Sharpes Feuerprobe
zuckte. »Ist das schlimm, Sir?«
»Sie wissen, was Läuterung ist, Private?«
»Etwas, das die Armee mit einem macht, Sir? Wie zum Beispiel eine Vereidigung?«
Gudin lächelte. »Nicht ganz, Sharpe. Der Sultan ist Moslem, und er liebt es, ausländische Freiwillige seiner Religion anzuschließen. Das heißt, einer seiner heiligen Männer wird eure Vorhaut beschneiden. Es geht ganz schnell, als wenn man die Spitze eines weich gekochten Eies abschneiden würde.«
»Von meinem Schwanz?« Sharpe war jetzt ebenso entgeistert wie Lawford.
»Das ist in Sekunden vorbei«, versicherte Gudin, »obwohl die Blutung eine Weile dauern kann, und Sie können nicht, wie soll ich es sagen ...?« Er blickte zu Mary und dann wieder zu Sharpe. »Sie können das Ei für einige Wochen nicht hart kochen.«
Sharpe stieß einen Fluch aus. »Für die Religion tun sie das?«
»Wir Christen taufen Babys mit Wasser«, sagte Gudin, »und die Moslems beschneiden die Vorhaut.« Der Franzose legte eine Pause ein und lächelte. »Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass ein Mann mit einem blutenden besten Stück ein guter Soldat sein wird, und eure Armeen werden in ein paar Tagen hier sein, und so werde ich Seiner Hoheit vorschlagen, dass ihr beide mit meinen Männern zusammen kämpfen werdet. Wir sind nur wenige, aber keiner von uns ist Moslem und alle unsere weich gekochten Eier behalten den gesamten Kopf.«
»Das finde ich auch ganz richtig, Sir«, sagte Sharpe begeistert. »Und es wird uns eine Ehre sein, Ihnen zu dienen, Sir«, fügte er hinzu.
»In einem französischen Bataillon?«, fragte Gudin scherzhaft.
»Wenn Sie nicht auspeitschen lassen, Sir, und keine Schwänze beschneiden, dann wird es mehr als eine Ehre sein.«
»Wenn der Sultan es erlaubt«, warnte Gudin, »was vielleicht nicht der Fall sein wird. Aber ich glaube, er könnte es erlauben. Ich habe andere Briten im Bataillon und einige Deutsche und Schweizer. Ich bin sicher, dass ihr dort glücklich sein werdet.« Er blickte zu Mary. »Aber was wird mit Ihnen, Madame? «
Mary berührte Sharpe am Ellbogen. »Ich bin mit Richard hergekommen, Sir.«
Gudin musterte ihr blaues Auge. »Wie ist das passiert, Madame? «
»Ich bin gefallen, Sir«, sagte Mary.
Über Gudins Gesicht huschte ein Lächeln. »Oder hat Private Sharpe Sie geschlagen? Damit Sie nicht attraktiv aussehen werden?«
»Ich bin gestürzt, Sir.«
Gudin nickte. »Sie haben hart zugeschlagen, Private Sharpe.«
»Sonst hätte es keinen Sinn gehabt, Sir.«
»Das stimmt«, sagte Gudin. Dann zuckte er mit den Schultern. »Meine Männer haben ihre Frauen. Wenn Seine Hoheit es zulässt, habe ich nichts dagegen, dass ihr beide zusammenbleibt.« Er wandte sich zu dem Sergeant um, der zurückkehrte und einen älteren Inder mitbrachte, der eine tuchbedeckte Tasche trug. »Dies ist Doktor Venkatesh«, sagte Gudin und begrüßte den Doktor mit einer Verneigung. »Und er ist so gut wie jeder Arzt, den ich jemals in Paris gefunden habe. Ich kann mir vorstellen, Sharpe, dass es schmerzen wird, wenn diese dreckigen Verbände entfernt werden.«
»Tut nicht so weh wie die Läuterung, Sir.«
Gudin lachte. »Trotzdem halte ich es für besser, wenn Sie sich hinsetzen.«
Das Entfernen der Verbände schmerzte höllisch. Mister Micklewhite, der Bataillonschirurg, hatte Salbe auf die Striemen aufgetragen, doch kein Arzt der Armee verschwendete zu viel solcher kostbaren Salben auf einem gemeinen Soldaten, und Micklewhite hatte nicht genug benutzt, um zu verhindern, dass die Wunden verkrusteten. So war der Verbandsstoff zu einer verklebten Masse aus Leinen und getrocknetem Blut geworden, die den Schorf von den Wunden riss, als der Inder die Verbände von der Haut löste.
Doktor Venkatesh war tatsächlich geschickt und sanft, und seine Stimme klang beruhigend in Sharpes Ohren, als er behutsam die schreckliche, blutige Verbandmasse von dem zerrissenen Fleisch entfernte. Trotzdem konnte Sharpe ein Wimmern nicht unterdrücken.
Die Tiger, die frisches Blut rochen, sprangen an ihren Ketten, und so war der Hof erfüllt vom Klirren der Kettenglieder und dem Fauchen der Raubkatzen.
Der indische Arzt missbilligte offensichtlich die Verletzung und deren Behandlung. Er murmelte vor sich hin und schüttelte den Kopf, als das Gemetzel entblößt war. Als er den letzten mit Blut verklebten Verbandsfetzen mit einer Pinzette mit Griff aus Elfenbein entfernt hatte, trug er eine Salbe auf Sharpes Rücken auf, deren Kühle wundervoll
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