die Raubkatzen und schrie. »Nein, Sharpie! Nein! Mutter!«
Sharpe zerrte den sich wehrenden Hakeswill in den Hof.
»Du meinst, du kannst nicht sterben, Obadiah? Ich bin anderer Meinung. Wenn du zur Hölle fährst, du Bastard, dann sag ihnen, dass Sergeant Sharpe dich dorthin geschickt hat.«
»Nein, Sharpie! Nein!« Das letzte Wort war ein Schrei der Verzweiflung, als Sharpe Hakeswill in die Mitte des Platzes zerrte, auf Armlänge von sich hielt und im Kreis drehte. »Nein!«, jammerte der Sergeant, als Sharpe ihn schneller herumwirbelte und ihn dann plötzlich losließ.
Der Sergeant konnte kein Gleichgewicht finden. Er taumelte und ruderte mit den Armen, doch nichts konnte seinen Schwung bremsen, »Nein!«, kreischte er ein letztes Mal, als er stürzte und durch den Sand rutschte, auf drei wartende Tiger zu.
»Lebewohl, Obadiah«, sagte Sharpe.
»Ich kann nicht sterben! Ich bin unsterblich!«, schrie Hakeswill, dann verstummte sein Schrei, als eine große gelbäugige Bestie über ihm fauchte.
»Sie haben ein frühes Abendessen«, sagte Sharpe zu den belustigten Wächtern am Tor. »Ich hoffe, sie haben Appetit.«
Die Wächter, die kein Wort verstanden, grinsten zurück.
Sharpe warf einen letzten Blick zurück, spuckte aus und ging davon. Eine Rechnung ist ordentlich beglichen, dachte er. Jetzt musste er sich nur noch verstecken, bis die Rotröcke kamen.
Und dann sah er die mit Perlen behängte indische Sänfte, und eine andere Rechnung kam ihm in den Sinn.
Eine Zeit lang hatte es den Anschein, Tippu könne seine Stadt halten. Er kämpfte selbst wie ein Tiger, wusste, dass das Feuer der Gewalt, das unter der vom Rauch verhüllten Sonne loderte, über sein Schicksal entscheiden würde. Entweder der Tigerthron oder das Grab.
Er wusste nicht, was auf dem südlichen Teil des Walls geschah, hörte nur fernes ständiges Musketenfeuer, das ihm sagte, dass der Kampf andauerte. Er wusste nur, dass er und seine Männer einen schrecklichen Tribut von den Angreifern auf dem nördlichen Wall forderten.
Tippu war gezwungen gewesen, sich vor der Überzahl der Angreifer, die auf die Wälle strömten, zurückzuziehen, und dieser blutige Rückzug hatte ihn vom westlichen Wall vertrieben, um die Ecke bei den Überresten der nordwestlichen Bastion und so auf das lange Stück
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