Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
wurde eine Chance geboten, ihn zurückzuholen oder wenigstens McCandless’ Informationen zu erhalten, selbst wenn der Colonel nicht aus den Kerkern des Sultans befreit werden konnte. Harris hatte keine so große Zuversicht in den britischen Erfolg bei dem Feldzug, dass er einen solchen unverhofften Glücksfall außer Acht lassen konnte.
    »Aber wie, in Gottes Namen, soll dieser Lawford in der Stadt überleben?«, hatte Harris gefragt.
    »Leicht!«, hatte Baird spöttisch gesagt. »Tippu ist verdammt begierig auf europäische Freiwillige. So stecken wir den jungen Lawford in die Uniform eines Private, und er kann sich als Deserteur ausgeben. Er wird mit offenen Armen empfangen werden! Sie werden ihm Blumengirlanden um den Hals hängen und ihm die erste Wahl bei den bibbis geben.«
    Harris hatte sich nur langsam überreden lassen, doch Wellesley hatte sich dagegen entschieden, als er davon erfahren hatte. Lawford konnte laut Wellesleys Überzeugung niemals als gemeiner Soldat durchgehen, doch Bairds Begeisterung hatte die Oberhand über Wellesleys Meinung gewonnen, und so war Lieutenant Lawford in Harris’ Zelt befohlen worden, wo er die Dinge kompliziert hatte, indem er der gleichen Meinung wie sein Colonel gewesen war.
    »Ich würde gern helfen, Sir«, hatte er Harris gesagt, »aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Täuschung schaffen kann. Ob ich zu der Rolle fähig bin.«
    »Guter Gott, Mann!«, hatte Baird sich eingemischt. »Spucken und fluchen Sie! Das ist nicht schwer!«
    »Es wird sehr schwer sein«, hatte Harris widersprochen und den schüchternen Lieutenant angestarrt. Er bezweifelte, dass Lawford glaubwürdig zu der Täuschung fähig war, denn der Lieutenant war offensichtlich ein anständiger Mann, der anscheinend ohne Falsch war.
    Dann hatte Lawford die Dinge noch komplizierter gemacht.
    »Ich halte es für plausibler, Sir«, sagte er respektvoll, »wenn ich einen anderen Mann mitnehmen könnte. Deserteure flüchten gewöhnlich zu zweit, nicht wahr? Und wenn der Mann ein echter Typ ist, ein einfacher Soldat, wäre alles überzeugender.«
    »Das macht Sinn, das macht Sinn«, hatte Baird ermunternd gesagt.
    »Haben Sie einen Mann im Sinn?«, hatte Wellesley kühl gefragt.
    »Sein Name ist Sharpe, Sir«, hatte Lawford geantwortet. »Man wird ihn vermutlich gerade zu Peitschenhieben verurteilen.«
    »Dann wird er verdammt nicht von Nutzen sein«, sagte Wellesley, und sein Tonfall klang, als sei die Sache damit für ihn vergessen.
    »Ich werde mit keinem anderen gehen, Sir«, erwiderte Lawford entschieden. Er wandte sich damit an General Harris, statt an den Colonel, und Harris war erfreut, dass Lawford Rückgrat bewies. Der Lieutenant hatte anscheinend doch mehr Selbstvertrauen, als es den Anschein hatte.
    »Wie viele Peitschenhiebe bekommt dieser Typ?«, erkundigte sich Harris.
    »Das weiß ich nicht, Sir. Er steht jetzt vor dem Kriegsgericht, Sir, und wenn ich nicht hier wäre, würde ich für ihn aussagen. Ich zweifle an seiner Schuld.«
    Die Streitfrage, ob Sharpe für die Mission eingesetzt werden sollte oder nicht, wurde bei der Mittagsmahlzeit aus Reis und geschmortem Ziegenfleisch fortgesetzt.
    Wellesley weigerte sich, bei dem Kriegsgericht oder dem folgenden Urteil einzugreifen. Er erklärte, dass dies nachteilig für die Disziplin sein würde, doch William Lawford weigerte sich hartnäckig und respektvoll, einen anderen Mann auf die Mission mitzunehmen. Er sagte, es müsse ein Mann sein, dem er vertrauen könne.
    »Wir könnten einen anderen Offizier schicken«, schlug Wellesley vor, doch die Idee wurde fallen gelassen, als allen klar geworden war, wie schwierig es war, einen zuverlässigen Freiwilligen zu finden. Es gab viele Männer, die auf die Mission mitgehen würden, doch wenige waren zuverlässig, und die zuverlässigen würden zu sensibel sein, um ihr wertvolles Offizierspatent für etwas aufs Spiel zu setzen, das Wellesley als närrischen Botengang bezeichnete.
    »Warum sind Sie also für die Mission bereit?«, fragte Harris Lawford. »Sie sehen nicht wie ein Narr aus.«
    »Ich glaube, ich bin auch keiner, Sir. Aber mein Onkel gab mir das Geld, um mein Patent zu kaufen.«
    »Tatsächlich! Das war verdammt großzügig.«
    »Und ich hoffe, ich bin verdammt dankbar, Sir.«
    »Dankbar genug, um für ihn zu sterben?«, warf Wellesley spöttisch ein.
    Lawford war rot geworden, doch er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. »Ich nehme an, Private Sharpe ist findig genug, um uns beide am

Weitere Kostenlose Bücher