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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gleichgültigkeit, die er nicht ganz empfand.
    »Dann geh und kraule sie«, sagte Sharpe, »und sieh, ob sie schnurren. Verpiss dich!« Letzteres galt einem anderen neugierigen Tiger, der vorwärts drängte, bis die Kette ihn zurückhielt. »Man bräuchte eine ziemlich große Maus, um einen dieser Bastarde zu füttern.«
    »Die Tiger können Sie nicht erreichen«, sagte jemand auf Englisch hinter ihnen. »Es sei denn, ihre Wärter lassen sie von den Ketten frei. Guten Morgen.«
    Sharpe wandte sich um. Ein großer Offizier in mittlerem Alter und mit einem schwarzen Schnurrbart war in den Hof gekommen. Er war Europäer und trug die blaue Uniform von Frankreich.
    »Ich bin Colonel Gudin«, sagte der Offizier. »Und wer sind Sie?«
    Für einen Moment fand niemand Worte, und dann nahm Lawford Haltung an und stand still.
    »William Lawford, Sir.«
    »Er heißt Bill«, sagte Sharpe. »Ich werde Dick genannt, und dies ist meine Frau.« Er legte einen Arm um Marys Schultern.
    Gudin verzog das Gesicht, als er Marys geschwollenes blaues Auge und ihre dreckige Kleidung sah. »Sie haben einen Namen ...«, er zögerte und sagte sich schließlich, dass er sie so am besten ansprechen konnte, »... Madame? «
    » Mary, Sir.« Sie machte einen kleinen Knicks, und Gudin erwiderte die höfliche Geste mit einem leichten Nicken. »Und Ihr Name?«, fragte er Sharpe.
    »Sharpe, Sir. Dick Sharpe.«
    »Und Sie sind Deserteure?«, fragte der Colonel. Sein Tonfall verriet Abscheu.
    »Jawohl, Sir«, antwortete Lawford.
    »Ich bin nie sicher, ob man Deserteuren trauen kann«, sagte Gudin milde. Er wurde von einem französischen Sergeant begleitet, der die Tiger nervös beäugte. »Wenn man eine Fahne betrügen kann, warum auch nicht die andere?«, bemerkte Gudin.
    »Man könnte einen guten Grund haben, um seine Fahne zu betrügen, Sir«, sagte Sharpe.
    »Und Ihr Grund, Sharpe?«
    Sharpe drehte sich um, damit der Colonel das Blut auf seinem Rücken sehen konnte. Er ließ Gudin auf die Blutflecken starren und wandte sich dann wieder um.
    »Ist das Grund genug, Sir?«
    Gudin erschauerte. »Ich habe nie verstanden, warum die Briten ihre Soldaten auspeitschen. Das ist Barbarei.« Er wedelte gereizt die Fliegen fort, die um sein Gesicht schwirrten. »Das ist pure Barbarei.«
    »Sie lassen in der französischen Armee nicht auspeitschen, Sir?«
    »Natürlich nicht«, sagte Gudin verächtlich. Er legte eine Hand auf Sharpes Schulter und zog ihn herum. »Wann wurde Ihnen dies angetan?«
    »Vor ein paar Tagen, Sir.«
    »Haben Sie die Verbände gewechselt?«
    »Nein, Sir. Doch ich habe sie angefeuchtet.«
    »Sie wären immer noch in einer Woche tot, wenn wir nichts unternähmen«, sagte Gudin und sprach mit dem Sergeant, der daraufhin forsch über den Hof davonschritt. Gudin drehte Sharpe wieder um. »Und was haben Sie getan, um solche Barbarei zu verdienen, Private Sharpe?«
    »Nichts, Sir.«
    »Außer nichts«, sagte Gudin müde, als hätte er schon jede vorstellbare Ausrede gehört.
    »Ich habe einen Sergeant geschlagen, Sir.«
    »Und Sie?«, fragte Gudin Lawford. »Warum sind Sie desertiert?«
    »Sie wollten mich auspeitschen, Sir.« Lawford war nervös bei der Lüge, und diese Nervosität machte Gudin neugierig.
    »Weil Sie nichts getan haben?«, fragte Gudin belustigt.
    »Wegen einer Taschenuhr, Sir.« Lawford wurde rot. »Die ich geklaut habe«, fügte er hinzu, aber es klang wenig überzeugend. Er machte sich keine Mühe, den Akzent zu verbergen, der seine Erziehung verriet, aber ob Gudin genug ans Englische gewöhnt war, um die Nuance zu bemerken, war eine andere Sache.
    Der Franzose war zweifellos fasziniert von Lawford.
    »Wie, sagten Sie, lautet Ihr Name?«, fragte der Colonel.
    »Lawford, Sir.«
    Gudin unterzog Lawford einer langen Musterung. Der Franzose war groß und schlank, mit einem schwermütigen und müden Gesicht, doch Sharpe fand, dass seine Augen gütig und schlau blickten. Offenbar war er ein Gentleman, der richtige Offizierstyp. Vielleicht hatte Gudin bereits Lawfords Tarnung durchschaut.
    »Sie scheinen mir ein typisch britischer Soldat zu sein, Private Lawford«, sagte er dann auch als Bestätigung von Sharpes Befürchtungen. »In Frankreich wären Sie nichts Besonderes für mich, denn wir müssen darauf bestehen, dass jeder Mann seinem Land dient, aber in Britannien akzeptiert man nur den Abschaum der Straße. Männer aus der Gosse.«
    »Männer wie mich«, sagte Sharpe.
    »Still«, tadelte Gudin mit plötzlicher Autorität. »Ich

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