Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
tigergestreifte Waffenröcke ausgegeben, wie Tippus Männer sie trugen. Die Waffenröcke ließen sich nicht vorne öffnen wie die europäischen, sondern mussten beim An- und Ausziehen über den Kopf gestreift werden.
    »Woher seid ihr Jungs?«, hatte eine englische Stimme gefragt, als Sharpe den gefärbten Waffenrock übergestreift hatte.
    »Dreiunddreißigstes«, hatte Sharpe geantwortet.
    »Die Haferkuchen? Ich dachte, die wären oben im Norden, in Kalkutta?«
    »Sind im letzten Jahr nach Madras runtermarschiert«, sagte Sharpe. Er saß auf seinem Feldbett. Stricke waren zwischen einem einfachen Holzrahmen gespannt, was überraschend komfortabel war. »Und ihr?«, fragte er den Engländer.
    »Verdammte königliche Artillerie, Kamerad, wir beide. Hauten vor drei Monaten ab. Ich heiße Johnny Blake, und das ist Henry Hickson.«
    »Ich bin Dick Sharpe, und dies ist Bill Lawford«, stellte Sharpe vor. Der Lieutenant wirkte kläglich und verlegen in seinem bis zu den Knien reichenden Waffenrock mit purpurnen und weißen Streifen. Darüber trug er ein Kreuzbandelier, an dem ein Bajonett und eine Patronentasche hingen. Sie waren mit schweren französischen Musketen ausgerüstet worden, und man hatte Sharpe und Lawford gewarnt, dass sie mit dem Rest des kleinen Bataillons ihren Anteil am Wachdienst leisten mussten.
    »Es waren mal viel mehr von uns hier«, sagte Blake, »aber die Männer sterben hier wie die Fliegen. Hauptsächlich am Fieber.«
    »Aber sonst ist es hier nicht schlecht«, meinte Henry Hickson. »Das Essen ist in Ordnung, es gibt viele bibbis, und Gudin ist ein wirklich anständiger Offizier. Besser als jeder, den wir jemals gehabt haben.«
    »Richtige Bastarde waren das«, stimmte Blake zu.
    »Sind sie das nicht alle?«, hatte Sharpe gesagt.
    »Und der Sold ist gut, wenn man ihn bekommt. Ist jetzt fünf Monate überfällig, aber vielleicht werden wir ihn bekommen, wenn wir den Briten den Arsch aufreißen.« Blake lachte bei der Vorstellung.
    Blake und Hickson brauchten nicht Wache zu stehen, sondern sie bemannten eines der großen Geschütze mit dem Tigermaul, das sich hinter einer nahen Schießscharte duckte.
    Sharpe und Lawford hielten allein Wache, und diese Privatsphäre ermunterte Lawford zu seiner wütenden Attacke.
    »Haben Sie nichts zu sagen, Private?«, fragte er Sharpe herausfordernd.
    Sharpe blickte immer noch stumm über die grüne Landschaft, durch die sich der Fluss südlich um die Insel wand.
    »Nun?«, blaffte Lawford.
    Sharpe sah ihn an. »Du hast die Muskete geladen, Bill, nicht wahr?«
    »Natürlich!«
    »Hast du jemals so glattes und feines Schießpulver zwischen den Fingern gespürt?« Sharpe sah dem Lieutenant in die Augen.
    »Es hätte Schießpulverstaub sein können!«, beharrte Lawford ärgerlich.
    »So glänzend?«, sagte Sharpe spöttisch. »Schießpulverstaub ist voller Rattenkot und Sägemehl! Und hast du wirklich gedacht, Bill ...«, er betonte den Namen sarkastisch, »... dass der verdammte Tippu uns geladene Waffen in die Hand gibt, bevor er sicher ist, dass er uns vertrauen kann? Wenn er nur ein paar Schritte entfernt steht und nicht weiß, ob wir ihn umnieten oder nicht? Und hast du dir die Mühe gemacht, das Pulver zu schmecken? Ich habe daran geleckt, und es war überhaupt nicht salzig. Das war kein Schießpulver, Lieutenant, das war entweder Tintenpulver oder schwarzer Farbstoff, was auch immer, es ließ sich niemals zünden.«
    Lawford starrte Sharpe offenen Mundes an. »Sie – Sie wussten die ganze Zeit, dass die Muskete nicht schießen wird?«
    »Natürlich wusste ich das! Sonst hätte ich nicht abgedrückt. Hast du wirklich nicht erkannt, dass es kein Pulver war?«
    Lawford wandte sich ab. Wieder einmal fühlte er sich wie ein Dummkopf. Und als ihm das klar wurde, schoss ihm das Blut in die Wangen.
    »Es tut mir leid«, murmelte er. Er war niedergeschlagen, und abermals fühlte er sich im Vergleich zu diesem gemeinen Soldaten unfähig.
    Sharpe starrte auf eine Patrouille von Tippus Lanzenreitern, die zur Stadt zurückkehrte. Drei der Männer waren verwundet und wurden von ihren Kameraden im Sattel gestützt. Anscheinend waren die Briten jetzt nicht mehr fern.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte er sehr sanft und benutzte absichtlich das Wort »Sir«, um Lawford zu beruhigen, »aber ich bemühe mich, nicht unverschämt zu sein. Ich versuche nur, uns beide am Leben zu halten.«
    »Ich weiß. Es tut mir auch leid. Ich hätte wissen sollen, dass es kein Pulver

Weitere Kostenlose Bücher