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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Sharpe überhaupt mitzunehmen, doch vom ersten Moment, in dem Baird diese verzweifelte Mission vorgeschlagen hatte, hatte Lawford gewusst, dass er Hilfe brauchen würde. Ihm war ebenfalls klar gewesen, welchen der Soldaten der Leichten Kompanie er als Begleiter wünschte. Sharpe hatte immer herausgeragt, nicht nur wegen seiner Größe, sondern weil er der aufgeweckteste Mann der Kompanie war.
    Dennoch war Lawford nicht auf die Schnelligkeit oder Energie vorbereitet gewesen, mit der Sharpe seine Mission übernommen hatte. Lawford hatte von ihm Dankbarkeit erwartet und auch Ehrerbietung. Er hatte sogar gedacht, diese Ehrerbietung aufgrund der Tatsache beanspruchen zu können, dass er ein Offizier war, doch Sharpe hatte ihn schnell eines Besseren belehrt. Es war, als hätte er, Lawford, ein solide aussehendes Zugpferd vor seinen Wagen gespannt, um dann festzustellen, dass es ein feuriger, nicht zu bezähmender Galopper war. Doch warum hatte das Rennpferd darauf bestanden, die Stute mitzunehmen? Das beleidigte Lawford, ließ bei ihm den Schluss zu, dass Sharpe die Freiheit, die ihm diese Mission bot, auszunutzen gedachte.
    Lawford warf einen Blick zu Sharpe und bemerkte, wie blass und angespannt der Private aussah. Er nahm an, dass ihm die Auswirkungen der Auspeitschung doch mehr zu schaffen machten, als er es wahrhaben wollte.
    »Ich denke immer noch, Mrs Bickerstaff sollte zur Armee zurückgehen«, sagte Lawford sanft.
    »Das kann sie nicht«, sagte Sharpe knapp. »Sag’s ihm, Mary.«
    Mary rannte, um sie einzuholen.
    »Ich bin nicht sicher, solange Hakeswill lebt«, erklärte sie Lawford.
    »Sie könnten beschützt werden«, schlug Lawford vage vor.
    »Von wem?«, fragte Mary. »Wenn ein Mann sich bei der Armee um eine Frau kümmert, will er was dafür, das wissen Sie, Sir.«
    »Nenn ihn Bill«, fauchte Sharpe sie an. »Unser Leben könnte davon abhängen. Wenn einer von uns ihn ›Sir‹ nennt, dann wird man uns an die verdammten Tiger verfüttern.«
    »Und es geht nicht nur um Hakeswill«, fuhr Mary fort. »Sergeant Green will mich jetzt heiraten, was immerhin anständiger ist als das, was Hakeswill vorhat, aber ich will es ebenfalls nicht. Ich will nur mit Richard in Frieden gelassen werden.«
    »Gott weiß«, sagte Lawford, »dass Sie wahrscheinlich aus der heißen Pfanne ins Feuer gesprungen sind oder vom Regen in die Traufe.«
    »Ich gehe das Risiko ein«, sagte Mary eigensinnig.
    Sie hatte sich alle Mühe gegeben, das Risiko, vergewaltigt zu werden, zu reduzieren. Sie hatte sich mit einem verschlissenen, dunklen Rock und einer schmutzigen Schürze bekleidet, beide Kleidungsstücke so fleckig und düster, wie sie sie nur hatte finden können. Sie hatte sich Asche und Dreck ins Haar geschmiert, aber sie hatte nichts getan, um die natürliche Schönheit ihres Gesichts zu verbergen.
    »Außerdem«, sagte sie zu Lawford, »können weder Sie noch Richard eine der indischen Sprachen sprechen. Sie brauchen mich. Und ich habe etwas zu essen mitgebracht.« Sie hob das Stoffbündel an.
    Lawford stieß einen Grunzlaut aus. Hinter ihnen war der Horizont jetzt von einem zarten rötlichen Schimmer überzogen, vor dem die Bäume und Büsche als Schatten zu sehen waren. Er nahm an, dass sie ungefähr ein Dutzend Meilen gewandert waren, und als der blasse Schimmer kräftiger wurde und die Morgendämmerung über das Land kroch, schlug er eine Rast vor.
    Marys Bündel enthielt ein halbes Dutzend ungesäuerte Brotlaibe und zwei Feldflaschen mit Wasser.
    Als sie gefrühstückt hatten, ging Lawford in die Büsche, um seine Blase zu leeren, und als er zurückkehrte, sah er, dass Sharpe Mary hart ins Gesicht schlug.
    »Um Himmels willen, Mann!«, rief Lawford empört. »Was machen Sie da?«
    »Er verpasst mir ein blaues Auge«, antwortete Mary. »Ich habe ihn darum gebeten.«
    »Gütiger Gott!«, entfuhr es Lawford. Marys linke Augenpartie schwoll bereits an, und Tränen rannen über ihre Wangen. »Wozu das denn?«
    »Das hält die Scheißkerle von ihr ab«, sagte Sharpe. »Wie geht es dir, Liebling?«
    »Ich werde es überleben«, sagte Mary. »Du hast hart zugeschlagen, Richard.«
    »Es hatte keinen Sinn, dich zärtlich zu treffen. Aber ich wollte dir nicht wehtun.«
    Mary klatschte sich Wasser auf das Auge, und sie marschierten weiter. Sie überquerten jetzt ein offenes Stück Land, das mit leuchtend blühenden Bäumen gesprenkelt war. Es waren keine Dörfer in Sicht.
    Eine Stunde nach der Morgendämmerung gelangten sie zu einem

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