Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
war.«
    »Es war verwirrend, nicht wahr?« Sharpe versuchte, seinen Gefährten zu trösten. »Als der Sultan dabeistand. Fetter kleiner Scheißer, nicht wahr? Du hast alles richtig gemacht, Sir.« Sharpe sprach mit Gefühl, denn er wusste, dass der junge Lieutenant unbedingt Ermunterung brauchte. »Und du warst sehr clever, Sir, als du das mit der Schürze gesagt hast. Ich hätte etwas Tinte auf deine Uniform verspritzen sollen, nicht wahr? Ich war zu blöde, um daran zu denken, aber du hast uns aus dieser Klemme rausgeholt.«
    »Ich dachte an Private Brookfield«, sagte Lawford, nicht ohne Stolz auf die Erinnerung an die Lüge, die ihm im letzten Moment eingefallen war. »Kennen Sie – kennst du Brookfield?«
    »Der Schreiber von Mister Stanbridges Kompanie, Sir? Typ mit Brille? Trägt er eine Schürze?«
    »Er sagt, die Schürze hält die Tinte von seiner Uniform fern.«
    »Er war immer wie ein altes Weib«, sagte Sharpe, »aber das hast du gut gemacht. Und ich sage dir noch etwas. Wir müssen schnell von hier verschwinden, denn ich weiß jetzt, warum wir hergekommen sind. Wir brauchen nicht unseren Händlerfreund zu suchen, wir müssen nur hier raus. Es sei denn, du meinst, wir sollten deinen Onkel retten, aber wenn nicht, dann können wir einfach verschwinden, denn ich weiß jetzt, was wir herausfinden sollen.«
    Lawford starrte ihn an. »Du weißt es?«
    »Der Colonel sprach mit mir, Sir, als wir diese Schau im Hof des Palasts abzogen. Er sagte, wir sollen General Harris informieren, dass er den Westwall meiden soll. Unbedingt. Das war alles.«
    Lawford blickte Sharpe staunend an, dann spähte er um den Winkel der Stadtmauer zum westlichen Wall. Doch nichts, was er sehen konnte, sah sonderbar oder verdächtig aus. »Du hörst besser auf, mich ›Sir‹ zu nennen«, sagte er. »Bist du sicher, dass der Colonel das gesagt hat?«
    »Er hat es zweimal gesagt. Meidet den Westwall.«
    Ein scharfer Ruf vom nächsten Kavalier ließ sie herumfahren. Rothière machte wütend Zeichen und wies nach Süden, um den beiden Engländern klarzumachen, dass sie diese Richtung beobachten sollten, anstatt blöde nach Westen zu glotzen. Sharpe blickte gehorsam nach Süden, obwohl dort nichts zu sehen war außer einigen Frauen, die Lasten auf ihrem Kopf trugen, und einem dünnen, nackten Jungen, der abgemagerte Rinder am Flussufer hütete.
    Meine Pflicht, dachte Sharpe, ist es jetzt, von hier zu fliehen und zur britischen Armee zu gelangen, doch wie, in Gottes Namen, kann ich das schaffen?
    Wenn er jetzt von der Mauer sprang, würde er sich wahrscheinlich ein Bein oder sonst was brechen, und selbst wenn er den Sprung überlebte, würde er im Glacisgraben landen. Wenn er es schaffte, die Erdaufschüttung zu überwinden, würde er nur das Militärlager erreichen, das an den südlichen und östlichen Mauern der Stadt errichtet war, und wenn er Glück hatte, um den Hunderten Soldaten zu entkommen, die sich auf ihn konzentrieren würden, dann musste er immer noch den Fluss durchqueren, und unterdessen würde jede Waffe in dem Lager auf ihn ballern. Und wenn es ihm gelang, den Fluss zu durchqueren, würden die Lanzenreiter des Tippu auf dem fernen Ufer warten. Der Gedanke an die schier unmögliche Flucht aus der Stadt ließ ihn grimmig lächeln.
    »Gott allein weiß, wie wir jemals von hier wegkommen«, sagte er zu Lawford.
    »Vielleicht bei Nacht?«, schlug Lawford vage vor.
    »Man wird uns niemals zur Nachtwache einteilen«, sagte Sharpe zweifelnd. Dann dachte er an Mary. Konnte er sie in der Stadt lassen?
    »Also, was machen wir?«, fragte Lawford.
    »Was wir immer in der Armee machen«, sagte Sharpe stoisch. »Nichts tun. Auf die Gelegenheit warten. Sie wird bestimmt kommen. Und in der Zwischenzeit können wir vielleicht herausfinden, was die Teufel auf der Westseite der Stadt tun.«
    Lawford erschauerte. »Ich bin froh, dass ich dich mitgenommen habe, Sharpe.«
    »Tatsächlich?« Sharpe grinste bei dem Kompliment. »Ich werde dir sagen, wann ich froh sein werde. Wenn du mich wieder zur Armee zurückbringst.« Und plötzlich, nachdem er wochenlang an Fahnenflucht gedacht hatte, wurde Sharpe klar, dass stimmte, was er gesagt hatte. Er wollte zur Armee zurückkehren, und diese Erkenntnis überraschte ihn. Die Armee hatte Richard Sharpe gelangweilt und dann ihr Bestes getan, um ihn zu zerbrechen. Sie hatte ihn ausgepeitscht, doch jetzt, als er auf der Brustwehr von Seringapatam stand, fehlte ihm die Armee.
    Denn Richard Sharpe hatte

Weitere Kostenlose Bücher