Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
dabei krepieren wirst, und so sind wir beide, da wir Kameraden sind, desertiert.«
    »Ich glaube wirklich, dass wir gehen müssen!«, beharrte Lawford.
    »In einer Minute, Sir.« Abermals verfluchte sich Sharpe, dass ihm aus Gewohnheit »Sir« herausgerutscht war. »Lass nur meinen Rücken ein bisschen zur Ruhe kommen.«
    »Oh, selbstverständlich«, sagte Lawford sofort zerknirscht. »Aber wir können nicht zu lange warten, Sharpe.«
    »Dick, Sir. Du nennst mich Dick. Wir sind Freunde, erinnerst du dich?«
    »Natürlich.« Lawford, der sich ebenso unbehaglich wegen dieser plötzlichen Vertrautheit fühlte wie wegen der Tatsache, dass sie Zeit verschwendeten, ließ sich unbeholfen neben Sharpe am Fuß des Baumstamms nieder.
    »Und warum sind Sie – bist du zum Militär gegangen?«, fragte er Sharpe.
    »Die Büttel waren hinter mir her.«
    »Die Büttel? Ah so, die Constabler.« Lawford schwieg kurz. Irgendwo in der Nacht schrie ein Tier, das Opfer eines Raubvogels geworden war, während fern im Osten die Sergeants nach ihren Wachtposten riefen. Der Himmel glühte vom Widerschein des Lichts von den unzähligen Feuern der Armee. »Was hattest du verbrochen?«, erkundigte sich Lawford.
    »Einen Mann gekillt. Ein Messer in ihn reingesteckt.«
    Lawford starrte Sharpe an. »Soll das heißen, dass du ihn ermordet hast?«
    »Ja, man kann es als Mord bezeichnen, auch wenn der Scheißkerl es verdient hatte. Doch der Richter in York hätte das bestimmt anders gesehen als ich. Das bedeutete, dass Dick Sharpe irgendwann am Ende eines Stricks gebaumelt hätte, und so nahm ich an, es wäre leichter, einen scharlachroten Uniformrock anzuziehen. Die Büttel lassen einen Mann in Uniform zufrieden, es sei denn, er hat einen aus der Oberschicht kaltgemacht.«
    Lawford zögerte, war sich nicht sicher, ob er zu neugierig fragen sollte, doch dann sagte er sich, dass es einen Versuch wert war. »Und wer war der Typ, den du umgelegt hast?«
    »Der Scheißer führte ein Wirtshaus. Ich arbeitete für ihn, verstehst du. Es war ein Gasthaus, das mit Reisekutschen angefahren wurde, und so wusste er, welche Kutschen gutes Gepäck transportierten, und mein Job war es, das Zeug zu klauen, wenn die Kutsche dann auf der Straße war. Er war ein richtiger Bastard, aber das war es nicht, weshalb ich bei ihm hängen blieb. Es ging um ein Mädchen. Und er und ich hatten unterschiedliche Meinungen, wer ihr Bett wärmen sollte. Er verlor, und ich bin hier, und Gott allein weiß, wo das Mädchen jetzt ist.« Er lachte.
    »Wir verschwenden Zeit«, sagte Lawford.
    »Ruhig!«, raunte Sharpe scharf, dann schnappte er sich seine Muskete und richtete sie auf eine Buschgruppe. »Bist du das, Mädchen?«
    »Ich bin’s, Richard.« Mary Bickerstaff tauchte mit einem Bündel aus der Dunkelheit auf. »Guten Abend, Mister Lawford, Sir«, sagte sie scheu.
    »Nenn ihn Bill«, sagte Sharpe, erhob sich und schulterte seine Muskete. »Komm jetzt, Bill«, sagte er. »Es hat keinen Sinn, hier Zeit zu verplempern. Wir sind jetzt drei, und weise Männer reisen immer zu dritt, nicht wahr? Also finde deinen verdammten Stern, und lass uns ihm folgen.«
 
    Sie gingen die ganze Nacht hindurch, folgten Lawfords Stern zum westlichen Horizont hin. Einmal zog Lawford Sharpe zur Seite und befahl ihm mit scharfer Autorität, die Frau zurückzuschicken. »Dies ist ein Befehl, Sharpe!«
    »Sie wird nicht zurückgehen«, erwiderte Sharpe.
    »Wir können keine Frau mitnehmen!«, blaffte Lawford.
    »Warum nicht? Deserteure nehmen immer ihr Wertvollstes mit, Sir. Bill, meine ich.«
    »Menschenskind, Private, wenn du dies vermasselst, werde ich dafür sorgen, dass alle Peitschenhiebe nachgeholt werden, die dir gestern erspart geblieben sind.«
    Sharpe grinste. »Ich werde es nicht sein, der es vermasselt, sondern die verdammt blöde Idee wird dafür sorgen.«
    »Blödsinn.« Lawford schritt voraus, zwang Sharpe, ihm zu folgen. Mary, die ahnte, worüber sie stritten, blieb ein paar Schritte zurück. »An General Bairds Idee ist nichts auszusetzen«, sagte Lawford. »Wir fallen Tippu in die Hände, schließen uns seiner miserablen Armee an, suchen diesen Ravi Shekhar und überlassen alles ihm. Und welche Rolle sollte Mrs Bickerstaff dabei spielen?«
    »Welche auch immer sie spielen will«, entgegnete Sharpe.
    Lawford wusste, dass er argumentieren und seine Autorität geltend machen sollte, doch er spürte, dass er nie gewinnen würde. Er begann sich zu fragen, ob es eine gute Idee gewesen war,

Weitere Kostenlose Bücher